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Detroit klotzt wieder

Kaum ist die eine Automesse beendet, beginnt einige Tausend Kilometer weiter östlich schon wieder die nächste. Schon auf der Elektronikmesse CES im frühlingshaften Las Vegas standen autonomes Fahren und vernetzte Autos im Mittelpunkt. Nun geht es an diesem Montag im winterlichen Detroit mit der „North American International Auto Show“ weiter.

Eingefleischte Autofreunde sind natürlich der Meinung, dass die einzige und echte US-Fahrzeugmesse erst jetzt in Detroit ihren Anfang nimmt. Die Consumer Electronics Show in Las Vegas ist in der Tat allenfalls eine abgeleitete Automesse. Denn grundsätzlich stehen Elektronik und das Internet in Las Vegas im Vordergrund. Beide Bereiche spielen aber im Fahrzeugbau eine immer größere Rolle, deshalb ist die CES für die Autobranche in den zurückliegenden Jahren extrem wichtig geworden.

In Detroit müssen sich die Autohersteller definitiv nicht hinter anderen Branchen verstecken. In der Hauptstadt der „Big Three“– General Motors, Ford und Chrysler – steht außer Zweifel, was einzig und allein zählt – Autos.

In diesem Jahr beginnt die Messe in Detroit unter ganz besonderen Vorzeichen: In weniger als zwei Wochen wird neuer US-Präsident. Nach Jahren des Niedergangs erhofft sich die amerikanische Autometropole einen neuen Aufschwung. Und geht es nach Donald Trump, fällt auf der Automesse der Startschuss für viel größere Veränderungen.

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„Detroit wird lautstark zurückkehren“, hatte Trump schon in seinem Wahlkampf verkündet. Viele in der größten Stadt des Bundesstaates Michigan haben es geglaubt – und deshalb den Kandidaten der Republikaner für das Präsidentenamt gewählt.

Am spektakulärsten sind Trumps Drohungen in Richtung Mexiko. Der neue US-Präsident will Arbeitsplätze aus dem Nachbarland zurück nach Detroit und den die Stadt umgebenden Industriegürtel („Rust Belt“) holen. Außerdem verspricht er eine industriefreundliche Politik. Gewaltige Investitionen in die Infrastruktur sollen das Autofahren wieder attraktiver machen. Außerdem will er Umweltauflagen streichen, die sein Vorgänger Barack Obama eingeführt hatte.


Besucher zieht es wieder nach Detroit

Detroit dürfte von all dem profitieren. „Trumps Aktionen werden den US-Markt kurzfristig beleben und zu einem neuen Allzeithoch bei den Verkäufen hochlaufen lassen“, glaubt etwa Ferdinand Dudenhöffer, Automobilprofessor an der Universität Duisburg-Essen.

Die Aussichten für Detroit sind wahrlich nicht die schlechtesten. Schon das vergangene Jahr hatte die US-Autobranche bei den Verkäufen mit einem neuen Allzeit-Hoch abgeschlossen, 17,5 Millionen neue Fahrzeuge haben 2016 einen Käufer gefunden. So viel wie nie zuvor. Geholfen haben dabei auch die günstigen Ölpreise. Das hat die Verkäufe zusätzlich noch einmal angekurbelt.

Gemeinhin war erwartet worden, dass sich dieses Allzeithoch nicht so schnell wiederholen würde. Nach den Äußerungen des künftigen Präsidenten hat sich jedoch der Wind gedreht: Wenn der neue Staatschef die US-Wirtschaft ankurbelt, dann dürfte dabei auch etwas für die Autobranche abfallen. Optimisten meinen jedenfalls, dass 2017 in den mehr als die bereits im Vorjahr erreichten 17,5 Millionen Autos verkauft werden können.

Mit den in Detroit präsentierten Neuheiten schickt sich die Autoindustrie an, die guten konjunkturellen Aussichten der Branche auch auf der Produktseite zu untermauern. Die Detroit Motor Show ist und bleibt die wichtigste Automobilmesse in den USA. Beobachter meinen, dass die CES in Las Vegas als vermeintliche Konkurrenz zu Detroit und als „Plattform der Zukunft“ schon wieder an Bedeutung verloren habe.

Arndt Ellinghorst vom Investmentberater Evercore ISI stellt ein sinkendes „automobilbezogenes Interesse an Las Vegas“ fest. Die Besucher machten sich wieder verstärkt in Richtung Detroit auf. Die großen IT-Konzerne aus dem Silicon Valley wie etwa Google und Apple hätten zudem einsehen müssen, dass das Automobilgeschäft doch nicht so einfach sei wie ursprünglich gedacht. Mit Trump entstehe der Eindruck, dass die traditionellen Autohersteller doch noch eine Zukunft besäßen. Und genau dieses Bild werde auch auf der Messe in Detroit gezeigt.

Größere Autos und stärkere Motoren – dem niedrigen Benzinpreis sei Dank – sollen an den kommenden Tagen im Mittelpunkt stehen. Pick-ups, Minivans, Geländewagen – die traditionellen Vorlieben amerikanischer Autofahrer haben die Hersteller nicht vergessen. Klassische Pkw nach europäischem Vorbild haben es hingegen schwer.


Bei GM und Chrysler geht es klassisch zu

Da spielen auch die deutschen Marken mit: Volkswagen präsentiert erstmals den speziell auf den US-Markt zugeschnittenen verlängerten Geländewagen Tiguan Allspace. Außerdem ist der Atlas zu sehen, ein wuchtiger SUV, in erster Linie für die gedacht und wegen seiner Größe alles andere als ein europäisches Auto. Audi geht in Detroit in die Höhe und präsentiert dort einen SUV auf der Basis des A8, das neue Geländemodell Q8. „Der Q8 eröffnet ein neues Segment, er verbindet einen SUV mit Luxus. Damit werden wir neue Kunden erreichen“, sagte -Vertriebsvorstand Dietmar Voggenreiter.

Etwas mehr europäisches Format zeigen BMW mit dem neuen 5er und Mercedes mit dem E-Klasse Coupé.

Bei General Motors (GM) wird es sehr klassisch zugehen. Der einstmals größte Automobilhersteller der Welt präsentiert eine Neuauflage seines großen Geländewagens Chevrolet Traverse. Fiat Chrysler belebt unter anderem den Jeep Wagoneer wieder und kündigt dazu an, in den kommenden Jahren 2000 Jobs in den USA zu schaffen.

Für die japanischen Hersteller hat der US-Markt extrem große Bedeutung, so betreibt Toyota dort fast ein Dutzend Produktionsstätten und andere Niederlassungen. Die Japaner zeigen auf der Motor Show ihren neuen Camry, für sie so etwas wie ein Brot-und-Butter-Auto in den USA.

Nach dem Dieselskandal von Volkswagen alles andere als eine Überraschung: Der Dieselmotor wird in Detroit keine besonders große Rolle spielen. Die Deutschen sind mit dieser Antriebsart auf dem Rückzug. So will etwa Audi künftig nur noch ein einziges Modell mit Dieselantrieb in den USA verkaufen.

Volkswagen hat dem Diesel in den Vereinigten Staaten voll und ganz abgeschworen. „Wir gehen derzeit davon aus, dass wir in den USA keine neue Dieselfahrzeuge anbieten“, hatte Markenchef Herbert Diess bereits im November unmissverständlich klargemacht. Die Abgasvorschriften seien in den USA so streng, dass die Umrüstung viel zu teuer werde. Die Lücke sollen später einmal Elektromodelle auffüllen. Doch bis es soweit ist, dominieren in Detroit die Benziner.