Deutsche Bank macht ein Drittel der IB-Erträge mit einem Team
(Bloomberg) -- Um den größten Ertragsbringer der Deutsche Bank AG zu finden, muss man von Frankfurt aus tausende Flugkilometer bis nach Südostasien reisen. Fündig wird man im 18. Stock eines gläsernen Büroturms mit Blick auf die grünen Gewässer der Marina Bay in Singapur.
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Dort leitet Chetankumar Shah, ein unauffälliger und öffentlichkeitsscheuer Banker Anfang 50, ein Team, das komplexe Finanzierungen betreut. Das Spektrum der Kunden reicht von asiatischen Tycoons bis zu europäischen Produzenten erneuerbarer Energie. Papiere eines indonesischen Konglomerats gehören zum Geschäft wie Ramschtitel einer israelischen Reederei handelt das Team.
In Frankfurt oder an der Wallstreet mögen wenige Shah kennen. In der Buchhaltung der Deutschen Bank schon: Seine globale Finanzierungs- und Kredithandelsgruppe erwirtschaftet, wie zu hören ist, jährlich jedoch Erträge von geschätzten 3 Milliarden Euro. Das ist etwa ein Drittel des gesamten Investmentbankings der Frankfurter.
Die Bedeutung von Shahs Abteilung für die Erträge des Instituts zeigt umgekehrt auch, dass die Deutsche Bank immer noch stark auf Geschäftsbereiche baut, die Risiken bergen, wenn sich die Märkte drehen - obwohl sie sich jahrelang aus volatilen Geschäften zurückgezogen hat.
Unter Vorstandschef Christian Sewing strebt die Bank nach einer unermüdlichen Kostensenkungskampagne wieder Ertragswachstum an. Das Geschäfts mit Krediausfall-Swaps und möglicherweise der Handel mit Basismetallen sind nicht mehr Tabu. Die deutsche Aufsicht hat bereits Bedenken hinsichtlich der Risiken geäußert, die sie bei Leveraged Loans eingeht – ein Echo aus vergangenen Zeiten für eine Bank, die die höchsten Gerichtskosten im europäischen Bankensektor angehäuft hat und deswegen in fünf der letzten sechs Jahre Verluste produzierte.
Unter Shahs Führung hat die Deutsche Bank ihre Rolle als einer der weltweit größten Akteure im Credit Trading gefestigt. Sein globales Imperium umfasst das Handelsgeschäft mit notleidenden Krediten, das seit langem eine Stärke der größten deutschen Bank ist, sowie eine Kreditabteilung, die zum Wachstumsmotor wurde, als sich viele Konkurrenten nach der Finanzkrise zurückzogen.
“Er war einer der Pioniere, die uns geholfen haben, das Marktgeschäft praktisch aus dem Nichts aufzubauen”, sagte Anshu Jain, der ehemalige Co-CEO der Deutschen Bank, der mehr als ein Jahrzehnt mit Shah zusammenarbeitete und inzwischen Präsident von Cantor Fitzgerald LP ist. “Chetan kann auf eine jahrzehntelange Erfolgsgeschichte mit sehr gutem Risikomanagement zurückblicken.”
Shah hat in über 15 Jahren im Credit-Team mehrere Vorstandschefs in Frankfurt kommen und gehen sehen. Unter Jain war er ebenso tätig wie unter John Cryan und Jürgen Fitschen. In den letzten sechs Jahren war er Chef oder Co-Chef seines Bereichs.
Trotz der Milliarden, die sein Team an Land zieht, meidet Shah das Rampenlicht. Er hat ein unscheinbares Büro und wollte für diesen Beitrag weder Stellung beziehen noch sich fotografieren lassen. Ein Vegetarier und Abstinenzler, der Kricket liebt, hat Shah nicht einmal ein LinkedIn-Profil. Selbst für einen Banker, der seit zehn Jahren mit ihm zusammenarbeitet, bleibt er ein “Mysterium”.
Der Bereich Private Credit ist in Folge der Finanzkrise im gesamten Bankensektor stark gewachsen. Das globale Volumen steht inzwischen bei fast 1 Billion Dollar. Grund ist, dass viele Geschäftsbanken ihre traditionelle Kreditvergabe zurückfahren und anderen Anbietern und Produkten Raum geben. Die Deutsche Bank gehört zu den größten Anbietern in diesem Bereich, ebenso wie Apollo Global Management Group Inc. Andere Investmentbanken - von der UBS Group AG bis zur Credit Suisse Group AG - machen ähnliche Angebote, doch keine von ihnen ist so stark auf dieses Geschäft angewiesen wie die Deutsche Bank.
“Unser Credit-Geschäft ist seit vielen Jahren eine konstante Größe für die Bank”, sagt ein Sprecher der Bank. “Es bietet eine breite Palette von Bankdienstleistungen für Kunden, einschließlich hochwertiger besicherter Kredite. Diese Tätigkeit profitiert von den strengen Risikomanagementprozessen der Bank, dem vielfältigen Geschäftsportfolio und der langjährigen Erfahrung am Credit-Markt.”
Shah und seine Mitarbeiter wickeln in Asien und anderswo Transaktionen ab, an die sich andere Firmen nicht herantrauen, wie mit der Strategie vertraute Banker berichten. Dahinter stehe die Überzeugung, die damit verbundenen Risiken fest im Griff haben. Risikoreiche Credit-Produkte werden zuweilen durch Derivate abgesichert, die die Verluste bisher auf ein Minimum beschränkt haben.
Die Absicherungen böten Schutz für die von der Deutschen Bank gewährten Kredite, die oft an kapitalschwache, aber vermögensstarke asiatische Unternehmer vergeben werden, so die Personen. Das Team biete auch kurzfristige Finanzierungen, so genannte Mezzanine-Darlehen, an, die mit bis zu 15% verzinst werden, hieß es.
“Es gibt eine Marktlücke, und die Deutsche Bank füllt sie”, sagte Tom Kirchmaier, Professor an der London School of Economics, mit Blick auf die von Shah geleitete Abteilung. “Andererseits ist die Kreditvergabe an Menschen mit illiquiden Vermögenswerten immer ein heikles Geschäft, das von der Wirtschaftslage und vom Länderrisiko abhängt. Das kann man nicht so einfach absichern.”
Überschrift des Artikels im Original:Deutsche Bank’s Top Money Maker Reaps Billions From Singapore
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