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So viel verdienen deutsche Aufsichtsräte

Paul Achleitner erhält laut DSW fast das Dreifache des bestbezahlten Chefkontrolleurs von 2003. Anlegerschützer befürchten, dass die Mandate bald noch höher vergütet werden.

Der Deutsche-Bank-Kontrolleur führt das Ranking der bestbezahlten Aufsichtsmandate seit Jahren an. Foto: dpa
Der Deutsche-Bank-Kontrolleur führt das Ranking der bestbezahlten Aufsichtsmandate seit Jahren an. Foto: dpa

Paul Achleitner zählt weiterhin zu den bestbezahlten Aufsichtsräten der Republik. Vor allem sein Mandat als Vorsitzender des Aufsichtsrats der Deutschen Bank bringt dem früheren Investmentbanker und späteren Allianz-Vorstand allein 900.000 Euro pro Jahr ein.

Erst mit deutlichem Abstand folgen die Chefaufseher von BMW und Siemens. Norbert Reithofer erhält für die Aufsicht über den Automobilbauer 640.000 Euro. Jim Hagemann Snabe 612.000 Euro bei Siemens. Das Gehaltskonto vieler Berufsaufsichtsräte füllt sich aber oft nicht nur durch ein Mandat. Achleitner hat auch noch einen Posten bei Bayer, Reithofer bei Siemens und Hagemann Snabe bei Allianz.

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Achleitner erhält damit nach Angaben der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) fast das Dreifache des bestbezahlten Chefkontrolleurs aus dem Jahr 2003. Damals analysierten die Anlegerschützer erstmals die Vergütungen. Die DSW befürchtet sogar, dass bald die Mandate noch höher bezahlt werden könnten.

Nach einer Gesetzesänderung müssen nun die Aktionäre auf ihren Hauptversammlungen ab 2021 jährlich über die Vergütung von Vorstand und Aufsichtsrat abstimmen.

„Der allgemeine Trend der Vergütungserhöhungen könnte sich weiter verstetigen“, heißt es. Die Zahlen belegen den Trend. Zahlten alle 30 Dax-Konzerne 2010 ihren Aufsichtsräten insgesamt noch 64,9 Millionen Euro, ließen sich die Unternehmen ihre Kontrolle im vergangenen Jahr schon 83,4 Millionen Euro kosten.

Gestrichen haben inzwischen fast alle Dax-Unternehmen Boni und Langfristtantieme für ihre Aufseher. Die Vergütungen sind daher im Gegensatz zu manchem Vorstandsgehalt konstant. Begründung: Gerade in schwierigen Jahren müsse ein Aufsichtsrat gute Arbeit leisten und dem Vorstand besonders genau auf die Finger sehen.

Die Zahlen der Deutschen Bank sprechen Bände: Achleitner musste 90 Sitzungen seines Kontrollgremiums sowie diverser Ausschüsse im Geschäftsjahr 2019 durchstehen. Sein Rekord lag bei 106 Sitzungen in 2016. Quasi jeden dritten Werktag also eine Sitzung für das Geldhaus. Die Zahl solcher Sitzungen gilt Governance-Experten inzwischen als Krisenindikator.

Die DSW-Studie zeigt allerdings auch, dass Kontrollmandate in einem der führenden Dax30-Konzerne mit Abstand sehr lukrative Einkommensquellen sind. BMW, Deutsche Bank und Volkswagen beispielsweise zahlen ihren jeweils 20 Konzernkontrolleuren zwischen 5,3 und 6,1 Millionen Euro.

Schon im MDax liegen die Vergütungen gerade mal halb so hoch wie im Spitzenindex Dax30. Aber es gibt auch Ausnahmen unter den kleineren Unternehmen. So hatte der frühere Wirecard-Aufsichtsratsvorsitzende Wulf Matthias 316.000 Euro kassiert plus weitere 65.000 Euro für die Aufsicht über die Wirecard-Bank.

Und zwar bevor der Zahlungsdienstleister in den Dax30 aufstieg. Das Unternehmen hat inzwischen Insolvenz angemeldet. Der Fall Wirecard gilt damit als Menetekel für die Corporate Governance in Deutschland. Er zeigt auch: Gute Bezahlung von Aufsehern garantiert noch keine gute Kontrolle.

Top-Verdiener unter den Aufsichtsräten sind nicht nur die Vertreter der Kapitalseite. Auch auf der sogenannten Arbeitnehmerbank der paritätisch besetzten Kontrollgremien gibt es sehr gut bezahlte Gewerkschafter.

Michael Brecht und Birgit Steinborn zählen zu den Top Ten der bestbezahlten Mandate. Das liegt an ihren zusätzlichen Aufgaben.

Brecht ist Betriebsratschef der Daimler AG und in dieser Funktion stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender sowie Mitglied in fünf Ausschüssen. Auch Steinborn ist Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates, stellvertretende Aufsichtsratschefin und in vier Ausschüssen.

Brecht wie Steinborn haben allerdings nicht viel von ihren Vergütungen: Nach den Statuten der Gewerkschaft müssen sie davon rund 90 Prozent an die Hans-Böckler-Stiftung abführen.

Unternehmenskontrolle geht allerdings auch extrem preiswert. Der Essens-Lieferdienst Delivery Hero zahlt seinem sechsköpfigen Aufsichtsrat 276.000 Euro. Ein einfaches Mitglied bekommt eine Grundvergütung von 15.000 Euro.

Allerdings orientiert sich das Start-up wohl noch im großen Dax, in den es gerade erst aufgestiegen ist. Anleger warten ohnehin noch darauf, dass der Neuling irgendwann Gewinne schreibt.