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Deutsche Bank besteht US-Stresstest

Vorstandschef Christian Sewing wird ein Stein vom Herzen fallen. Nach dreimaligem Scheitern genügt die Deutsche Bank den Anforderungen der US-Aufseher.

Der Bankenstresstest der US-Aufseher war für die Deutsche Bank bisher eine eher unangenehme Erfahrung. Gleich drei Mal – 2015, 2016 und 2018 – fiel die Bank durch, und musste sich heftige Kritik gefallen lassen. Vorstandschef Christian Sewing hatte daraufhin Besserung versprochen: „Wir sind zuversichtlich, die Hürden in den nächsten zwölf Monaten zu nehmen“, hatte der Top-Manager vor etwa einem Jahr gesagt.

Und tatsächlich: Dieses Mal hat die Deutsche Bank nach dem ersten Teil auch den wichtigeren zweiten Teil des Stresstests der US-Notenbank Fed bestanden. Alle 18 geprüften Institute kamen durch, bei einem sieht die Fed allerdings „begrenzte Schwächen“.

Deshalb muss die Schweizerische Großbank Credit Suisse nacharbeiten. „Die Ergebnisse zeigen, dass die Unternehmen und unser Finanzsystem in normalen Zeiten, aber auch unter Stress widerstandsfähig sind“, betonte der stellvertretende Fed-Chairman für die Bankenüberwachung Randal K. Quarles.

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2018 hatte die Fed das Scheitern der Deutschen Bank mit Mängeln bei den qualitativen Faktoren begründet. So habe die Bank „erhebliche Schwächen“, Daten zu verarbeiten. Das gelte auch für die „Kontrollmechanismen, die den Prozess der Kapitalplanung unterstützen“.

Zudem habe die Bank Probleme, Erträge und Verluste unter Stress vorherzusagen. In den vergangenen zwölf Monaten ist es der Deutschen Bank offenbar gelungen, die Regulierer zu überzeugen, dass das Frankfurter Geldhaus vorangekommen ist. Die Bank hatte dazu auch die Unternehmensberatung Oliver Wyman angeheuert. Bei ihren „fundamentalen Schwächen“ habe die Deutsche Bank Fortschritte gemacht, meint ein hochrangiger Fed-Vertreter. Es gebe aber noch Verbesserungsbedarf bei der Kapitalplanung.

Die US-Notenbank testet lediglich die Zwischenholding DB USA. Sie hatte Ende März eine Bilanzsumme von 133 Milliarden Dollar. Das entspricht rund acht Prozent der gesamten Konzernbilanz und gut einem Drittel des Geschäftsumfangs der Bank in den USA.

Den Stresstest zu bestehen, ist ein wichtiger Schritt für Sewing, um das angespannte Verhältnis mit den Regulierern zu verbessern. Ebenfalls vor einem Jahr wurde bekannt, dass die Fed die Deutsche Bank als Institut „in schwierigen Umständen“ („in troubled conditions“) eingestuft und die Aufsicht verschärft hatte. Dieser Status bleibt Finanzkreisen zufolge weiter bestehen.

Außerdem hat Sewing jetzt Rückenwind für den tiefgreifenden Umbau, den er plant. Dabei geht es vor allem um Einschnitte im Investmentbanking, die voraussichtlich unter anderem das Aktiengeschäft in den USA betreffen werden. Die Bank dürfte die Details zum mit Spannung erwarteten Reformplan – zu dem auch ein Vorstandsumbau gehören könnte – voraussichtlich Anfang bis Mitte Juli veröffentlichen. Die Bank war nach massiven Kursverlusten in diesem Jahr und der abgesagten Fusion mit der Commerzbank unter Handlungsdruck geraten.

Die US-Zentralbank prüft seit der Finanzkrise 2008 die wichtigsten Institute, die in den Vereinigten Staaten aktiv sind, jährlich in Stresstests. Dabei geht es darum festzustellen, ob die Geldhäuser einen wirtschaftlichen Rückschlag durchstehen können – etwa eine schwere Rezession oder einen Einbruch des Aktien- oder Immobilienmarktes.

Die zweite Runde der Stresstests besteht aus einer umfassenden Kapitalanalyse, Comprehensive Capital Analysis and Review, kurz CCAR genannt. Hier prüft die Fed, wie die Banken ihre Bilanzen verwalten und ob sie stark genug sind, um Dividenden zu zahlen oder Aktien zurückzukaufen.

Die Notenbank hält die Institute für robust

Bei ausländischen Instituten, die – wie die Deutsche Bank – eine Holding in den USA haben, geht es um die Frage, ob sie Kapital an den Mutterkonzern überweisen dürfen und ob sie grundsätzlich eine Reihe von Vorgaben im Bezug auf Kernkapital- und Verschuldungsquoten erfüllen. Neben den quantitativen Aspekten gibt es hier auch qualitative Anforderungen, unter anderem an das Risikomanagement der Bank.

Die Notenbank hält die Institute für robust und fordert keine zusätzlichen Rücklagen. Sie geht davon aus, dass die US-Banken in den kommenden vier Quartalen mehr als 100 Prozent ihrer Gewinne an die Investoren ausschütten werden, insgesamt rund 150 Milliarden Dollar. Das liegt nur knapp über dem Niveau von 2018. In den zwei Jahren davor konnten die Institute ihre Ausschüttungen jedoch um jeweils rund 30 Prozent steigern, auch dank der Steuerreform von US-Präsident Trump.

Die Aktionäre wird das freuen. Bank-Titel haben in diesem Jahr weniger stark zulegt als der Rest des Marktes, vor allem weil es immer wieder unterschiedliche Signale über die künftige Richtung der Leitzinsen und über eine mögliche Abkühlung der Wirtschaft gab. Der KBW Bank Index liegt seit Anfang Januar 12 Prozent im Plus, der breiter gefasste S & P 500 hat knapp 17 Prozent zugelegt.

In diesem Jahr durchleuchteten die Aufseher in den USA neben der Deutschen Bank noch vier weitere ausländische Geldhäuser, die mit substanziellem Geschäft in den Vereinigten Staaten vertreten sind: die beiden Schweizer Großbanken UBS und Credit Suisse, die britische Barclays und die kanadische Toronto-Dominion-Bank.

US-Banken hatten in diesem Jahr einen kleinen Vorteil. Sie konnten nicht mehr durch den qualitativen Teil des CCAR-Tests fallen. Zwar wird sich die Fed diesen Teil weiterhin anschauen. Sollte sie Mängel finden, würde sie dies jedoch bei den Banken direkt beanstanden, ohne die Öffentlichkeit über dieses Testergebnis zu informieren. Diese neue Regel gilt für Institute, die diesen Teil bereits vier Mal bestanden haben.

Den ersten Teil des US-Stresstests hatte die Deutsche Bank Ende der vergangenen Woche ebenso wie alle anderen teilnehmenden Institute bestanden. Dieser Teil der Prüfung wird 'Dodd-Frank-Act Stress Test' (DFAST) genannt, weil er im gleichnamigen Finanzreformpaket verabschiedet wurde.

Darin wird ermittelt, ob die Institute in drei verschiedenen wirtschaftlichen Krisenszenarien ausreichend kapitalisiert wären. Dabei werden standardisierte Annahmen für die Kapitalplanung gemacht, die für alle Institute gleichermaßen gelten. Analysten hatten erwartet, dass alle großen US-Banken den Test bestehen werden, und damit wie geplant üppige Dividenden an ihre Aktionäre ausschütten und Aktien wie geplant zurückkaufen dürfen.

Mehr: Lesen Sie hier, warum deutsche Banken gerne von Digitalisierung reden, in der Praxis aber nur hinterherhinken.

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