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Dermatologin klärt auf: "Jede dritte Krebsdiagnose ist Hautkrebs"

Die Zahl der Hautkrebsdiagnosen nimmt von Jahr zu Jahr zu. (Bild: JPC-PROD/Shutterstock.com)
Die Zahl der Hautkrebsdiagnosen nimmt von Jahr zu Jahr zu. (Bild: JPC-PROD/Shutterstock.com)

Blauer Himmel, 28 Grad und strahlender Sonnenschein - nur die wenigsten zieht es im Sommer nicht nach draußen an den See, in den Park oder ins Freibad. Allerdings kommt während des Genusses intensiver Sonnenstrahlen oft noch immer eines zu kurz: der Schutz der Haut. "Die Zahl der Menschen, die an Hautkrebs erkranken, nimmt von Jahr zu Jahr zu. Jede dritte Krebsdiagnose ist inzwischen Hautkrebs", erklärt Dermatologin Prof. Dr. Michaela Axt-Gadermann der Nachrichtenagentur spot on news. Wie wichtig die Vorsorge ist und wie gefährlich die Diagnose Hautkrebs werden kann, verrät die Autorin von "Gesund mit Darm" (Südwest Verlag) im Interview.

Welche Arten von Hautkrebs gibt es?

Prof. Dr. Michaela Axt-Gadermann: Man unterscheidet zwischen dem weißen (hellen) und dem schwarzen Hautkrebs. Zum weißen Hautkrebs zählen das Basaliom (Basalzellkarzinom) und das Spinaliom (Plattenepithelkarzinom, Stachelzellkrebs). Der weiße oder helle Hautkrebs ist die häufigste Form von Hautkrebs. Der schwarze Hautkrebs wird als Melanom bezeichnet.

Wie sind diese zu unterscheiden und welche sind gefährlicher?

Axt-Gadermann: Das Melanom, der schwarze Hautkrebs, zählt zu den ausgesprochen bösartigen Hauttumoren und ist der gefährlichste Hautkrebs. Bei etwa jedem Fünften der Betroffenen bilden sich Tochtergeschwülste (Metastasen). Schwarzer Hautkrebs ist aber glücklicherweise deutlich seltener als weißer.

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Das Spinaliom ist der zweithäufigste Hautkrebs. Es entsteht vor allem auf stark lichtgeschädigter Haut. Meistens entstehen Spinaliome aus Krebsvorstufen, den sogenannten aktinischen Keratosen. Diese kann man als raue Stellen sehr gut tasten. Oft findet man sie auf den Handrücken, im Gesicht oder bei Männern auf der "Glatze" und den Ohren. Werden diese aktinischen Keratosen regelmäßig entfernt, dann kann man dem Spinaliom sehr gut vorbeugen. Allerdings muss der Hautarzt meistens sehr regelmäßig aufgesucht werden, da immer wieder neue aktinische Keratosen entstehen, die man im Blick behalten muss. Das Spinaliom metastasiert seltener, aber bei jedem 20. ist das dennoch der Fall, wenn die Krebsvorstufen nicht rechtzeitig erkannt werden.

Das Basaliom metastasiert in der Regel nicht, breitet sich aber örtlich aus und sollte deshalb auch frühzeitig entfernt werden. Das Basaliom ist der häufigste Hautkrebs.

Wie hoch ist das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken?

Axt-Gadermann: Die Zahl der Menschen, die an Hautkrebs erkranken, nimmt von Jahr zu Jahr zu. Jede dritte Krebsdiagnose ist inzwischen Hautkrebs, glücklicherweise aber der weniger lebensbedrohliche weiße Hautkrebs. Pro Jahr erkranken in Deutschland etwa 160.000 Menschen an einem Basaliom, knapp 100.000 an einem Spinaliom. Der schwarze Hautkrebs ist mit etwa 20.000 Fällen jährlich deutlich seltener, aber auch deutlich gefährlicher.

Das Risiko ist individuell unterschiedlich. Menschen mit einer hellen Haut, die sich häufig in der Sonne aufhalten und die auch Verwandte mit Hautkrebs haben, haben ein deutlich erhöhtes Risiko. Auch viele Pigmentmale stellen einen Risikofaktor dar.

Ist das Risiko höher, erneut an Hautkrebs zu erkranken, wenn man bereits betroffen war?

Axt-Gadermann: Ja, denn Hautkrebs, vor allem der weiße Hautkrebs, ist meistens ein Zeichen dafür, dass die Haut im Laufe des Lebens zu viel Sonne abbekommen hat. Das betrifft nicht nur die Stelle mit dem Hautkrebs, sondern im Prinzip jedes andere Hautareal, das ebenfalls viel in der Sonne war. Heller Hautkrebs tritt mit einer sehr großen Verzögerung auf, d. h. er ist Folge von UV-Strahlen der vergangenen 20 Jahre.

Das Buch
Das Buch "Gesund mit Darm" von Prof. Dr. Michaela Axt-Gadermann (Bild: Südwest Verlag)

Wie sehen die Symptome bei Hautkrebs aus?

Axt-Gadermann: Das Basaliom beginnt meistens als ein helles, hautfarbenes oder rötliches Knötchen, häufig im Gesicht, manchmal auch als eine kleine, ekzemartige Stelle, z.B. auf dem Rücken oder an anderen Körperstellen. Es wächst sehr langsam und wird deshalb in frühen Stadien nicht beachtet. In einem späteren Stadium kann es nässen und es entstehen Krusten.

Das Spinaliom entsteht aus aktinischen Keratosen, die man oft besser fühlen als sehen kann. Es handelt sich dabei um kleine, raue, manchmal harte Hautveränderungen an lichtexponierten Körperarealen. Werden diese nicht entfernt, kann sich daraus ein Spinaliom entwickeln. Dieses sieht im Prinzip ähnlich aus wie die Vorstufen, wird aber langsam größer und oft ist eine Hornkruste zu sehen. Manchmal entstehen aber auch verhornte Knötchen, die bluten können. Bei Wassersportlern findet man Spinaliome oft an den Lippen, die wie schlecht heilende Verletzungen, Risse oder nicht heilende Wunden aussehen können.

Das Maligne Melanom ist in der Regel dunkel gefärbt, es gibt aber auch seltene, unpigmentierte Formen. Melanome können unterschiedlich aussehen. Meistens verbergen sie sich hinter dunklen oder schwarzen Pigmentmalen. Aber auch andere Farbtöne wie grau, rötlich oder graublau kommen vor. Ein Melanom kann flach sein, meistens ist es aber erhaben oder knotig. Für den Laien ist es oft nicht einfach, ein gutartiges Pigmentmal von einem Melanom zu unterscheiden.

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Es gibt dazu eine ABCDE-Regel, mit der man Pigmentmale beurteilen kann. A = Asymmetrie: Ist das Pigmentmal nicht rund oder oval, sondern asymmetrisch und ausgefranst, sollte man genauer hinschauen. B = Begrenzung: Bei einem harmlosen Pigmentmal ist die Randbegrenzung meistens scharf und gleichmäßig. Bei einem Melanom wird sie unscharf und ungleichmäßig. C = Color (Farbe): Melanome zeigen oft eine ungleichmäßige Pigmentierung und eine Mehrfarbigkeit. D = Durchmesser: Melanome wachsen rasch und haben oft einen Durchmesser, der größer als fünf Millimeter ist. Aber natürlich gibt es auch größere, harmlose Pigmentmale. E = Erhabenheit: Melanome wachsen oft (aber nicht immer) knotig und kugelförmig nach oben. Wenn sich ein Pigmentmal in diese Richtung verändert und gleich mehrere dieser Merkmale aufweist, sollte man immer einen Hautarzt aufsuchen.

Wie gefährlich kann Hautkrebs werden?

Axt-Gadermann: Das hängt von der Art des Hautkrebses und vom Stadium ab, in dem er entdeckt wird. Das Melanom, aber auch das Spinaliom, können metastasieren und dann potenziell zum Tode führen. Aber die Heilungschancen sind umso besser, je früher der Krebs entdeckt und entfernt wird.

Durch den medizinischen Fortschritt sind gerade in den letzten Jahren die Überlebens- und auch Heilungschancen für Melanompatienten dank neuartiger Therapien deutlich besser geworden. Der Trend geht weg von den klassischen Chemotherapien hin zu dem Konzept der Immuntherapie. Dadurch haben auch Patienten mit fortgeschrittenem Melanom, die noch vor einigen Jahren eine sehr schlechte Prognose hatten, gute Chancen, lange zu leben.

Früherkennung ist aber immer noch wichtig. Wenn ein Pigmentfleck wächst, er plötzlich mehrfarbig wird, die Ränder unscharf werden oder er blutet und nässt, sollte baldmöglichst ein Hautarzt aufgesucht werden.

Das Spinaliom entwickelt sich aus Vorstufen, wodurch es einen gewissen Vorlauf gibt, der Zeit bietet, die Hautveränderungen zu entfernen, bevor sie gefährlich werden. Hier ist es aber notwendig, regelmäßig die Haut von einem Experten kontrollieren zu lassen, aber auch selbst ab und zu mal die Haut zu checken. Spinaliome metastasieren seltener, aber eine Metastasierung ist auch hier möglich und dann werden auch Spinaliome gefährlich.

Das Basaliom ist nicht ganz so gefährlich, wächst aber lokal ständig weiter und vergrößert sich. Je nach Lokalisation wird die Entfernung immer schwieriger, je länger man abwartet und je größer die Hautveränderung ist. Todesfälle durch Basaliome sind eine Rarität, aber bei sehr großen Ausdehnungen möglich. Auch hier gilt das Prinzip der Vorsorge. Wenn die Haut regelmäßig selbst und durch den (Haut)arzt kontrolliert wird, entdeckt man ein Basaliom oft schon, wenn es noch sehr klein ist und sich gut entfernen lässt.

In welchem Alter tritt die Erkrankung am häufigsten auf?

Axt-Gadermann: Das Risiko, an weißem Hautkrebs zu erkranken, steigt vor allem ab dem 50. Lebensjahr. Die Fälle sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Auch die Melanomfälle haben zugenommen. Sie haben sich in den vergangenen 50 Jahren etwa verfünffacht. Auch hier steigt das Risiko zu erkranken mit dem Alter, aber Melanome treten auch schon bei 20- oder 30-Jährigen auf.

Wie stehen die Heilungschancen bei Hautkrebs?

Axt-Gadermann: Das Basaliom kann zu fast 100 Prozent geheilt werden. Auch beim Melanom und beim Spinaliom sind die Heilungschancen hoch, wenn der Tumor noch nicht metastasiert hat. Beim Melanom hängt die Heilungschance unter anderem von der Tumordicke ab. Bei flachen Melanomen liegt die Heilungschance bei rund 90 Prozent. Aber auch bei weit fortgeschrittenen Melanomen haben sich aufgrund der neuen Behandlungsmöglichkeiten (z.B. Checkpoint-Inhibitoren) die Heilungschancen dramatisch verbessert.

Wie sieht die Vorsorge bei Hautkrebs aus und ab wann sollte man damit beginnen?

Axt-Gadermann: Ab 35 hat man alle zwei Jahre Anspruch auf ein Hautkrebs-Screening beim Hautarzt oder bei entsprechend geschulten Hausärzten. Diese Untersuchung zur Früherkennung von Hautkrebs wird auch von den gesetzlichen Kassen bezahlt.

Wie können wir Hautkrebs vorbeugen?

Axt-Gadermann: Wichtig ist es, die Haut gut vor Sonne zu schützen. Dafür sind Lichtschutzpräparate mit einem hohen Lichtschutzfaktor, der der jeweiligen Sonnenstärke angepasst ist, geeignet. Wichtig ist nach aktuellen Erkenntnissen auch ein hoher UV-A-Schutz und ein Schutz gegen Infrarotstrahlen. Auch textiler Sonnenschutz ist wichtig, also Shirts mit UV-Filter beim Baden oder auch beim Sport.

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