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Deposit Solutions startet Zinsportal in USA: Peter Thiel weckt hohe Erwartungen

Ab sofort können Amerikaner das Zinsportal „Savebetter“ des Hamburger Fintechs Deposit Solutions nutzen. Investor Thiel zieht einen Vergleich zu Paypal.

Knapp zwei Jahre nachdem Tim Sievers die Expansion seines Finanz-Start-ups in die USA angekündigt hatte, ist es nun so weit: Wie der Gründer und Geschäftsführer von Deposit Solutions dem Handelsblatt bestätigte, startet sein Zinsportal an diesem Dienstag in den Staaten.

Über „Savebetter“ können amerikanische Privatkunden ab sofort Sparprodukte von drei amerikanischen Banken abschließen. Auch der Berliner Konkurrent Raisin, der hierzulande unter seiner Marke Weltsparen bekannt ist, hat bereits den Schritt in die USA gewagt. Ein eigener Marktplatz für Einlagenprodukte soll bei ihm jedoch erst im kommenden Jahr folgen.

Sievers betont, dass sein Unternehmen nun das erste ist, das auf dem amerikanischen Kontinent eine Einlagenplattform betreibt. „Wir sehen hier weder lokale noch internationale Konkurrenten, die Einlagen unterschiedlicher Banken vermitteln“, sagt er. Wie die europäischen Plattformen von Deposit Solutions – Zinspilot und Savedo – soll auch Savebetter für Banken ein neuer Vertriebskanal sein und es Sparern ermöglichen, Einlagenprodukte zu vergleichen und einfacher abzuschließen.

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Zu Beginn werden verzinste Sparkonten der Continental Bank aus Salt Lake City, der Ponce Bank aus New York und der Central Bank of Kansas City vermittelt. Weitere Banken und das Pendant zum europäischen Festgeld sollen folgen.

Bislang haben erst wenige deutsche Fintechs den Schritt in die USA gewagt. Neben den Zinsplattformen zählt auch die Neobank N26 dazu. Das Unternehmen hatte sein US-Geschäft im Juli 2019 gestartet und seitdem immer wieder die Bedeutung der USA als einer seiner Kernmärkte betont. Im Januar hatte N26 dort 250.000 Kunden gemeldet.

Seitdem machte es keine neuen Angaben zur Zahl seiner internationalen oder amerikanischen Kunden. Auch der Ident-Dienst WebID Solutions will den US-Markt erobern. Dagegen hat das Versicherungs-Start-up Wefox seine Expansion wegen der Coronakrise erst einmal verschoben.

Auch Deposit Solutions, das seit dem Einstieg der Deutschen Banken im vergangenen Jahr mit mehr als einer Milliarde Dollar bewertet wird und damit zu den sogenannten Fintech-Einhörnern zählt, wurde von der Pandemie gebremst. „Die meisten Banken mussten erst mal ihre Corona-Notfallprogramme umsetzen, da war es schwierig, mit neuen Kooperationsvorschlägen durchzudringen“, so Sievers. Auch das Präsentieren auf Livekonferenzen habe gefehlt. „Dass wir nun trotzdem die Ersten in diesem Markt sind, ist ein wichtiger Schritt“, so der Gründer.

Auf der Seite der Anleger hat die Coronakrise derweil einen Hype um Neobroker ausgelöst, die günstigen Wertpapierhandel ermöglichen. Ob die ohnehin aktienaffinen Amerikaner nun nach Sparprodukten suchen werden? Sievers gibt sich optimistisch: „Mit 16 Billionen Dollar ist der US-Einlagenmarkt riesig, und wir rechnen damit, dass er weiter wächst. Zudem ergänzen sich Sparprodukte und Wertpapiere gut.“ Zu Beginn sollen Zinssätze in Höhe von bis zu 0,5 Prozent die Kunden locken. „Das ist momentan auch in den USA ein Spitzenwert“, so Sievers.

Peter Thiel: „... leisten, was Paypal für den Zahlungsverkehr geleistet hat“

Peter Thiel, Co-Gründer des US-Bezahldienstes Paypal und seit 2016 Investor von Deposit Solutions, sieht für die Firma großes Potenzial: „Deposit Solutions kann für das Einlagengeschäft das leisten, was Paypal für den Zahlungsverkehr geleistet hat“, sagte er. Weltweit zählte Paypal zuletzt 346 Millionen Kunden.

Deposit Solutions hat in Europa Kundengelder in Höhe von rund 26 Milliarden Euro an mehr als 150 Banken aus 20 Ländern vermittelt. Gleichauf ist Konkurrent Raisin, der von mehr als 26 Milliarden Euro vermitteltem Kapital von mehr als 275.000 Sparern spricht.

Das Berliner Unternehmen ist 2013 in Europa ebenfalls mit einer Zinsplattform für Anleger gestartet. In den USA setzt Raisin jedoch zunächst auf die Strategie, mit der Deposit Solutions 2012 in Europa angefangen hatte: Es agiert als Technologielieferant für Banken. Dafür hat es Anfang des Jahres die spanisch-amerikanische Technologiefirma Choice Financial Services übernommen, die inzwischen als Raisin Technology firmiert.

Noch im Mai gab sich Raisin-Co-Gründer Tamaz Georgadze im Gespräch mit dem Handelsblatt überzeugt, dass der Zeitpunkt für den Start seiner Dienstleistung günstig sei, da viele US-Finanzinstitute einen stark wachsenden Refinanzierungsbedarf hätten. Dank Raisins Software könnten sie ihren Kunden individuelle Tages- und Festgeldangebote machen.

Eine erste Kooperation dieser Art sollte eigentlich noch im dritten Quartal starten. Wie ein Sprecher von Raisin am Dienstag auf Anfrage des Handelsblatts mitteilte, verzögert sich dieses Angebot aus technischen Gründen. Es werde jedoch „noch bis Ende des Jahres live gehen“.

Zudem sei geplant, in diesem Jahr noch mit mindestens fünf Banken Verträge zu schließen. Angesichts der umfangreichen Auswirkungen der Coronakrise auf die Wirtschaft – speziell im US-amerikanischen Markt – sei man mit der Entwicklung zufrieden, so der Sprecher, „gleichzeitig bemerken wir, dass Prozesse sich etwas verlangsamt haben“. An seinem Plan, im kommenden Jahr einen eigenen US-Marktplatz mit Einlagenprodukten für Endkunden zu starten, halte das Unternehmen fest.