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Deutsche-Börse-Chef Weimer verteidigt sich im Streit über Datenpreise

Börsenchef Theodor Weimer weist die Kritik an den Preiserhöhungen für Marktdaten zurück – und dämpft die Hoffnungen in dem Wachstumssegment.

Theodor Weimer ist gut gelaunt, als er an diesem Donnerstag zu einem Vortrag am House of Finance der Uni Frankfurt erscheint. „Die Deutsche Börse zwischen Kunden, Investoren und Regulatorik“, lautet sein Thema. Da kann es der Vorstandschef nicht vermeiden, auch über den Ärger seiner Kunden über Preiserhöhungen für Marktdaten zu sprechen.

„Jeder, der mehr zahlen muss, meckert erst mal rum. Das geht mir auch so“, beschwichtigt Weimer. Aber von einem Konflikt mit seinen Kunden will der 58-Jährige deshalb nicht sprechen.

„Wenn unsere Haushälterin zu meiner Frau kommt und sagt: ‚Jetzt kostet es einen Euro mehr‘ – dann redet man miteinander. Wir sind Profis.“ Es gehe darum, Lösungen zu finden, mit denen beide Seiten leben könnten – auch die Kunden. „Wir dürfen sie nicht ausquetschen wie eine Zitrone. Aber sie müssen auch verstehen: There is no free lunch.“ Nichts ist umsonst.

Banken, Broker, Hochfrequenzhändler und alternative Handelsplattformen werfen den Börsenkonzernen vor, ihre monopolartige Stellung in einigen Marktbereichen auszunutzen. Erbost sind viele Nutzer vor allem deshalb, weil die Deutsche Börse, die Euronext und die Bolsa de Madrid ihre Preise für bestimmte Marktdaten zum Jahreswechsel angehoben haben, zum Teil erheblich.

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Das hat die europäische Finanzmarktaufsicht Esma und die EU-Wettbewerbshüter auf den Plan gerufen, wie das Handelsblatt exklusiv berichtet hatte. Die Esma forderte von den Börsen Informationen an. Nun will sie prüfen, ob diese ihre Daten „zu angemessenen wirtschaftlichen Konditionen“ zur Verfügung stellen.

„Tatsächlich ist es so, dass die Esma und andere sich angucken, ob wir nicht irgendwelche Stellungen ausnutzen, die wir nicht ausnutzen dürfen“, räumte Weimer ein. „Wir sind ja im Oligopol, vielleicht sogar so etwas wie ein halbes Monopol.“ Deshalb habe es nach den Preiserhöhungen sofort einen Aufschrei gegeben. Doch der ist aus Sicht des Börsenchefs übertrieben.

Bei den Preisen für die automatisierte Nutzung von Daten handelt es sich nach Angaben der Deutschen Börse um den ersten Preisanstieg seit zehn Jahren. Außerdem seien die IT-Ausgaben, um die Daten bereitzustellen, gewaltig, sagte Weimer.

„Was nichts kostet, taugt nix.“ Und insgesamt erziele das Unternehmen aus Eschborn bei Frankfurt im Datengeschäft pro Jahr nur rund 150 Millionen Euro Umsatz. „Es ist eine Größe, die nicht wirklich danach schreit, das man sagt: Da nutzt einer seine Stellung aus.“

„MSCI würden viele gerne haben“

Alle großen Börsenbetreiber weltweit sind derzeit dabei, ihr Datengeschäft auszubauen. Das Segment verspricht stabile Einnahmen. Und es macht Unternehmen wie die Deutsche Börse, die aktuell noch stark von Marktschwankungen abhängig sind, unabhängiger von den Entwicklungen an der Börse.

Deutschlands größter Börsenbetreiber hinkt in dem Bereich allerdings deutlich hinter Konkurrenten wie der London Stock Exchange oder der amerikanischen Intercontinental Exchange (ICE) hinterher.

Die Deutsche Börse fahre im Daten- sowie im Index-Geschäft jeweils nur rund fünf Prozent ihrer Umsätze ein, erklärte Weimer. Bei der ICE seien es bereits 44 Prozent.

„Ich glaube keine Nanosekunde daran, dass wir jemals auf der Datenseite auch nur annähernd in eine Marktführerschaft kommen“, erklärte der Vorstandschef. Das sei auch deshalb nicht möglich, weil es in Deutschland an Softwareingenieuren fehle.

Beim Ausbau des Datengeschäfts setzt das hessische Unternehmen deshalb vor allem auf Übernahmen. „Du musst im Grunde kleine und mittelgroße Zukäufe versuchen zu machen. Ohne das wird’s nicht gehen“, sagte Weimer.

„Ich verbringe etwa zwei Tage pro Woche mit M & A-Themen.“ Im Datenbereich gebe es Hunderte von Unternehmen, die man sich ansehen könne. Manche davon seien „schlicht und einfach fantastisch“.

Im Geschäft mit Indizes wie dem Dax, dem MSCI oder dem Dow Jones sieht die Situation anders aus. „Das große Problem im Index-Bereich ist: Es gibt nichts zu kaufen“, sagte Weimer. „Der Markt ist verteilt. Und keiner gibt was ab.“

Einen Finanzdatenanbieter wie den US-Konzern „MSCI würden wahrscheinlich viele gerne haben“, betonte der Börsenchef. Doch es gebe einen Haken. „MSCI kostet zehn Milliarden aufwärts.“

Für die Deutsche Börse ist das zu teuer. Sie kann aktuell nur rund 1,3 Milliarden Euro für Übernahmen ausgeben. Andernfalls würde sie ihr „AA“-Rating gefährden, das für die Geschäfte ihrer Wertpapierverwahrtochter Clearstream essentiell ist.