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Deutsche Börse erwartet nach Rekordgewinn mehr Gegenwind

Der Börsenbetreiber hat von den Marktturbulenzen in der Coronakrise zunächst profitiert. Nun setzten die Niedrigzinsen dem Konzern immer stärker zu.

Das Unternehmen erwartet 2021 eine geringeres Gewinnwachstum als im vergangenen Jahr. Foto: dpa
Das Unternehmen erwartet 2021 eine geringeres Gewinnwachstum als im vergangenen Jahr. Foto: dpa

Die Marktschwankungen in der Coronakrise haben der Deutschen Börse einen Rekordgewinn beschert. Im vergangenen Jahr kletterte der bereinigte Überschuss um neun Prozent auf 1,2 Milliarden Euro.

„In einem für die Welt und für jeden Einzelnen schwierigen Jahr 2020, in dem Covid-19 alles überschattet hat, hat die Deutsche Börse verlässlich starke Ergebnisse geliefert“, sagte Vorstandschef Theodor Weimer. „Das zeigt die Resilienz und Robustheit unseres Geschäftsmodells in schwierigen Zeiten.“

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Im laufenden Jahr geht Weimer allerdings von geringeren Zuwächsen aus. Der Betriebsgewinn (Ebitda) soll lediglich um 6,5 Prozent auf zwei Milliarden Euro steigen – nach einem Plus von zwölf Prozent im vergangenen Jahr.

Weimer hat im Rahmen der neue Strategie angekündigt, dass der Konzern bis 2023 ein durchschnittliches Gewinnplus von zehn Prozent pro Jahr anpeilt. Um dieses Ziel zu erreichen, müsste sich Deutschlands größter Börsenbetreiber folglich 2022 und 2023 deutlich steigern.

Die Coronakrise hat der Deutschen Börse Anfang 2020 kräftigen Rückenwind beschert. Wegen der Marktturbulenzen und der gestiegenen Handelsaktivität schnellte der Gewinn deutlich nach oben. Mittlerweile ist der Corona-Boom jedoch vorbei – und die negativen Auswirkungen der Pandemie machen dem Konzern zunehmend zu schaffen.

Dazu zählt vor allem das weltweite Niedrigzinsumfeld, das unter anderem den Handel mit Zinsderivaten belastet. Angesichts dauerhaft niedriger Zinsen haben Unternehmen und Investoren weniger Bedarf, Zinsrisiken abzusichern.

Noch schmerzhafter sind die Konsequenzen für die Wertpapierverwahrtochter Clearstream, die nun mit den Bareinlagen ihrer Kunden deutlich weniger verdient. Im vergangenen Jahr sank der Betriebsgewinn der zweitwichtigsten Konzernsparte um sieben Prozent auf 461 Millionen Euro.

Ziel beim Euro-Clearing verfehlt

Im wichtigsten Segment, der Derivatebörse Eurex, stieg der Betriebsgewinn um neun Prozent auf 742 Millionen Euro. Dazu trug auch die Abwicklung von außerbörslichen Derivategeschäften bei. Hier legten die Erlöse um ein Drittel auf 55 Millionen Euro zu.

Die Deutsche Börse profitiert in diesem Bereich vom Austritt Großbritanniens aus der EU. Denn wegen des Brexits ist unklar, ob beziehungsweise in welchem Umfang außerbörsliche Derivategeschäfte in Euro künftig noch in London abgewickelt werden können.

Im sogenannten Euro-Clearing hat die Deutsche Börse ihren Marktanteil seit 2018 deshalb von drei auf 20 Prozent ausgebaut. Im Januar lag das ausstehende Nominalvolumen an außerbörslichen Zinsderivaten, die bei der Börsen-Tochter Eurex Clearing abgewickelten wurden, bei 20,4 Billionen Euro.

Das von CEO Weimer ausgegeben Ziel, einen Marktanteil von 25 Prozent zu erreichen, hat das Unternehmen damit allerdings verfehlt. Dies lag auch an der Coronakrise. Angesichts der Pandemie konzentrierten sich viele Banken und Investoren darauf, ihr Geschäft am Laufen zu halten, und verzichteten auf die Verlagerung von großen Derivateportfolios.

Wie sich das Geschäft weiterentwickelt, wird maßgeblich von der Politik abhängen. Die EU hat eine Verlagerung von weiteren Derivategeschäften auf den Kontinent angemahnt und offengelassen, ob sie das bisher dominierende britische Clearinghaus LCH nach dem Ablauf einer Ausnahmegenehmigung Mitte 2022 noch als gleichwertig anerkennen wird.

Die London Stock Exchange, der LCH gehört, geht davon aus, dass europäische Banken ihre Derivategeschäfte auch künftig in London abwickeln werden. „In denen vergangenen Jahren gab es immer wieder befristete Anerkennungen, was die Bedeutung von LCH unterstreicht“, sagte LSE-Chef David Schwimmer Ende Januar. „Wir freuen uns darauf, mit den EU-Behörden an einer permanente Anerkennen zu arbeiten.“

Neben Zuwächsen im Clearinggeschäft strebt die Deutsche Börse in den kommenden Jahren auch Zukäufe an. „Wir wollen weiter organisch und anorganisch wachsen und das nicht zu Lasten unserer hohen Profitabilität“, erklärte Weimer. Bei den Nettoerlösen strebt er 2021 wie im vergangenen Jahr einen Zuwachs von neun Prozent an - auf dann 3,5 Milliarden Euro.

Im vergangenen Jahr hat Weimer bereits die Übernahme einer Mehrheitsbeteiligung am US-Stimmrechtsberater ISS für 1,5 Milliarden Euro angekündigt. Und das soll nicht sein letzter große Zukauf bleiben. Akquisitionen sollen in den kommenden Jahren eine noch wichtigere Rolle spielen, sagte der langjährige Investmentbanker im November.

Aktuell sieht sich die Deutsche Börse Finanzkreisen zufolge unter anderem die zum Verkauf stehenden Fondsverwaltungsplattform Allfunds an, die mehrere Milliarden Kosten dürfte. Ob das Unternehmen aus Eschborn bei Frankfurt am Ende zuschlägt, ist jedoch äußert ungewiss.