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Deutsche Bank unter Dauerdruck: Wie dramatisch wird die Krise?

Dunkle Wolken über Frankfurt: Die Deutsche Bank erlebt turbulente Zeiten – wieder einmal (Foto: AP)
Dunkle Wolken über Frankfurt: Die Deutsche Bank erlebt turbulente Zeiten – wieder einmal (Foto: AP)

Die Sorgen werden größer: Zehn Jahre nach der spektakulären Lehman-Pleite sorgt wieder eine Großbank für alarmierende Schlagzeilen – die Deutsche Bank. Der einstige Vorzeigekonzern der Finanzmetropole Frankfurt ist in den vergangenen Wochen gehörig unter Druck geraten. Mancher Marktteilnehmer hält den Dax-Konzern gar bereits für einen Risikofaktor für die Finanzmärkte.

Steve Eisman hat wieder eine große Wette laufen. „Verkaufen Sie die Deutsche Bank leer“, rät der legendäre Hedgefondsmanager, der es im Hollywood-Blockbuster „The Big Short“ zum Popstar-Status brachte, als er massiv auf den Kollaps des amerikanischen Immobilienmarktes wettete.

Berits vor zehn Jahren waren die Frankfurter seinerzeit eine treibende Kraft, die den amerikanischen Immobilienmarkt ins Wanken brachte, als die Deutschbanker sogenannte CDOs (gebündelte Schuldverschreibungen auf Hypothekenanleihen) im großen Stil aufgelegt hatten.

Milliardenstrafe für Verwicklung in Finanzkrise

Die große Finanzkrise schien zumindest an der Börse relativ schnell wieder vergessen, doch nicht jede Bank hat sich davon erholt. Vor allem die Deutsche Bank wurde immer wieder von den Geistern der Vergangenheit eingeholt und musste für die krummen Hypothekengeschäfte aus den Nullerjahren Ende 2016 eine Milliardenstrafe zahlen.

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Die ist zwar längst beglichen, doch der Krisenmodus immer noch nicht abgehakt. Ganz im Gegenteil: Bei nicht einmal mehr 10 Euro notiert das Papier inzwischen – mehr als 90 Prozent unter den einstigen Hochs der vergangenen Dekade. Letzte Woche stürzte der Dax-Konzern bei Kursen um 9 Euro gar auf ein neues Allzeittief ab.

IWF: „Deutsche Bank die gefährlichste Bank der Welt“

Während der historische Abstieg der Anfang der 90er-Jahre noch wertvollsten Bank der Welt hierzulande in Leitartikeln bestaunt wird, ist man in angelsächsischen Kreisen vor dem Hintergrund der Lehman-Vergangenheit schon weiter.

Seit etwa ein bis zwei Jahren wird an der Wall Street getuschelt, ob die Deutsche Bank zu einem neuen Fall Lehman werden könnte – zu einem „Schwarzen Schwan“ der Börse, der die Kapitalmärkte weltweit in heftige Turbulenzen stürzen könnte. Als „gefährlichste Bank der Welt“ bezeichnete der Internationale Währungsfonds (IWF) die Deutschbanker gar bereits im Sommer 2016 nach einem Stresstest.

Schwieriger Start von CEO Christian Sewing

Dieser Eindruck hat sich in den folgenden Quartalen immer weiter verschärft – das Misstrauen ist nicht zuletzt durch den unrühmlichen Abgang von CEO John Cryan stetig gewachsen. Cryans Nachfolger Christian Sewing steht nach gerade einmal zwei Monaten im Amt nun seinerseits mit dem Rücken zur Wand. „Die Nachrichtenlage, da will ich nichts schönreden, ist nicht gut“, schrieb er Ende letzter Woche an die Mitarbeiter. „Viele von Ihnen haben die schlechten Nachrichten satt. Mir geht es genauso.“

Tatsächlich will die Flut der schlechten Nachrichten einfach nicht abreißen. In der vergangenen Woche wurde der US-Arm der Deutschen Bank von der amerikanischen Notenbank als „Problembank“ eingestuft. Zwei Tage später senkte die Ratingagentur Standard & Poor’s den Daumen – und die Kreditwürdigkeit. Die einst wertvollste Bank der Welt wird von S&P nun nur noch mit der Bonitätsnote „BBB+” geführt. Auch Moody’s überprüfe die Bewertung, heißt es.

„Haben eine andere Bewertung an den Finanzmärkten verdient“

„Wir glauben, dass die Deutsche Bank im Vergleich zu direkten Konkurrenten noch eine ganze Zeit der negative Ausreißer bleiben wird“, bereitet Standard & Poor’s Aktionäre auf weiteres Ungemach vor. Vorstandschef Sewing fühlt sich unterdessen von der Börse ungerecht behandelt: „Wir werden beweisen, dass wir eine andere Bewertung an den Finanzmärkten verdient haben“, schreibt der 48-Jährige an seine Mitarbeiter.

Dafür dürfte unterdessen viel Arbeit nötig sein, die nicht mehr von allen Mitarbeitern ausgeführt werden wird. Bis zu 10.000 Stellen fallen nämlich im Zuge der Neuausrichtung weg – zum Großteil im Investmentbanking in den USA , wie die Frankfurter vor zwei Wochen durchblicken ließen.

Kurssturz von 41 Prozent seit Jahresbeginn

Nach Einschätzung von Steve Eisman dürfte es mit dem harten Personalschnitt, durch den erhebliche Kosten eingespart werden, dennoch nicht getan sein. Die Deutsche Bank habe seit zu langer Zeit nicht mehr in moderne Technologien investiert, habe ein notorisches Problem mit der Profitabilität und sei möglicherweise unterkapitalisiert, mutmaßt die Hedgefondsikone gegenüber dem Finanzinformationssender Bloomberg.

Die Flut an schlechten Nachrichten hat Konsequenzen: Auch in dieser Woche gab das Papier gegen den Markttrend weiter nach und notiert bei ca. 9,40 Euro bereits um die 40 Prozent schwächer als noch zu Jahresbeginn. Der Kurssturz geht an die Substanz: Mit einer Marktkapitalisierung von nur noch 19,66 Milliarden Euro ist die Deutsche Bank nach dem Börsenwert im unteren Dax-Drittel angekommen.

Kursziel 8 Euro?

Geht es nach der Einschätzung von Branchenkollegen, könnte die Talsohle für Deutschlands größtes Geldhaus immer noch nicht durchschritten sein: „Wir glauben, dass der Bank große Herausforderungen in den kommenden Jahren bevorstehen“, schrieb etwa Barclays-Analyst Amit Goel im Mai in einer Studie, die mit 8 Euro ein noch tieferes Kursniveau prophezeit.

Die US-Kollegen von der Citigroup sind mit einem Kursziel von 8,30 Euro kaum optimistischer und empfehlen, die Aktie weiter zu verkaufen. Genau das passiert an den Terminbörsen im großen Stil: Gegen keine andere Bank wird aktuell so massiv gewettet wie gegen die Deutsche Bank.