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Das ist der designierte DFB-Präsident

Mit der Wahl des Unternehmers zum neuen Präsidenten soll beim DFB am Freitag eine neue Ära beginnen. Doch kann das bei so vielen Baustellen gelingen?

Fritz Keller ist ein erfolgreicher Mann. Ein Netzwerker, einer, der Menschen für sich und seine Ideen begeistern kann. Der Dinge bewegt. Der Südbadener ist Spitzenwinzer, Sterne-Gastronom und Präsident des Fußballbundesligisten SC Freiburg. In dritter Generation führt er das Weingut Franz Keller.

Doch jetzt wartet die schwerste Aufgabe seiner Karriere auf ihn: Keller soll dem größten Sportverband der Welt die Glaubwürdigkeit zurückgeben. An diesem Freitag wird der 62-Jährige beim Bundestag des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zum neuen Präsidenten gekürt. Die Wahl ist Formsache. Doch die Baustellen, die anschließend auf Keller warten, sind vielfältig. Zu viel ist in den vergangenen Jahren beim DFB passiert.

Die bis heute nicht aufgeklärte „Sommermärchen“-Affäre um die Vergabe der WM 2006, das schlechte Abschneiden der Nationalelf bei der WM 2018 und der Rücktritt von Kellers Vorgänger Reinhard Grindel wegen einer Uhr, die ihm ein ukrainischer Oligarch schenkte – all das hat dazu geführt, dass sich selbst größte Fußballfans vom DFB abgewandt haben. Keller muss ihnen vermitteln, dass der Verband für Transparenz sorgt, obwohl das Personal an der DFB-Spitze von ihm abgesehen das alte bleibt.

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Keller selbst wollte sich vor dem DFB-Bundestag nicht zu seinen Reformplänen äußern. Die Erwartungen hochrangiger Funktionäre aber sind hoch. Christian Pothe, Vorsitzender des Jugendausschusses, hofft zwar, dass Keller in der Lage sein wird, „dem DFB nicht nur ein neues Gesicht, sondern auch einen neuen Charakter zu verleihen“. Zweifel daran sind jedoch angebracht.

Denn das Problem ist für Pothe „die gesamte männerdominierte Führungskultur innerhalb des Verbands, mit ihren Ämterhäufungen, Aufwandsentschädigungen, Ehrenkarten und einer Nähe zur Nationalmannschaft und dem Profifußball, die so mancher nicht mehr missen möchte, wenn er sich dahin vorgearbeitet hat“. So würden auch beim kommenden DFB-Bundestag wieder Funktionäre in ihren Positionen verbleiben, die Teil des Problems sind. „Denen ist es im Zweifel dann auch egal, wer unter ihnen Präsident ist.“

Die Gefahr, dass Keller ein schwacher Präsident wird, ist durchaus realistisch. Keller habe „klargemacht, dass er sich eher als Moderator sieht, stark auf Teamwork setzen will“, sagt Hermann Winkler, Vorsitzender des sächsischen Fußball-Verbandes. „Das birgt natürlich die Gefahr, dass er in die Mühlen derer gerät, die eigene Interessen verfolgen.“

Strippenzieher wie DFB-Vizepräsident Rainer Koch und Generalsekretär Friedrich Curtius haben dem Präsidentenamt schon vor Kellers Antritt einen neuen Zuschnitt gegeben. Sie hätten ein Interesse an einem möglichst schwachen Präsidenten, befürchtet ein langjähriger Funktionär. Dass Keller bereits die Zuständigkeiten für die Uefa und die Fifa zugunsten seines Vizes Koch abgibt, erkennt Funktionär Winkler als Anzeichen dafür, dass die etablierten Kräfte im DFB in Kellers Präsidentschaft ihre Macht erhalten.

Der DFB hatte nach dem Rücktritt Grindels im April monatelang nach einem neuen Präsidenten gesucht, hatte mit Egon Zehnder eine teure Personalberatung engagiert. Es sollte jemand sein, an dessen Integrität keiner zweifelt. Zu Beginn gab es Spekulationen, der DFB suche ein Schwergewicht, Ex-Adidas-Chef Herbert Hainer etwa oder Ex-Innenminister Thomas de Maizière. Am Ende habe man laut DFB genau einen Kandidaten angesprochen. Und der habe zugesagt.

Keller wird zwar formal eine schwächere Position einnehmen als frühere Präsidenten, weil ihm nach einer Strukturreform die bisher gültige Richtlinienkompetenz des DFB-Chefs nicht mehr zugebilligt wird. Für Bewegung dürfte er trotzdem sorgen.

So will er einen Vergütungsausschuss ins Leben rufen, der unter Einbeziehung von Externen die Zahlungen an das Präsidium festlegt und transparent macht. Auch deshalb begrüßt Hermann Winkler die bevorstehende Wahl des erfolgreichen Unternehmers, der auf den Posten nicht angewiesen ist. Er habe die Hoffnung, dass „Fritz Keller ein unabhängiger Kopf ist, der einiges anstoßen kann“.