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Cryan verkündet einen 575-Millionen-Euro-Gewinn

Die Deutsche Bank legt Halbjahreszahlen vor: Das zweite Quartal 2017 verzeichnet einen Überschuss von 466 Millionen Euro nach Steuern, deutlich mehr als von Analysten erwartet. Bankchef Cryan zeigt sich nicht zufrieden.

Die Deutsche Bank kommt im Tagesgeschäft langsam in Schwung. Das Vorsteuerergebnis kletterte im ersten Quartal um 52 Prozent auf 878 Millionen Euro, wie Deutschlands größtes Geldhaus am Donnerstag mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Analysten hatten im Schnitt mit 868 Millionen Euro gerechnet. Nach Steuern stand ein Gewinn von 575 Millionen Euro zu Buche, ebenfalls mehr als erwartet und ganze 143 Prozent mehr als im Vorjahresquartal (214 Millionen).

Vor allem der wichtige Anleihehandel florierte zu Jahresbeginn, wie sich schon bei den Rivalen gezeigt hatte. Vorstandschef John Cryan hatte bereits zum Abschluss der rund acht Milliarden Euro schweren Kapitalerhöhung Anfang April angekündigt, im Kerngeschäft Investmentbanking wieder anzugreifen. Nun betonte er: „Ich bin zufrieden mit unserem Start ins Jahr 2017. Das Kundengeschäft läuft sehr erfreulich, wir verzeichnen in allen Bereichen der Bank Zuflüsse, und die Aktivität an den Märkten erholt sich.“

Börsianer nahmen das Zahlenwerk hingegen mit wenig Enthusiasmus auf: Die Papiere fielen am Donnerstag um 3,9 Prozent auf 16,67 Euro und waren damit einer der größen Dax-Verlierer. „Die Zahlen sind qualitativ schwach“, bemängelte ein Händler. „Es gab die Hoffnung, dass die Bank nach dem Vertrauensverlust Ende 2016 mehr aufholen kann.“ Nach dem vergangenen Kursanstieg nahmen Investoren deshalb lieber Gewinne mit: In den vergangenen fünf Handelstagen hatten die Titel rund vierzehn Prozent zugelegt. Analyst Philipp Häßler von Equinet betonte, die Bank insgesamt auf gutem Weg zu sehen. „Die Restrukturierung der Bank wird 2017 weitergehen.“ Die Bewertung sei seiner Meinung nach derzeit zu niedrig.

Ein möglicher Grund für den Kursverlust: Die Erträge im Konzern sind weiter rückläufig. Sie lagen im ersten Quartal des Jahres bei 7,3 Milliarden Euro und damit neun Prozent niedriger als im Vorjahresquartal. Das Geldhaus führt diesen Rückgang von rund 0,7 Milliarden Euro im Wesentlichen auf Bewertungseffekte zurück. „Bereinigt um diesen Effekt lagen die Erträge in etwa auf dem Niveau des Vorjahresquartals“, schreibt die Bank in ihrer Mitteilung. Investoren sorgen sich aber schon länger, dass die Deutsche Bank im Tagesgeschäft von der Konkurrenz abgehängt wird, weil sie sich zu lange mit sich selbst beschäftigt hat.

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Im Kerngeschäft zeigt sich denn auch ein gemischtes Bild: Im Handel ging das Vorsteuerergebnis zurück. Einem starken Anleihehandel stand hier ein weniger starker Aktienhandel gegenüber. In der Investmentbank, in der das Beratungs-, Emissions- und Finanzierungsgeschäft liegt, verdiente die Deutsche Bank dagegen mehr als im Vorjahreszeitraum. Im Privatkundengeschäft zog der Gewinn deutlich an und auch in der Vermögensverwaltung gab es ein Plus. Beide Sparten stehen vor tiefgreifenden Veränderungen.

Die zinsunabhängigen Kosten betrugen laut Quartalsbericht 6,3 Milliarden Euro, zwölf Prozent weniger als im Vorjahresquartal. Auch die bereinigten Kosten sanken um fünf Prozent – unter anderem aufgrund von „Fortschritten beim Umbau der Bank“.

Die Mitarbeiterzahl sank um rund 1.600, ein Minus von 3.300 gegenüber dem ersten Quartal 2016. Aktuell hat die Bank weltweit 98.177 Vollzeitkräfte, davon 44.132 in Deutschland. Ein Jahr zuvor hatte Deutschlands größtes Geldhaus weltweit noch 101.445 Mitarbeiter. Die Deutsche Bank hatte angekündigt, bis 2018 weltweit 9.000 Arbeitsplätze abzubauen, davon 4.000 in Deutschland.

Auch bei den Standorten geht der Abbau voran: 130 der 188 auf der roten Liste stehenden Filialen in Deutschland hat die Deutsche Bank inzwischen geschlossen. Sie will künftig die Kunden im Inland in 535 Filialen bedienen, zusätzlich wurden acht Beratungscenter eröffnet, in denen sich Kunden außerhalb der regulären Filial-Öffnungszeiten – unter anderem an Samstagen – zu finanziellen Fragen informieren können.

„Unsere Maßnahmen zum Kostenabbau beginnen zu wirken, während wir die Strukturen unserer Bank deutlich vereinfachen. Wir haben die Grundlagen dafür geschaffen, dass die Deutsche Bank wieder gute Ergebnisse liefern kann“, gibt sich Vorstandschef John Cryan überzeugt.


Zahlen passen ins weltweite Bild

Ein Jahr zuvor hatte das Auftaktquartal überraschend gute Ergebnisse gebracht: 236 Millionen Euro Überschuss standen Anfang 2016 in den Büchern, Analysten hatten seinerzeit mit 300 Millionen Euro Verlust gerechnet.

Der starke Vergleichszeitraum – hier insbesondere der März – hatten es der Deutschen Bank eigentlich schwer gemacht, die damaligen Ergebnisse zu übertreffen. Die Erträge einzelner Segmente bis Mitte März seien etwas geringer ausgefallen, hatte das Geldhaus vor einem Monat erklärt. Insgesamt habe man aber einen guten Start in das erste Quartal 2017 erwischt. Vor allem der Anleihehandel war demnach stärker – viele Anleger schichteten angesichts der politisch unsicheren Lage ihre Depots um.

Die aktuellen Zahlen der Deutschen Bank passen ins weltweite Bild: Schon die großen US-Banken (mit Ausnahme von Goldman Sachs) profitierten im ersten Quartal vom regen Handel mit Anleihen, starken US-Wirtschaftsdaten sowie den Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed. Unter dem Strich standen Milliarden-Gewinne.

Um die Debatte um die Kapitalausstattung ein für allemal zu beenden, hatte Bankchef John Cryan im März zusammen mit der neuen Strategie eine acht Milliarden Euro schwere Kapitalerhöhung auf den Weg gebracht – und diese Anfang April erfolgreich abgeschlossen. Damit sollten den Vorgaben der Regulierung Rechnung getragen und verbliebene Zweifel an der Zukunftsfestigkeit der Bank ausgeräumt werden.

„Wir konnten jegliche Zweifel an unserer Kapitalausstattung ausräumen“, zeigte sich Vorstandschef John Cryan am Donnerstag mit dem Ergebnis zufrieden. Die harte Kernkapitalquote – der internationale Maßstab für die Stärke der Bilanz – stieg damit zum 31. März gegenüber dem 31. Dezember auf 14,1 von 11,8 Prozent, wie die Bank im Quartalsbericht mitteilte. Mit den operativen Gewinnen allein wäre sie nur auf 11,9 Prozent gekommen. „Nun können wir uns endlich darauf konzentrieren, den Umbau unserer Bank konsequent fortzusetzen und umsichtig zu wachsen“, schrieb Cryan zuletzt in einem Brief an die fast 100.000 Mitarbeiter.

Die Bilanzrisiken (RWA) von 358 Milliarden Euro sind nun mit 50,7 Milliarden Euro hartem Kernkapital unterlegt. Allerdings droht der Deutschen Bank ein deutlicher Anstieg der RWA, wenn sich die internationalen Bankenregulierer im Baseler Ausschuss auf eine Verschärfung bei der Anwendung interner Risikomodelle einigen. Auch bei der Verschuldungsquote (Leverage Ratio) muss sich die Deutsche Bank nach der Kapitalerhöhung mit 4,0 (Ende 2016: 3,5) Prozent vorerst keine Sorgen machen, dass sie den internationalen Anforderungen bald nicht mehr genügt. Derzeit gilt eine Mindestquote von drei Prozent, für global systemrelevante Institute zeichnet sich aber eine Anhebung auf vier Prozent ab. Ohne die Kapitalerhöhung hätte sich die Leverage Ratio der Bank wegen des anziehenden Geschäfts Ende März auf 3,4 Prozent verschlechtert.

Cryan hatte in der Vergangenheit bereits betont, der Schrumpfkurs sei vorbei. Jetzt gehe es darum, wieder anzugreifen und zu wachsen. Der Umbau der größten deutschen Privatbank geht aber weiter: So soll die Postbank entgegen früheren Plänen nicht verkauft, sondern voll in das Privat- und Firmenkundengeschäft des Konzerns integriert werden. Damit dürfte sich der Stellenabbau noch einmal verschärfen. Die Vermögensverwaltung wiederum soll teilweise an die Börse gebracht werden. Das spülte zusätzliche Milliarden in die Kasse, könnte vor allem aber der Bewertung des gesamten Konzerns helfen.

KONTEXT

Großaktionäre der Deutschen Bank

Platz 7

Goldman Sachs: 2,65 Prozent

(Quelle: Bloomberg)

Platz 6

Bank of America: 2,77 Prozent

Platz 5

Deutsche Bank: 2,92 Prozent

Platz 4

Supreme Universial Holding: 3,05 Prozent

Platz 3

Paramount Services Holding: 3,05 Prozent

Platz 2

HNA: 4,76 Prozent

Platz 1

Blackrock: 6,07 Prozent

KONTEXT

Der Vorstand der Deutschen Bank

Fakten zum Vorstand

Im Oktober 2015 hatte Vorstandschef John Cryan einen Großumbau des Vorstands angekündigt. Viele Änderungen traten zum 1. Januar 2016 in Kraft, im Laufe des Jahres 2016 gab es erneut Umbesetzungen. Das Gremium besteht zum 1. Oktober 2016 aus elf statt zuvor acht Mitglieder. Zwei Frauen gehören zum Zirkel, vier Manager sind Deutsche.

John Cryan - Vorstandschef

Der Brite führt seit Juli 2015 die Deutsche Bank. An seiner Seite agierte bis Mai 2016 noch Jürgen Fitschen als Co-Vorstandschef.

Cryan war zuvor unter anderem Finanzvorstand der Schweizer Großbank UBS.

Marcus Schenck

Bis 2014 arbeitete Schenck für den Energiekonzern Eon und die Investmentbank Goldman Sachs, bevor er als Finanzvorstand zur Deutschen Bank wechselte. Er behielt beim großen Umbau im Herbst 2015 seinen Posten und wurde im März zum Stellvertreter Cryans gewählt.

Christian Sewing

Zweiter stellvertretender Vorstandsvorsitzender ist Christian Sewing. Er sitzt seit Jahresbeginn 2015 im Vorstand. Nachdem er sich zunächst um die zahlreichen Rechtsstreitigkeiten der Bank kümmerte, übernahm er im Sommer 2015 die Leitung des Privatkundengeschäfts und damit auch die Verantwortung für die Postbank. Die Position Sewings wurde weiter gestärkt, weil sein Bereich auch die Betreuung von sehr reichen Kunden übernahm.

Kim Hammonds

Die langjährige Boeing-Managerin bringt als Technologiechefin die Informationssysteme der Bank auf Vordermann. Sie hatte zunächst als Generalbevollmächtigte begonnen und rückt im August 2016 in den Vorstand.

Stuart Lewis

Der Brite war bereits vor dem großen Umbau im Jahr 2015 Risikovorstand - und ist es geblieben.

Sylvie Matherat

Die Französin war seit gut einem Jahr bei der Bank, bevor sie im Oktober 2015 in den Vorstand einzog. Sie kümmert sich um die Bereiche Regulierung, gute Unternehmensführung und Kampf gegen Finanzkriminalität.

Nicolas Moreau

Der Franzose blickt auf eine mehr als 25-jährige Karriere beim französischen Versicherungskonzern Axa zurück, wo er zuletzt das Frankreich-Geschäft leitete. Zum 1. Oktober 2016: Wechsel in den Vorstand der Deutschen Bank mit der Zuständigkeit für die Vermögensverwaltung (Deutsche Asset Management). Sein Sitz: London.

Garth Ritchie

Der britische Manager leitete zuvor das Aktiengeschäft in London und übernahm im Oktober 2015 die Leitung des kompletten Handelsgeschäfts ("Global Markets"), das von den anderen Investmentbanking-Aktivitäten getrennt wurde.

Karl von Rohr

Der Deutsche übernahm ab Oktober 2015 die Verantwortung für die Rechtsstreitigkeiten und das Personal. Vorher war er für das Management der globalen Regionen der Bank zuständig.

Werner Steinmüller

Der Banker arbeitet seit 1991 für das Institut und führte seit 2004 die Transaktionsbank, die etwa Zahlungsdienstleistungen und Handelsfinanzierungen anbietet.

1. August 2016: Aufstieg zum Vorstand für das Asien-Geschäft mit Sitz in Hongkong.

Jeff Urwin

Der Brite kam im Frühjahr 2015 vom Konkurrenten JP Morgan. Er stieg wenig später in den Vorstand auf und trägt dort die Verantwortung für die neu aufgestellte Unternehmenskunden- und Investmentbank.