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DEUTSCHE BANK IM FOKUS: Besser als gedacht - und immer noch schwach

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Corona-Krise trifft die Deutsche Bank <DE0005140008> mitten in ihrem 2019 angeschobenen Radikalumbau. Nach mehreren Verlustjahren mit teuren Rechtsstreitigkeiten und einem immensen Reformstau im eigenen Haus scheint Deutschlands größtes Kreditinstitut in der Krise bisher allerdings glimpflich davonzukommen. Im Vergleich den Großbanken aus den USA bleibt der Dax-Konzern <DE0008469008> beim Thema Gewinn jedoch weiterhin ein kleines Licht. Was bei der Deutschen Bank los ist, was Analysten sagen und was die Aktie macht.

DAS IST LOS BEI DER DEUTSCHEN BANK:

Bislang hat die Corona-Krise die Deutsche Bank nicht von ihrem Umbaukurs abgebracht. "Natürlich macht die Pandemie alles schwieriger", räumte Konzernchef Christian Sewing Anfang Juli ein. Aber bei der Umsetzung der vor einem Jahr beschlossenen Maßnahmen liege der Frankfurter Dax-Konzern im Plan oder sei sogar schneller. "Das stimmt mich zuversichtlich für das Gesamtjahr 2020", sagte Sewing.

In diesem Frühjahr hat Deutschlands größtes Geldhaus vorläufigen Angaben zufolge besser abgeschnitten als von Experten erwartet. Das Institut rechne damit, "dass die Ergebnisse des zweiten Quartals 2020 die Analystenschätzungen (...) leicht übersteigen werden", hatte die Bank mitgeteilt. Nach jetzigem Stand dürfte es damit aber immer noch auf einen Verlust in niedriger dreistelliger Millionenhöhe hinauslaufen. Die detaillierten Ergebnisse für den Zeitraum April bis Juni will das Institut an diesem Mittwoch (29. Juli) veröffentlichen.

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Eine Zahl hat sie Bank bereits genannt: Die harte Kernkapitalquote (CET1) lag Ende Juni mit 13,3 Prozent einen halben Prozentpunkt höher als Ende März. Die aktuellen Verwerfungen zogen den für Krisenzeiten wichtigen Kapitalpuffer also nicht weiter in Mitleidenschaft. Kunden hätten Kreditlinien, die sie wegen der Pandemie beansprucht hatten, zuletzt stärker zurückgeführt als vermutet, erklärte die Bank.

Nach den jüngsten von der Deutschen Bank veröffentlichten Schätzungen erwarten Analysten bei dem Geldhaus für das zweite Quartal im Schnitt einen Nettoverlust von 74 Millionen Euro. Nach Abzug von Zinszahlungen für die als Eigenkapital zählende AT1-Anleihen könnte demnach für Deutsche-Bank-Aktionäre ein Verlust von 154 Millionen Euro herauskommen. Im Vorjahresquartal hatte die Bank wegen gewaltiger Kosten für den Konzernumbau mehr als drei Milliarden Euro Verlust in Kauf genommen.

Sewing zufolge hielt der positive Trend des ersten Quartals zuletzt an - vor allem in der Investmentbank. In der Zwischenbilanz für das erste Vierteljahr 2020 stand allerdings trotz stabiler Gesamteinnahmen unter dem Strich ein Verlust. Zwar kam die Bank zunächst auf 66 Millionen Euro Gewinn nach 201 Millionen ein Jahr zuvor. Davon müssen aber noch Zinszahlungen für die AT1-Anleihen abgezogen werden, so dass für Deutsche-Bank-Aktionäre letztlich ein Minus von 43 Millionen Euro in den Büchern stand.

Wie andere Banken auch erhöhte das Institut seine Vorsorge für mögliche Kreditausfälle im Zuge der Corona-Krise erheblich. Nach gut 500 Millionen Euro im ersten Quartal ging Finanzvorstand James von Moltke im Juni davon aus, dass die Bank im zweiten Jahresviertel weitere rund 800 Millionen Euro als Risikovorsorge zur Seite legt.

Deutschlands größtes Geldhaus hat sich aus einigen Geschäftsfeldern zurückgezogen und das Investmentbanking verkleinert. Zudem will der Vorstand die Zahl der Vollzeitstellen im Konzern bis Ende 2022 um etwa 18 000 auf weltweit 74 000 verringern.

Auf die Frage, ob nach fünf Verlustjahren in Folge zum Ende des Jubiläumsjahres 2020 zumindest vor Steuern wieder ein Gewinn erreichbar sei, blieb Sewing zuletzt vage. Der Vorstand habe immer gesagt, er habe die Vorstellung, vor Steuern wieder profitabel zu sein oder eine schwarze Null zu erzielen, erklärte der Konzernchef: "Und natürlich versuchen wir, dies zu erreichen." Analysten rechnen für das Gesamtjahr erneut mit tiefroten Zahlen bei der Bank, die in diesem Jahr auf eine 150-jährige Unternehmensgeschichte zurückblickt.

Einziges offizielles Ziel für dieses Jahr sei, die bereinigten Kosten bis Ende 2020 um zwei Milliarden Euro auf 19,5 Milliarden Euro zu verringern, sagte Sewing: "Und wir sind sehr zuversichtlich, das zu erreichen."

DAS MACHT DIE AKTIE:

Die Deutsche-Bank-Aktie hat sich trotz der Corona-Krise in diesem Jahr vergleichsweise gut geschlagen. Vom Jahreshoch bei 10,37 Euro Mitte Februar stürzte ihr Kurs bis Mitte März zwar um mehr als die Hälfte auf 4,449 Euro ab. Seitdem hat er sich wieder ein gutes Stück erholt, konnte die zwischenzeitlich überschrittene Marke von 9 Euro aber nicht lange halten. Zuletzt wurde das Papier zu knapp 8,30 Euro gehandelt. Allerdings hat das Deutsche-Bank-Papier seit dem Jahreswechsel damit immer noch um rund ein Fünftel zugelegt und liegt damit in diesem Zeitraum im Dax-Spitzenfeld.

Langfristig gehört das Deutsche-Bank-Papier aber weiterhin zu den größten Verlierern seit der Finanzkrise Ende vergangenen Jahrzehnts - sowohl unter den Banktiteln als auch unter allen Standardwerten. Seit dem unter anderem um die Effekte von Kapitalerhöhungen bereinigten Rekordhoch von etwas mehr als 90 Euro im Frühjahr 2007 ging es bis zuletzt um rund 90 Prozent nach unten.

Mehr hat in diesem Zeitraum kaum ein Papier einer anderen Großbank verloren. Trotz einiger Kapitalerhöhungen, um das Kapitalpolster zu verbessern, ist die Bank an der Börse derzeit nur noch rund 17 Milliarden Euro wert. Damit liegt sie nur noch im unteren Mittelfeld der Dax-Konzerne. 2007 hatte die Bank mit einem Börsenwert von mehr als 60 Milliarden Euro noch zu den wertvollsten Dax-Unternehmen gehört.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Auch wenn die Deutsche-Bank-Aktie bisher gut durch die Corona-Krise gekommen ist, betrachten Branchenexperten den Konzern aus Anlegersicht mit Skepsis. Von den 14 im dpa-AFX Analyser erfassten Experten, die sich seit Mitte April zur Deutschen Bank geäußert haben, empfiehlt kein einziger den Kauf der Aktie. Sechs Analysten raten zum Halten, und die Mehrheit von acht Experten empfiehlt, sich von der Deutschen Bank zu trennen.

Mit Blick auf die Kursziele erscheint dieser Rat nur folgerichtig. Im Schnitt schreiben die Experten dem Papier ein Kursziel von gut sechs Euro zu, und der Kurs liegt inzwischen weit über diesem Wert. Zudem hat keiner hat ein Kursziel von mehr als acht Euro auf dem Zettel.

Zu diesen vergleichsweise optimistischen Analysten gehört Daniele Brupbacher von der schweizerischen Großbank UBS. Doch die Aussagen der Deutschen Bank zum zweiten Quartal konnten auch ihn nicht ganz überzeugen. Zwar sei die harte Kernkapitalquote des Frankfurter Instituts recht gut ausgefallen. Nach den starken Zahlen der US-Banken habe sich der Markt aber etwas mehr erwartet, schrieb Brupbacher vor wenigen Tagen.

Sein Kollege Amit Goel von der britischen Bank Barclays hatte von der Deutschen Bank ohnehin wenig erwartet. Einen Tag, bevor das Geldhaus etwas bessere Quartalsergebnisse als erwartet ankündigte, hatte er seine Schätzungen für den Vorsteuergewinn zwar angehoben. Dabei ging er jedoch von einem sehr niedrigen Niveau aus. Mit 4,50 Euro hat er das niedrigste Kursziel aller Analysten auf dem Zettel.

Denn dass 2020 für die Deutsche Bank zu einem weiteren Verlustjahr wird, darüber sind sich Finanzanalysten einig. Die von dem Dax-Konzern selbst bis Freitag befragten Branchenexperten rechnen unter dem Strich im Schnitt mit einem Jahresverlust von 1,1 Milliarden Euro. Die Gesamterträge der Bank dürften den Analysten zufolge im zweiten Quartal um rund 1,5 Prozent auf 6,1 Milliarden Euro gesunken sein. Dabei erwarten sie, dass das Institut seine bereinigten Kosten um elf Prozent auf unter 5,1 Milliarden Euro senken konnte.