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Deutsche Banken wollen trotz Brexit eng mit London zusammenarbeiten

Der Bankenverband plädiert für eine pragmatische Zusammenarbeit mit Großbritannien – und fordert wegen Corona weitere regulatorische Erleichterungen.

Der Bankenverband hatte sich zuletzt erneut für Erleichterungen ausgesprochen. Foto: dpa
Der Bankenverband hatte sich zuletzt erneut für Erleichterungen ausgesprochen. Foto: dpa

Die deutschen Privatbanken wollen auch nach dem Ausscheiden Großbritanniens aus dem EU-Binnenmarkt eng mit Akteuren am Finanzplatz London zusammenarbeiten. Er hoffe, dass die EU möglichst viele britische Regeln als gleichwertig anerkenne und somit die Möglichkeit schaffe, Angebote in London zu nutzen, sagte Andreas Krautscheid, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbands (BdB), am Donnerstag.

„Der Gedanke, mit der Anerkennung zu warten, damit möglichst viel Geschäft auf den Kontinent kommt, ist politisch legitim“, sagte Krautscheid. „Aber ob das immer sinnvoll ist, ist eine andere Frage.“ Er hoffe, dass in der Debatte Pragmatismus künftig wichtiger sei als Politik und Ideologie.

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Seit Jahresbeginn dürfen Banken viele EU-Geschäfte nicht mehr von Großbritannien aus tätigen und haben deshalb Personal nach Frankfurt, Paris und Amsterdam verlagert. Der Handel mit europäischen Aktien wanderte nahezu komplett aus London ab. Bei einem der wichtigsten Geschäftsbereiche, der Abwicklung von Derivategeschäften in Euro, haben die britischen Anbieter dagegen noch eine Ausnahmegenehmigung bis Mitte 2022.

Entgegen manchen Befürchtungen hat es seit Jahresbeginn wegen des Brexits keine größeren Störungen im Finanzsektor gegeben. „Wir haben aber Hinweise, dass das ein oder andere nicht so kostengünstig und effizient klappt wie bisher“, sagte Krautscheid – beispielsweise im Derivatehandel.

Welche EU-Geschäfte künftig noch in London getätigt werden dürfen, hängt davon ab, ob die EU das britische Regelwerk als gleichwertig einstuft.

Anpassungen zu Kostensenkungen werden erwartet

Krautscheid glaubt nicht, dass Großbritannien nun laxe Regeln für die Finanzbranche einführen wird. „Die Briten wissen genau, wie wichtig gute Regulierung und gute Aufsicht für einen Standort sind“, sagt der BdB-Hauptgeschäftsführer. Er erwartet jedoch eine Reihe von Anpassungen, um Kosten zu senken und den Markt effizienter zu gestalten.

Da viele Geschäfte aus London an unterschiedliche Standorte in der EU verlagert worden sind, sei nun allerdings der europäische Kapitalmarkt noch fragmentierter als zuvor. Es sei laut Krautscheid deshalb wichtiger denn je, die europäische Kapitalmarktunion voranzutreiben. „Der europäische Kapitalmarkt ist längst nicht so tief und so effektiv, wie er sein könnte“, erklärt er. „Wer auf der politischen Seite möchte, dass noch mehr Geschäft auf den Kontinent transferiert wird, der ist auch in der Pflicht, dass das besser funktioniert.“

Coronakrise bereitet größere Probleme als Brexit

Noch stärker als der Brexit setzt vielen Banken derzeit die Coronakrise zu. Viele Institute gehen davon aus, dass die Zahl der Firmenpleiten und Kreditausfälle infolge der Pandemie 2021 deutlich zunehmen wird.

Die Commerzbank hat kürzlich bekanntgegeben, dass sie wegen des zweiten Lockdowns ihre Risikovorsorge für faule Kredite im Jahr 2020 auf mindestens 1,7 Milliarden Euro aufstocken wird. Die Deutsche Bank erwartet wie bereits im April prognostiziert rund 1,8 Milliarden Euro.


Aus Sicht von BdB-Hauptgeschäftsführer Christian Ossig ist es klar, dass die Insolvenzraten steigen werden – „gerade in den von Corona besonders betroffenen Branchen“. Insgesamt ist er jedoch zuversichtlich, dass die Institute die Belastungen dank ihrer Kapitalpuffer und der gebildeten Risikovorsorge verkraften können. „Aus meiner Sicht sind die Banken gut aufgestellt, um die steigenden Risiken auffangen zu können.“

Ossig weist darauf hin, dass vom aktuellen Lockdown nur einzelne Branchen betroffen sind, aber nicht weite Teile der exportorientierten Industrie wie im Frühjahr 2020. „Die starke Nachfrage aus China ist da eine Stütze.“ Deshalb wird es mit der Wirtschaft nach Einschätzung des BdB ab dem zweiten Quartal wieder bergauf gehen. Im Gesamtjahr erwartet der Verband ein Wirtschaftswachstum von rund 3,5 Prozent.

Weitere Erleichterungen von Politik und Aufsichtsbehörde gefordert

Damit Banken die Unternehmen im Aufschwung und beim Strukturwandel unterstützen können, fordert Ossig weitere Erleichterungen von Politik und Aufsichtsbehörden. Wenn die Kreditnachfrage im zweiten Halbjahr anziehe, dürften die Institute nicht durch regulatorische Anforderungen belastet werden, sagte Ossig. „Das könnte den Abschwung abwürgen.“

Konkret fordert Ossig eine weitere Verschiebung und Überprüfung von strengeren Kapitalregeln, die in der Branche Basel IV genannt werden. Die Einführung des Regelwerks hatten Regulatoren wegen Corona bereits im vergangenen Jahr auf 2023 verschoben.

Ossig plädiert nun dafür, mit der Einführung zu warten, bis der Wirtschaftsaufschwung finanziert ist und die Auswirkungen der Pandemie auf den Bankensektor vollumfänglich beurteilt werden können.

Nach den Erfahrungen in der Coronakrise hat er zudem grundsätzliche Zweifel, ob alle geplanten Regeländerungen nötig sind. „Man kann die Frage stellen, ob es überhaupt notwendig ist, den letzten Basel-Schritt zu gehen.“