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DEUTSCHE BÖRSE IM FOKUS: Weimers Höhenflug hält an - Warten auf neue Pläne

FRANKFURT (dpa-AFX) - Beim traditionellen Neujahrsempfang der Deutschen Börse Anfang Februar herrschte eitel Sonnenschein. Der jetzt seit etwas mehr als zwei Jahren amtierende Konzernchef Theodor Weimer war bestens gelaunt - und das nicht ohne Grund. Die Geschäfte laufen blendend, der Aktienkurs eilt von Rekord zu Rekord und zuletzt gelang ihm auch einer der von ihm vollmundig angekündigten ergänzenden Zukäufe. Was bei der Deutschen Börse los ist, was Analysten sagen und was die Aktie macht.

DAS IST LOS BEI DER DEUTSCHEN BÖRSE:

Nach wie vor halten die hohe Nachfrage nach Absicherung von Risiken, der Aufbewahrung von Wertpapieren und der Handel von Aktien die Deutsche Börse auf Erfolgskurs. Zudem haben die Investoren weiter die Hoffnung, dass der Börsenbetreiber von einer stärkeren Regulierung von einigen Marktplätzen wie dem Handel mit Devisen oder Rohstoffen profitieren kann.

In diesem Segment hatte die Deutsche Börse in den vergangenen Jahren immer wieder zugekauft, meist aber kleinere Anbieter. Der große geplante Wurf mit der Refinitiv-Devisenhandelsplattform FXall blieb Weimer verwehrt, da sich der Konkurrent aus London, die London Stock Exchange (LSE), <GB00B0SWJX34> für 27 Milliarden Dollar den Finanzdatenanbieter Refinitiv im Ganzen geschnappt hat.

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Damit ist Weimer weiter auf der Suche von Handelsplätzen für Devisen und Währungen. In einem anderem Segment konnte er aber Anfang des Jahres zuschlagen - und zwar im Fondsbereich. Für umgerechnet rund 360 Millionen Euro sicherte sich die Deutsche-Börse-Tochter Clearstream 51 Prozent der UBS-Fondsvertriebsplattform Fondcenter - eine Komplettübernahme ist nicht ausgeschlossen.

Die Übernahme sei ein weiterer strategischer Schritt zur Erreichung der von Weimer verordneten Ziele innerhalb der sogenannten "Roadmap 2020", hatte es bei der Ankündigung der Übernahme geheißen. Der frühere HVB-Chef will den Börsenbetreiber unter anderem mit Übernahmen unabhängiger vom Aktien- und Derivategeschäft machen.

Ein Kandidat könnte dabei die State-Street-Plattform Currenex sein. Die "Financial Times" hatte Anfang Januar berichtet, dass die US-Bank diese verkaufen will und deshalb unter anderem mit dem deutschen Börsenbetreiber spricht. Von den Unternehmen gab es dazu keinen Kommentar. Geld genug haben die Frankfurter.

UBS-Analyst Michael Werner bezifferte den finanziellen Spielraum auch nach der Fondcenter-Übernahme auf bis zu 1,7 Milliarden Euro, ohne neue Aktien ausgeben zu müssen. Aber selbst eine Kapitalerhöhung dürfte bei dem aktuellen Marktumfeld und der hohen Nachfrage nach den Deutsche-Börse-Titeln kein Problem sein.

Zudem sollten innerhalb der 2018 festgelegten Roadmap 2020 mit neuen Technologien und der Verlagerung von Stellen die Effizienz gesteigert werden, ohne dabei die Suche nach Wachstumsoptionen zu vernachlässigen. Außerdem hatte Weimer im Mai 2018 - also kurz nach seinem Amtsantritt - angekündigt, den Umsatz quer durch alle Einheiten organisch steigern zu wollen.

In den vergangenen Jahren kam er in allen Bereichen voran, so dass die Investoren gespannt warten, was er bei dem Kapitalmarkttag am 28. Mai in London vorstellen will. Beim Neujahrsempfang kündigte er auf jeden Fall schon mal an, dass er da den Weg für die kommenden drei Jahre präsentieren will. Mitte Februar steht er aber erst einmal der Presse zur Bilanz des vergangenen Jahres Rede und Antwort.

Wie schon bei der 2018er-Bilanz wird er ein kräftiges Plus beim Gewinn und auch einen Anstieg beim Umsatz im Gepäck haben. Die von Bloomberg befragten Experten rechnen derzeit bei den Nettoerlösen mit einem Plus von rund fünf Prozent auf etwas mehr als 2,9 Milliarden Euro. Beim Überschuss wird der Sprung über die Marke von einer Milliarde Euro erwartet. Die Durchschnittsprognose liegt aktuell bei 1,02 Milliarden Euro - das wäre ein Plus von 24 Prozent.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Das Papier kennt seit dem Amtsantritt Weimers so gut wie nur eine Richtung - die nach oben. Seit seinem Start, der das Ende der unrühmlichen Ära seines Vorgänger Carsten Kengeter inklusive der geplatzten Übernahme der London Stock Exchange und einer Insider-Affäre markierte, zog der Kurs um rund 55 Prozent an.

Damit zählte das Papier zu den besten Titeln im Dax, der im gleichen Zeitraum lediglich fünf Prozent zulegen konnte. Kurz nach dem Neujahrsempfang und rund zwei Wochen vor Bekanntgabe der 2019er-Zahlen hatte die Aktie mit 152 Euro ein Rekordhoch markiert. Der Höhenflug hatte die Aktie auch in die Beletage der europäischen Aktiengesellschaften befördert - seit September ist das Papier im Eurozonen-Auswahlindex EuroStoxx 50 <EU0009658145> gelistet.

Der Börsenwert liegt aktuell bei knapp 29 Milliarden Euro, womit die Deutsche Börse das mit Abstand wertvollste Finanzunternehmen am Standort Frankfurt ist. Das Unternehmen ist inzwischen deutlich mehr wert als die Deutsche Bank <DE0005140008> (18 Mrd Euro) und die seit der Finanzkrise teilverstaatlichte Commerzbank <DE000CBK1001> (7,1 Mrd Euro) zusammen.

Doch trotz der jüngsten Investoren-Zuneigung bleibt ein Wermutstropfen für Weimer. Obwohl der Konzern nach der LSE der zweitwertvollste Börsenbetreiber Europas ist, bleiben die großen Konkurrenten aus den Vereinigten Staaten wie die CME <US12572Q1058> oder IntercontinentalExchange <US45865V1008>, zu der zum Beispiel die New York Stock Exchange (NYSE) gehört, in weiter Ferne.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Trotz der seit einiger Zeit anhaltenden Rally stufen immer noch fünf der 16 im dpa-AFX Analyser erfassten Experten die Deutsche Börse mit einer Kaufempfehlung ein. Die Mehrheit der Experten gibt sich aber zurückhaltender - neun Analysten haben eine neutrale Einstufung, zwei raten dagegen zum Verkauf. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei knapp 144 Euro und damit rund sieben Euro unter dem aktuellen Niveau.

Mit Blick auf das Kursziel ist das Analysehaus Jefferies am optimistischsten. Die Experten der US-Bank hatten erst vor kurzem die Bewertung mit "Buy und einem Kursziel von 165 Euro aufgenommen und diese nach dem Bericht über das Interesse an der State-Street-Plattform Currenex bekräftigt.

Verhaltener ist der Commerzbank-Experte Christoph Blieffert, der nach der Fondcenter-Analyse das Kursziel auf 158 Euro erhöhte. Da er aber nicht glaubt, dass sich die Deutsche-Börse-Aktie besser entwickelt als der Sektor, bestätigte er seine "Hold"-Einstufung. Blieffert geht zudem davon aus, dass der Gewinn im laufenden Jahr unter anderem wegen der wieder niedriger werdenden Zinsen in den USA nicht mehr so stark zulegen kann.

Der zuletzt in den USA wieder gesenkte Leitzins ist für die Deutsche Börse vor allem bei der Tochter Clearstream ein Problem, da dieser auf die Zinserlöse dort drückt. DZ-Bank-Experte Thorsten Wenzel sieht die Deutsche Börse im laufenden Jahr denn auch durch zyklischen Gegenwind durch die niedrigeren Leitzinsen in den USA konfrontiert.

Die Abwicklungs- und Verwahrungssparte ist nach dem Segment Eurex (Finanzderivate) der zweitgrößte Erlös- und Gewinnbringer. So war das anhaltende Zinstief auch das Einzige, das Weimer beim Neujahrsempfang etwas die Laune verderben konnte. Minuszinsen seien zwar gut für Staaten und den Schuldenabbau, aber schlecht für Banken und Sparer. Sie seien eine heimliche Art der Steuer.