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Deutsche Bank rasiert die Boni

Kaum kann die Deutsche Bank den US-Hypothekenstreit für viel Geld ad acta legen, wird gespart. Die meisten Führungskräfte werden für 2016 keinen Bonus erhalten. Nur für ein paar wenige wird eine Ausnahme gemacht.

Ganz überraschend kommt die Entscheidung nicht: Die Deutsche Bank will und muss sparen. Deshalb war seit längerem bekannt, dass auch der Topf für Bonuszahlungen im Geschäftsjahr 2016 deutlich geringer ausfallen wird. Am Mittwoch teilte der Vorstand der den „Lieben Kolleginnen und Kollegen“ .

Danach wird die variable Vergütung für das Jahr 2016 „deutlich“ reduziert. Betroffen sind Mitarbeiter mit den Titeln Vice President, Director und Managing Director. Sie sollen vollständig auf individuelle Bonuszahlungen verzichten. Ausnahmen werde es für „einen kleinen Teil“ der Mitarbeiter geben, deren Positionen von entscheidender Bedeutung für die Zukunft der Bank seien, heißt es im Schreiben weiter. Sie sollen zwar auch 2016 sogenannte Incentives erhalten, diese werden allerdings zeitlich auf bis zu sechs Jahren begrenzt und sollen teilweise in Form von Aktien ausgezahlt werden.

Für das Jahr 2015 war der Bonuspool mit 2,4 Milliarden Euro gefüllt, er dürfte für das vergangene Geschäftsjahr um mindestens die Hälfte schrumpfen. Die Deutsche Bank hatte den Gesamtbetrag für die variable Vergütung im Konzern in den vergangenen Jahren kontinuierlich abgeschmolzen, zugleich jedoch bekamen Festvergütungen steigendes Gewicht.

Erhalten bleiben soll indes auch für Führungskräfte die sogenannte Gruppenkomponente: Sie war 2016 neu eingeführt worden und richtet sich im Wesentlichen nach dem Erfolg der Bank.

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Eigenen Angaben der Deutschen Bank zufolge bedeute die Regelung, dass rund 75 Prozent der Mitarbeiter von der Entscheidung „nicht oder kaum betroffen“ seien. Dennoch sprach der Vorstand in seinem Schreiben von „harten Maßnahmen“, die aber unumgänglich seien. Das gelte gerade in Zeiten, „in denen Tausende Arbeitsplätze wegfallen und unsere Aktionäre keine jährliche Dividende erhalten“.

Der Vorstand entschied zudem einstimmig, auf seine variable Vergütung für das Jahr 2016 zu verzichten.

Konzernchef John Cryan hatte bereits kurz nach seinem Amtsantritt im Juli 2015 die Bonusmentalität in der Finanzbranche kritisiert: „Ich denke, dass die Leute in Banken zu viel Geld bekommen.“ Vor einem Jahr hatte der Dax-Konzern angekündigt, Bonuszahlungen künftig noch stärker an den Unternehmenserfolg zu koppeln.

Nach dem Rekordverlust von 6,8 Milliarden Euro im Jahr 2015 erwarten Analysten bei der Deutschen Bank auch für das gerade abgelaufene Jahr rote Zahlen. Teure Rechtsstreitigkeiten und der laufende Konzernumbau belasten den Konzern nach wie vor.

Der Vorstand habe sich die Entscheidung zu den Boni nicht leicht gemacht, heißt es in der Information an die Mitarbeiter. „Aber nun, da wir unser Jahresergebnis und die Belastungen aus dem Vergleich mit dem US-Justizministerium besser absehen können, halten wir harte Maßnahmen für unumgänglich.“

Kurz vor Weihnachten hatte sich die Deutsche Bank mit den US-Behörden auf einen Milliarden-Vergleich für dubiose Hypothekengeschäfte aus Zeiten vor der jüngsten Finanzkrise geeinigt. . Offen ist nun vor allem noch eine mögliche Strafe wegen des Verdachts auf Sanktionsverstöße und Geldwäsche bei Geschäften in Russland.

„In den vergangenen Monaten haben wir große Fortschritte gemacht und Altlasten beseitigt“, bilanzierte der Vorstand. „Dennoch gibt es noch viel zu tun, um unsere Bank wieder robuster und profitabler zu machen.“ Die Zahlen für 2016 legt das Institut am 2. Februar vor. In Sachen Boni macht der Hoffnung den Mitarbeitern etwas Hoffnung: „Wir planen fest damit, für das Jahr 2017 wieder zu unserem üblichen Regime der individuellen erfolgsabhängigen Vergütung zurückzukehren.“

KONTEXT

Positionen der Parteien zur Boni-Debatte

CDU

Die Union sieht derzeit keinen Bedarf für zusätzliche gesetzliche Regelungen. Ob rechtmäßig erlangte Boni zurückgezahlt würden, sei "eine Frage des Anstands, die sich nur schwer in einen Gesetzestext gießen lässt", sagte der Vize-Chef der Unions-Bundestagsfraktion, Michael Fuchs (CDU), kürzlich dem Handelsblatt. Bei Pflichtverletzungen könne man überdies jetzt schon Schadensersatz verlangen, fügte der CDU-Politiker hinzu. Auch der Unions-Fraktionsvize Ralph Brinkhaus (CDU) meint: "Es sollte auch moralische Kategorien jenseits der Gesetze geben."

Die Grünen

Ähnlich wie die SPD nehmen die Grünen den Fall Winterkorn zum Anlass, "wirksame Regeln" zu fordern, "damit diese goldenen Betriebsrenten nicht auch noch von der Allgemeinheit mitfinanziert werden", wie die Fraktionsvizin Kerstin Andreae kürzlich sagte. "Es geht hier nicht um Neid, sondern darum, dass Winterkorn mit rund 93.000 Euro im Monat eine Rente bekommt, die höher ist als die Jahreseinkommen der meisten Deutschen", sagte Andreae. Für einen Teil davon müssten die deutschen Steuerzahler aufkommen, da das Unternehmen steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten nutze. Nach den Vorstellungen der Grünen soll die Vergütung von Vorständen börsennotierter Unternehmen künftig von der Hauptversammlung beschlossen werden. Dabei solle die steuerliche Abzugsfähigkeit auf 500.000 Euro begrenzt werden. Das entspricht der Forderung der SPD. Bonuszahlungen müssten zudem am Gewinn orientiert sein und dürften künftig zusammen mit anderen variablen Gehaltsbestandteilen wie Tantiemen und Aktienoptionen maximal ein Viertel des Gesamtgehalts ausmachen. Erfolgsbeteiligungen sollten überdies grundsätzlich langfristig orientiert sein und ihnen solle auch die Beteiligung an den Verlusten des Unternehmens gegenüberstehen. Um mehr Transparenz bei den Vergütungen zu erreichen, sei zudem die Vergütung aller Organmitglieder jährlich offenzulegen.

Die Linke

Auch die Linkspartei will das Thema Managergehälter im Bundestagswahlkampf aufgreifen. "Wir wollen verbindliche Obergrenzen für Manager- und Vorstandsgehälter: nicht mehr als das Zwanzigfache des niedrigsten Gehalts im Unternehmen", heißt es in einem Entwurf für das Wahlprogramm. Der entsprechende Passus liegt dem Handelsblatt vor. Darüber hinaus fordert die Linke, "dass niemand mehr als 40-mal so viel verdienen sollte wie das gesellschaftliche Minimum, also knapp eine halbe Million Euro im Jahr". Zudem verlangt die Partei verbindliche Regeln für alle öffentlichen Unternehmen. "Jahresgehälter über einer halben Million Euro dürfen nicht mehr steuerlich abzugsfähig sein", heißt es im Wahlprogramm-Entwurf.

FDP

Volker Wissing, FDP-Präsidiumsmitglied und Wirtschaftsminister von Rheinland-Pfalz, ist für mehr Transparenz bei der Vergütung von Topmanagern. "Ich bin für eine Publizitätspflicht. Aktiengesellschaften sollten verpflichtet werden, im Aufsichtsrat für jede Führungsposition einen Gehaltskorridor festzulegen und dies zu veröffentlichen", sagte Wissing dem Handelsblatt. "Das hat den Vorteil, dass das Gehalt abstrakt mit der Position verknüpft wird und nicht mit einer bestimmten Person." Eine Abweichung von diesem Gehaltskorridor sollte laut Wissing einen Beschluss der Aktionärsversammlung erfordern. "Dann wird öffentlich und transparent über das Gehalt gesprochen, und Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertreter können ihre Positionen dazu darstellen", sagte der FDP-Politiker.