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Katerstimmung bei Deutsche-Bank-Aktionären

Die Deutsche Bank legt Halbjahreszahlen vor: Das zweite Quartal 2017 verzeichnet einen Überschuss von 466 Millionen Euro nach Steuern, deutlich mehr als von Analysten erwartet. Bankchef Cryan zeigt sich nicht zufrieden.

Die Deutsche Bank hat im Tagesgeschäft trotz Rückgängen im wichtigen Anleihe- und Devisenhandel kräftig zugelegt. Wie Deutschlands größtes Geldhaus am Donnerstag in Frankfurt mitteilte, stieg das Vorsteuerergebnis im zweiten Quartal im Jahresvergleich von 408 auf 822 Millionen Euro. Dabei half auch der laufende Sparkurs. Unter dem Strich standen nun 466 Millionen Gewinn nach Steuern zu Buche, deutlich mehr als die 20 Millionen Euro des zweiten Quartals 2016.

Damit übertraf die Bank die Erwartungen der Analysten deutlich. Von Reuters befragte Analysten hatten im Schnitt mit einem Vorsteuerergebnis von knapp 550 Millionen gerechnet und einem Gewinn nach Steuern von 273 Millionen. Bis vor wenigen Wochen lagen die Prognosen der Branchenexperten allerdings um einiges höher, bevor die Bank selbst die Erwartungen gedämpft hatte.

Auf dem Parkett herrschte nach Bekanntgabe der Zahlen Ernüchterung: Bereits in den ersten Minuten nach Handelseröffnung gaben die Papiere des Instituts deutlich nach und notierten rund 3,2 Prozent tiefer bei 16 Euro je Aktie. Noch schwächer schlug sich zunächst nur die Deutsche Börse. Bis zum Börsenschluss weiteten sich die Verluste der Deutschen Bank aber noch deutlich aus: Sie schloss mit einem Minus von 6,5 Prozent.

Das dürfte vor allem an der Art liegen, wie der Gewinn der Deutschen Bank zustande gekommen ist: Vor allem sinkende Kosten und eine ungewöhnlich geringe Risikovorsorge hatten das Ergebnis gestützt. Die Gesamterträge schrumpften dagegen, auch in dem für die Bank so wichtigen Investmentbanking. Analysten hatten gehofft, die Bank würde nach ihrer Kapitalerhöhung nun auch wieder Marktanteile gewinnen. Doch das geschieht bislang bestenfalls punktuell.

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Auch Vorstandschef John Cryan zeigte sich mit den Zahlen nicht zufrieden. „Die Ergebnisse des zweiten Quartals geben einen guten Überblick darüber, wo wir derzeit stehen. Unser Gewinn ist deutlich höher als im Vorjahr. Wir kommen gut dabei voran, die Kosten zu senken, und gewinnen weiterhin neue Kundengelder hinzu”, sagte der Brite. Gleichzeitig gab Cryan zu Bedenken: „Trotz der deutlichen Verbesserung bleibt dieser Gewinn hinter unserem langfristigen Anspruch zurück. Bei den Erträgen sind wir noch nicht überall dort, wo wir sein wollen.“

Und tatsächlich: Im ersten Quartal des Jahres konnte die Bank noch ein besseres Ergebnis vorweisen. Vor Steuern stand im April ein Überschuss von 878 Millionen Euro, nach Steuern lag der Gewinn bei 575 Millionen Euro.

Analysten hatten im Vorfeld gedämpfte Erwartungen geäußert. Dafür sorgte der stellvertretende Vorstandschef Marcus Schenck höchstpersönlich. „Das war kein Quartal, in dem es gebrummt hat“, hatte der Manager erst kürzlich zum Abschneiden der Bank im Frühjahrsquartal gesagt.

Der Anschluss an die Konkurrenz aus Übersee lässt damit weiter auf sich warten. Bei den US-Banken läuft die Geldmaschine wieder, die Ergebnisse im zweiten Quartal waren erfreulich.


Einbrüche im Handels- und Firmenkundengeschäft

Der gesamte Bankensektor leidet derzeit unter dem stark nachlassende Handelsgeschäft. Als erstes meldeten die US-Banken entsprechende Einbrüche. Da die Volatilität der Märkte im zweiten Quartal deutlich nachgelassen hat, die Anleger also weniger mit Aktien und anderen Wertpapieren handelten, sanken die Gebühren der Banken auf breiter Front. Goldman Sachs verzeichnete ein deutliches Minus von 40 Prozent, Morgan Stanley von moderaten vier Prozent.

Auch die Deutsche Bank hat das nachlassende Handelsgeschäft im zweiten Quartal getroffen, wie die Halbjahreszahlen zeigen. Der Gewinnrückgang im Vergleich zum ersten Quartal 2017 lässt sich unter anderem auf den Ausfall dieser Stütze in guten Zeiten zurückführen. Die nicht zufriedenstellenden Erträge kommentierte Bankchef Cryan wie folgt: „Das lag vor allem daran, dass sich die Kunden an den Finanzmärkten zurückhielten. Während wir unsere Bank weiter modernisieren, konzentrieren wir uns nun darauf, profitabel zu wachsen.“

Wegen der mauen Handelsaktivität an den Anleihe- und Devisenmärkten gaben die Erträge der Bank in diesem Bereich im zweiten Quartal um zwölf Prozent auf 1,1 Prozent kräftig nach – der Rückgang entspricht ungefähr dem Durchschnitt der großen US-Konkurrenten. Vor allen der Handel mit ausländischen Währungen schwächelte. Der Aktienhandel musste ein Ertragsminus von mehr als einem Viertel hinnehmen.

Starke Bremsspuren in der Quartalsbilanz zeigten sich auch im Geschäft mit Firmenkunden und im Investmentbanking, wo die Erträge um 16 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro fielen. Die Erträge im Beratungs- und Emissionsgeschäft – normalerweise ein starker Posten in der Bilanz – sanken um sieben Prozent auf 563 Millionen Euro, hauptsächlich bedingt durch ein schwaches Geschäft bei der Emission von Anleihen.

Die Erträge in der Vermögensverwaltung waren im zweiten Quartal mit 676 Millionen Euro um vier Prozent niedriger als vor Jahresfrist. Die Bank will einen Teil des unter dem Namen „Deutsche Asset Management“ firmierenden Geschäfts an die Börse bringen. Das dürfte in der ersten Jahreshälfte des kommenden Jahres geschehen. Für die Deutsche Asset Management dürfte der Rückenwind durch frisch zufließende Kundengelder daher höchst willkommen gewesen sein: Die Fondstochter verzeichnete Nettozuflüsse von rund sechs Milliarden Euro.

Geholfen hat der Bank im zweiten Quartal unter anderem das Kreditgeschäft. Die Risikovorsorge sank um 70 Prozent, was der Auflösung von Rückstellungen und einem insgesamt günstigeren Umfeld bei Privat- und Firmenkrediten geschuldet war. Das Portfolie von Unternehmenskrediten habe sich zudem „auf breiter Basis“ erholt, teilte das Institut mit.

Auch beim Abbau der hohen Kosten kam die Bank voran: sie sanken von April bis Ende Juni um sechs Prozent auf 5,6 Milliarden Euro. Gleichzeitig nahm die Belegschaft weiter ab. Ende Juni arbeiteten weltweit noch rund 96.700 Menschen in Vollzeit für die Bank – ein Rückgang binnen Jahresfrist um rund 4700.


Fortschritte bei Boni und Stellenabbau

Bei einer anderen Baustelle kommt die Bank dafür voran. Am Mittwochabend hatte das Handelsblatt aus Finanzkreisen erfahren, dass die Deutsche Bank im Streit um einbehaltene Boni kurz vor einer Einigung mit zehn ehemaligen Vorständen und einem amtierenden steht. Am Donnerstag solle der Aufsichtsrat über einen entsprechenden Vorschlag beraten, so ein Insider. Eine Einigung würde alle Manager umfassen, mit denen die Bank verhandelt hatte. Die Deutsche Bank wollte die Informationen nicht kommentieren.

Aufsichtsratschef Paul Achleitner hatte auf der Hauptversammlung im Mai bereits Fortschritte in der Angelegenheit angedeutet. „Wir befinden uns in konstruktiven Gesprächen mit den seinerseits amtierenden Vorstandsmitgliedern, ob diese freiwillig zur Leistung eines wesentlichen finanziellen Beitrags bereit sind. Nach Erwartung des Aufsichtsrates wird es hierzu in den nächsten Monaten eine Regelung geben, die einen wesentlichen Finanzbeitrag der Betroffenen sicherstellt“, hatte er auf dem Aktionärstreffen gesagt.

Die Deutsche Bank hat unterdessen etwa die Hälfte des geplanten Stellenabbaus umgesetzt. Die Zahl der Mitarbeiter sank in den vergangenen zwölf Monaten um 4.656 Vollzeitkräfte. Allein im zweiten Quartal gab es einen Rückgang um 1.525 auf 96.652 Stellen. Das Geldhaus will bis 2018 weltweit unter dem Strich 9.000 Arbeitsplätze im eigenen Haus abbauen, davon 4.000 in Deutschland. Den Löwenanteil muss das Privatkundengeschäft mit etwa 2.750 Stellenstreichungen schultern. Seit Beginn dieses Jahres wurden zudem 177 der insgesamt 188 vorgesehenen Filialen in Deutschland geschlossen.

Im ersten Quartal 2017 hatte die Deutsche Bank im April noch einen Gewinn nach Steuern von 575 Millionen Euro verkündet. Das Vorsteuerergebnis war im ersten Quartal des Jahres um 52 Prozent auf 878 Millionen Euro geklettert. Im Schlussquartal 2016 schlug ein Verlust von rund 1,89 Milliarden Euro zu Buche.

KONTEXT

Der Vorstand der Deutschen Bank

Fakten zum Vorstand

Im Oktober 2015 hatte Vorstandschef John Cryan einen Großumbau des Vorstands angekündigt. Viele Änderungen traten zum 1. Januar 2016 in Kraft, im Laufe der Jahre 2016 und 2017 gab es einige Umbesetzungen. Zwei Frauen gehören zum Zirkel, vier Manager sind Deutsche.

John Cryan - Vorstandschef

Der Brite führt seit Juli 2015 die Deutsche Bank. An seiner Seite agierte bis Mai 2016 noch Jürgen Fitschen als Co-Vorstandschef.

Cryan war zuvor unter anderem Finanzvorstand der Schweizer Großbank UBS.

Marcus Schenck

Bis 2014 arbeitete Schenck für den Energiekonzern Eon und die Investmentbank Goldman Sachs, bevor er als Finanzvorstand zur Deutschen Bank wechselte. Er behielt beim großen Umbau im Herbst 2015 seinen Posten und wurde im März zum Stellvertreter Cryans gewählt. Er leitet nun das Unternehmens- und Investmentbanking.

Christian Sewing

Zweiter stellvertretender Vorstandsvorsitzender ist Christian Sewing. Er sitzt seit Jahresbeginn 2015 im Vorstand. Nachdem er sich zunächst um die zahlreichen Rechtsstreitigkeiten der Bank kümmerte, übernahm er im Sommer 2015 die Leitung des Privatkundengeschäfts und damit auch die Verantwortung für die Postbank. Die Position Sewings wurde weiter gestärkt, weil sein Bereich auch die Betreuung von sehr reichen Kunden übernahm.

James von Moltke

James von Moltke, früher Treasury-Chef der US-Bank Citigroup, ist neuer Chief Financial Officer.

Kim Hammonds

Die langjährige Boeing-Managerin bringt als Technologiechefin die Informationssysteme der Bank auf Vordermann. Sie hatte zunächst als Generalbevollmächtigte begonnen und rückte im August 2016 in den Vorstand.

Stuart Lewis

Der Brite war bereits vor dem großen Umbau im Jahr 2015 Risikovorstand - und ist es geblieben.

Sylvie Matherat

Die Französin war seit gut einem Jahr bei der Bank, bevor sie im Oktober 2015 in den Vorstand einzog. Sie kümmert sich um die Bereiche Regulierung, gute Unternehmensführung und Kampf gegen Finanzkriminalität.

Nicolas Moreau

Der Franzose blickt auf eine mehr als 25-jährige Karriere beim französischen Versicherungskonzern Axa zurück, wo er zuletzt das Frankreich-Geschäft leitete. Zum 1. Oktober 2016: Wechsel in den Vorstand der Deutschen Bank mit der Zuständigkeit für die Vermögensverwaltung (Deutsche Asset Management). Sein Sitz: London.

Garth Ritchie

Der britische Manager leitete vor seiner Bestellung in den Vorstand 2016 das Aktiengeschäft in London. Gemeinsam mit Marcus Schenck verantwortet er den Unternehmensbereich Unternehmens- und Investmentbank.

Karl von Rohr

Der Deutsche übernahm ab Oktober 2015 die Verantwortung für die Rechtsstreitigkeiten und das Personal. Vorher war er für das Management der globalen Regionen der Bank zuständig.

Werner Steinmüller

Der Banker arbeitet seit 1991 für das Institut und führte seit 2004 die Transaktionsbank, die etwa Zahlungsdienstleistungen und Handelsfinanzierungen anbietet.

1. August 2016: Aufstieg zum Vorstand für das Asien-Geschäft mit Sitz in Hongkong.

KONTEXT

Großaktionäre der Deutschen Bank

Platz 7

Goldman Sachs: 2,65 Prozent

(Quelle: Bloomberg)

Platz 6

Bank of America: 2,77 Prozent

Platz 5

Deutsche Bank: 2,92 Prozent

Platz 4

Supreme Universial Holding: 3,05 Prozent

Platz 3

Paramount Services Holding: 3,05 Prozent

Platz 2

HNA: 4,76 Prozent

Platz 1

Blackrock: 6,07 Prozent