Warum die Deutsche Bank Autisten fördern will
Sie haben viele Talente und eine große Schwäche. Autisten sind oft überdurchschnittlich intelligent und können sich gut konzentrieren. Sie sind zielstrebig und denken logisch. Aber es fällt ihnen schwer, soziale und emotionale Signale richtig zu deuten und darauf zu reagieren. Deshalb haben viele Autisten Probleme, einen Job zu finden, ihre eingeschränkte Kommunikationsfähigkeit schreckt Unternehmen ab.
Das will die Deutsche Bank jetzt ändern. In Großbritannien richtet das Geldhaus ein Praktikantenprogramm speziell für Autisten ein. Dabei geht es um Stellen in der IT, im Risikomanagement und im Finanzierungsbereich. Erfolgreiche Absolventen könnten mit einem dauerhaften Jobangebot rechnen, sagte Koral Anderson, die das dreimonatige Programm leitet, der britischen Fachzeitschrift „Financial News“. Bei ihrem Programm arbeitet die Bank mit den beiden Wohltätigkeitsorganisationen „Autistica“ und „Ambitious about Autism“ zusammen.
Die Organisationen halfen, Praktikumsangebote zu entwerfen, die Autisten ansprechen, trainierten aber auch die Banker, die mit den neuen Praktikanten zusammenarbeiten werden. „Über geistige Behinderungen wird nicht oft offen gesprochen, und wir denken, dass das Programm unsere Teams dazu anregen wird, stärker über Inklusivität nachzudenken“, erläutert Anderson. Aber die Bank erhofft sich auch „echte geschäftliche Vorteile, durch Menschen, die unterschiedlich denken als die allgemeine Bevölkerung“.
Diesen Ansatz verfolgen längst auch eine ganze Reihe anderer Unternehmen. Der US-Softwareriese Microsoft hat ein Pilotprogramm aufgelegt, um Menschen mit Autismus einzustellen. Die Berliner Firma Auticon schickt Menschen mit Autismus als IT-Berater in andere Unternehmen. SAP hat bereits 2013 beschlossen, den Anteil der Mitarbeiter, die unter das Autismus-Spektrum fallen nach und nach zu erhöhen. Dabei arbeitet das Unternehmen mit der dänischen Firma Specialisterne zusammen, um geeignete Kandidaten für Stellen als Programmierer, Software-Tester oder in der Qualitätssicherung zu finden. Im Moment arbeiten 100 autistische Mitarbeiter für SAP bis 2020 sollen es ein Prozent der gesamten Belegschaft werden.