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Wer ist die deutsche Firma, bei der die Ukraine jetzt 5000 Panzerfäuste bestellt hat?

Ukrainischer Soldat bewacht die Küste von Odessa.
Ukrainischer Soldat bewacht die Küste von Odessa.

Da die Bundesregierung bisher eher zurückhaltend mit Waffenlieferungen an die Ukraine geblieben ist, hat die Regierung in Kiew nun selbst Panzerabwehrwaffen von einem deutschen Waffenhersteller bestellt. Die insgesamt 5100 Waffen vom Typ RGW90 HH „Matador“ kommen vom Rüstungsunternehmen Dynamit Nobel Defence im nordrhein-westfälischen Burbach, wie die Deutsche Presse-Agentur aus ukrainischen Regierungskreisen erfahren hat. Doch wer steckt eigentlich hinter der Firma? Wir sagen es euch.

Das Werk in Würgendorf wurde 1903 gebaut und 1928 durch die Dynamit AG (DAG) übernommen. Die DAG prägt eine zersplitterte und jahrhundertealte Geschichte. Die Wurzeln des Unternehmens gehen auf den schwedischen Wissenschaftler und Erfinder des Dynamits, Alfred Nobel, und seine 1865 in Hamburg gegründete Firma zurück. Aus dieser entstand 1876 die Aktiengesellschaft DAG. Bis zum Ersten Weltkrieg stieg die Firma zum größten Pulver- und Munitionsproduzenten im europäischen Raum auf und während des Zweiten Weltkrieges hatte sie beinahe eine Monopolstellung für die Sprengstoffherstellung in Deutschland inne.

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Mehrere Jahrzehnte später wurde das Rüstungsunternehmen 2004 schließlich durch den damaligen Mutterkonzern MG Technologies zerschlagen und an die staatliche israelische Rüstungsgesellschaft Rafael verkauft. „Aus der Wehrtechniksparte geht die Dynamit Nobel Defence GmbH (DND) als eigenständiges wehrtechnisches Unternehmen mit Sitz in Burbach hervor“, heißt es auf der Website des Unternehmens. Alles, was die Produktion für die Verteidigung anbelangt, wurde demnach im gleichen Jahr der Restrukturierung nach Burbach verlegt.

Das mittelständige Unternehmen, das derzeit nur etwas über 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, ist heute Hauptauftragnehmer der Panzerfaust 3 und damit wichtigster Lieferant der deutschen Streitkräfte für Panzerabwehrhandwaffen. Firmen-Angaben zufolge ist die Panzerfaust 3 „bis heute die leistungsfähigste Panzerabwehrhandwaffe für abgesessene Kräfte“. Zu den derzeitigen wehrtechnischen Entwicklungsbereichen gehören Raketen und Raketenmotoren, Gefechtsköpfe, Schutzmodule, rückstoßarme Panzerabwehr-Schulterwaffen und Aerosol-Feuerlöscher. Laut einem Marketing-Video, verfügt das DND-Werk über einen eigenen Schießbunker, in dem die scharfen Waffen „in allen Funktionen“ getestet werden können.

Ein Mann hält die Panzerfaust 3 der Firma Dynamit Nobel Defence GmbH in den Händen.
Ein Mann hält die Panzerfaust 3 der Firma Dynamit Nobel Defence GmbH in den Händen.

Bei der Lieferung in die Ukraine handelt es sich um Waffen des Typs RGW90 HH „Matador“. Die etwa acht Kilogramm schwere Panzerfaust wirkt gegen gepanzerte Fahrzeuge und hat nach Angaben des Unternehmens nur eine geringe Hitzewirkung nach hinten und kann deswegen auch in beengten Räumen eingesetzt werden. Im Jahre 2009 testeten israelische Soldaten die Waffen zum ersten Mal im Gazastreifen.

Das Würgendorfer Unternehmen bezeichnet sich selbst als „globalen Technologieführer im Bereich ballistischer Schulterwaffen“. Mehr als 20 Streitkräfte weltweit vertrauen nach DND-Angaben auf die Hightech-Waffensysteme aus Nordrhein-Westfalen. Welche das sind, gibt die Firma nicht preis.

Dynamit Nobel sowie das Nachfolgeunternehmen DND standen in der Vergangenheit immer wieder unter heftiger Kritik – nicht zuletzt angesichts der problematischen Verwicklungen im zweiten Weltkrieg, als die DAG teilweise Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge zwangsbeschäftigte. In den frühen 2000ern galten besonders die von ihnen produzierten Minensysteme umstritten. Denn: die Anti-Panzerminen, die das Unternehmen für die Bundeswehr hergestellt hat, stehen im Verdacht auch gegen Personen eingesetzt werden zu können, was gegen die Ottowa-Konvention verstoßen würde – ein völkerrechtlicher Vertrag von 1997 zum Verbot von Antipersonenminen. Noch 1992 warb die Firma laut Taz-Bericht in einer Fachzeitung mit dem Spruch „Dynamit Nobel – Bei Minen die erste Adresse“.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) äußert sich bei einer Pressekonferenz im Kanzleramt zum russischen Angriff auf die Ukraine.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) äußert sich bei einer Pressekonferenz im Kanzleramt zum russischen Angriff auf die Ukraine.