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Deutsche Börse stellt Handel mit Cannabis-Aktien ein

In Kanada können sich Besitzer von Cannabis-Aktien über einen boomenden Markt und Rekordbewertungen ihrer Unternehmen freuen. In Europa dagegen erlebt die Branche einen empfindlichen Dämpfer.

Wie die Deutsche Börse am Montag dem Handelsblatt bestätigte, wird ihre Tochter Clearstream den Aktienhandel von Unternehmen, die Cannabis produzieren oder die Produktion finanzieren, ab Ende September vom Handel aussetzen. Grund sind rechtliche Vorgaben aus Luxemburg. Die dortige Börsenaufsicht CSSF hat entschieden, den Handel mit Cannabis-Aktien als illegal anzusehen und deshalb einzustellen.

In Luxemburg ist der Besitz und Konsum von Marihuana illegal. Auch der medizinische Einsatz von Cannabis, zum Beispiel bei Schmerzpatienten, ist anders als in Deutschland noch verboten, allerdings gibt es seitens der Regierung Überlegungen, den medizinischen Einsatz in Pilotprojekten zu testen. Die Einstufung von Cannabis als illegales Rauschmittel setzt auch den Rahmen für den Aktienhandel in Deutschland.

„Ausländische Werte, die bei der deutschen Clearstream liegen, werden von dieser in Luxemburg verwahrt“, erklärt Christina Hudelmayer, Sprecherin der Deutschen Börse. Deshalb seien deren Entscheidungen maßgeblich. „Wenn der zuständige Regulator das so vorgibt, haben wir als Deutsche Börse keinen Entscheidungsspielraum.“

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Das Aus für den Cannabis-Handel kommt schon bald. Es sei seitens Clearstream nicht mehr möglich, für Wertpapiere von Emittenten, deren Hauptgeschäftszweck die Produktion oder Finanzierung von Cannabis ist, eine Abwicklungserklärung zu erteilen, heißt es von der Deutschen Börse. „Die Deutsche Börse AG wird daher den Handel in diesen Wertpapieren mit Ablauf des 24. September 2018 einstellen.“

Betroffen sind zunächst 145 Unternehmen, darunter auch der Cannabis-Produzent Aphria. Für das Unternehmen ist die Entscheidung von Clearstream „nicht nachvollziehbar“, sagt Hendrik Knopp, Geschäftsführer Aphria Deutschland. „Aphria Inc. versorgt alleine in Kanada über 40.000 Patienten nach höchsten ethischen Standards.

Wie alle Tochterunternehmen in Europa ist auch die Aphria Deutschland GmbH ausschließlich in der Versorgung von Patienten mit Medizinal-Cannabis tätig. Die Beschränkungen bei der Erteilung von Abwicklungserklärungen ist zudem eine Benachteiligung von Anlegern aus Deutschland“, so Knopp. Aphria gehört mit einer Börsenbewertung von aktuell 2,8 Milliarden kanadischen Dollar zu den großen Playern in der Branche.

Auch der Deutsche Hanfverband kritisierte die Entscheidung. „Es ist jetzt eine gewisse Angst da“, sagt Florian Rister, stellvertretender Geschäftsführer, und berichtet von Anrufen verunsicherter Anleger. Außerdem sei es nun „schwieriger für deutsche Unternehmen, an den Kapitalmarkt zu kommen.“

Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz befürchtet ebenfalls negative Auswirkungen. „Die Verbraucher sind in der Regel auf das angewiesen, was ihnen ihre hiesige Bank anbietet. Wenn diese Banken bei Cannabis-Aktien jetzt abwinken, dann stellt das die Kunden vor große Probleme.“ So könnten die Kunden zwar auf Banken ausweichen, die ihnen den Zugang zu ausländischen Börsen ermöglichen.

„Aber da sind dann die Gebühren erfahrungsgemäß sehr viel höher“, sagt Kurz. „Die Entscheidung der Luxemburger Börsenaufsicht wird also bedeuten, dass diese Aktien für die deutschen Anleger ausfallen. Das wird zu Druck auf den Kurs führen, was die Kunden zusätzlich belastet.“

Anleger im Rauschzustand

Cannabis-Aktien hatten Anleger in den vergangenen Monaten in Rauschzustände versetzt: Dutzende Börsengänge in wenigen Monaten, hochfliegende Aktien und Milliardenbewertungen von Firmen, die bei kleinen Umsätzen Verlust machen – die Euphorie schien selbst die einstigen Begeisterungsschwünge bei der New Economy noch zu toppen.

Der Einsatz von Cannabis als Medizin, aber vor allem die Legalisierung des Marihuana-Konsums in viele Bundesstaaten der USA und demnächst auch in Kanada sind die wesentlichen Treiber der noch jungen Branche auf dem Börsenparkett.

Trotzdem ist die Cannabis-Branche das Schmuddelimage noch nicht los: Viele Banken tun sich laut Marktexperten schwer, Firmen, die ein in vielen Staaten als illegal eingestuftes Produkt herstellen, zu unterstützen. Ein Grund, warum so viele Start-ups und Cannabis-Anbauer in Nordamerika den Weg an die Börse suchten, um sich das nötige Kapital für die Expansion zu besorgen.

Mehr als 300 Unternehmen sind laut „Cannabis Aktien-Research Plattform Technical 420“ mittlerweile an der Börse gelistet, monatlich kommen neue hinzu. Bereits an der Börse etablierte Unternehmen haben binnen Jahresfrist Wertzuwächse von 300 bis 400 Prozent und mehr gesehen.

Der North American Marihuana Index, der 2015 gestartet wurde, kletterte im Januar 2018 auf den Höchststand von mehr als 363 Punkten, nachdem er im vergangenen Jahr kaum über 150 hinausgekommen war. Nach dem Höhenflug im Januar ging es allerdings erst einmal etwas herunter: Die Pläne der Trump-Regierung, gegen die Legalisierung von Cannabis in den USA vorzugehen, dämpften die Stimmung bei Cannabis-Aktien, ebenso wie die Aussicht, dass sich die Freigabe von Marihuana als Freizeitdroge in Kanada vom Sommer auf den frühen Herbst verschieben wird.

Kanadischer „Cannabis Act“

Vergangenen Dienstag dann stimmte der kanadische Senat mit 52 zu 29 Stimmen für das Gesetz C-45, auch bekannt als „The Cannabis Act“. Dieses war die abschließende gesetzgeberische Hürde, bevor Marihuana in Kanada legalisiert werden konnte. Ende der Woche wurde noch die nötige Zustimmung eines Vertreters der Krone des Commonwealth erteilt.

In Deutschland dagegen, wo die Diskussion um eine Freigabe von Cannabis als Freizeitdroge ebenfalls immer wieder aufflammt, lehnt die amtierende Bundesregierung die Legalisierung ab, wie der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, Thomas Gebhardt, Anfang des Monats deutlich machte. Das Verbot in Luxemburg setzt nun den Rahmen für das Aus von Cannabis-Aktien an der Deutschen Börse.

Nicht betroffen sind übrigens Pharmaunternehmen, die auf Cannabis basierende Medikamente herstellen, wie etwa das britische Unternehmen GW Pharmaceuticals, das seit Jahren das Mittel Sativex zur Behandlung von Multiple-Sklerose-Beschwerden vertreibt.

Analysten sehen den legalen Handel mit Cannabis für die nächsten Jahre als explodierenden Markt. Grand View Research etwa erwartet, dass der Markt von rund acht Milliarden Dollar bis 2025 ein globales Volumen von 55,8 Milliarden Dollar erreichen wird. Die Brightfield Group prognostiziert konservativer und geht von einem Marktpotenzial von 31,4 Milliarden Dollar bis 2021 aus. Deutsche Anleger können an dem Boom indes nun nur noch über ausländische Börsen teilhaben.