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Deutsche Lohnverhandlungen lassen keinen Preisschub erwarten

(Bloomberg) -- Die These, dass die anziehende Inflation in Europa die Löhne und Gehälter in die Höhe treiben könnte, wird in Deutschland einer wichtigen Prüfung unterzogen. Rund 3,5 Millionen Beschäftigte im Öffentlichen Dienst kämpfen in Tarifverhandlungen um deutliche Einkommenssteigerungen.

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Angesichts eines Verbraucherpreisanstiegs von derzeit 4% pro Jahr und einer möglichen weiteren Zunahme wird eine neue Verhandlungsrunde am 1. November zeigen, wessen Verhandlungsmacht nach der Krise gestärkt wurde. Die bisherigen Ergebnisse sprechen nicht für die Arbeitnehmer.

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Eine harte Gegenwehr der Arbeitgeber würde nicht nur den Boden für eine neue Streikrunde bereiten, sondern auch den Geldpolitikern der Europäischen Zentralbank einen Anhaltspunkt dafür liefern, ob die Pandemie nach Jahren des schwachen Preisanstiegs eine Wende in der Inflation herbeigeführt hat. Dieses Meinungsbild ist von größter Bedeutung, da sich die Entscheidungsträger darauf vorbereiten, die Konjunkturmaßnahmen für die Zeit nach der Krise zu überarbeiten.

Angeführt werden die Gespräche von Verdi, der zweitgrößten Gewerkschaft Deutschlands, die eine 5%ige Lohnerhöhung für die Beschäftigten der Bundesländer anstrebt, ein Abschluss, der wahrscheinlich im gesamten öffentlichen Sektor übernommen werden wird. Andere Einigungen - einschließlich eines separat ausgehandelten Tarifvertrags für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes in Hessen - lassen erwarten, dass die letztendliche Erhöhung weniger als halb so hoch ausfallen wird, was die Auswirkungen der Wirtschaftskrise widerspiegelt.

“Es wäre recht ungewöhnlich, einen Lohnabschluss von 5% in einem Umfeld zu erzielen, in dem der Arbeitsmarkt noch freie Kapazitäten hat”, sagte Jari Stehn, Chefökonom für Europa bei Goldman Sachs Group Inc. in London. “Das passiert normalerweise nur, wenn der Arbeitsmarkt angespannt ist, was im Moment nicht der Fall ist.”

Die Verhandlungen finden vor dem Hintergrund höherer Energiekosten und Engpässen im Welthandel statt, die zu einem starken Anstieg der Inflation in der Eurozone geführt haben, die im Oktober 3,7% erreicht haben könnte. Für Deutschland rechnet die Bundesbank mit einer Inflationsrate von annähernd 5% bis zum Ende des Jahres.

Die Frage, ob sich diese Inflation auf die Löhne auswirkt, ist für die EZB von entscheidender Bedeutung. Einige Amtsträger gehen davon aus, dass sich der derzeitige Preisanstieg als vorübergehend erweisen wird, aber die Falken unter den Geldpolitikern führen den Druck auf die Löhne als Grund an, eine Rücknahme der Anreizmaßnahmen zu erwägen.

“Kurz- bis mittelfristig hängen die Aufwärtsrisiken hauptsächlich mit anhaltenden Engpässen auf der Angebotsseite und einer stärkeren inländischen Lohn-Preis-Dynamik zusammen.”

-Klaas Knot, Gouverneur der niederländischen Zentralbank, am 14. Oktober.

In Deutschland hat sich dieses Risiko noch nicht materialisiert. Die Arbeitgeber haben die Ver.di-Forderungen abgelehnt, darunter mindestens 150 Euro mehr im Monat - das Doppelte des Betrags im Gesundheitssektor. Der Vorsitzende Frank Werneke ist zu einem harten Kampf entschlossen.

“Die Kolleginnen und Kollegen des öffentlichen Dienstes, Ihr habt dieses Land in den vergangenen Monaten am Laufen gehalten”, sagte er in einer Videobotschaft in diesem Monat. “Das hat Applaus gegeben und Zuspruch, aber wir sagen, Applaus alleine reicht nicht. Zudem steigen jetzt die Preise. Deshalb ist es notwendig in dieser Tarifrunde die Einkommen deutlich zu verbessern.”

Trotz solcher harten Worte haben die Gewerkschaften in letzter Zeit durchschnittlichen Erhöhungen von knapp über 2% zugestimmt. Das ist weniger als das Ergebnis einer Formel, die besagt, dass Lohnerhöhungen erst dann inflationär sind, wenn sie das Produktivitätswachstum plus die erwarteten Preissteigerungen übersteigen, was bei 3% liegen würde.

“Die deutschen Gewerkschaften bringen das Argument mit dem Inflationsausgleich vielleicht mal in den Verhandlungen, aber eigentlich sind sie mittel- und langfristig orientiert”, sagte Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor am gewerkschaftsnahen Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung in Düsseldorf. “Sie haben auch verstanden, dass Abschlüsse, die inflationstreibend werden, nichts bringen.”

Dennoch besteht die Möglichkeit, dass der Druck auf die Löhne weiter zunehmen könnte. Die Personal- und Unternehmensberatung Kienbaum erwartet, dass die Löhne in Deutschland im nächsten Jahr um durchschnittlich 3% steigen werden. In einigen Sektoren, in denen Arbeitskräftemangel herrscht, könnten die Zuwächse noch größer ausfallen.

Überschrift des Artikels im Original:Europe’s Inflation Shock Fizzles in German Post-Crisis Pay Talks

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