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Delta-Variante dominiert jetzt in Deutschland – WHO warnt vor "epidemiologischer Dummheit"

Die besonders ansteckende Delta-Variante des Coronavirus (B.1.617.2) breitet sich immer weiter aus, und zugleich sinkt das Impftempo deutlich. In den vergangenen zwei Wochen ist die Zahl der Impfungen pro Tag in Deutschland deutlich zurückgegangen. Am Dienstag wurden nach Zahlen des Robert Koch-Instituts 699 500 Impfdosen verabreicht, am Dienstag der Vorwoche waren es 917 000, an den Dienstagen der drei Wochen davor jeweils mehr als eine Million Dosen gewesen. Gleichzeitig dominiere die Delta-Variante des Coronavirus erstmals mit einem Anteil von 59 Prozent, hieß es am Mittwochabend in der jüngsten Auswertung des Robert Koch-Instituts.

Experten aus der Medizin und Politik sind besorgt. Immer mehr fordern nun „kreativere Impfangebote“, wie die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Sabine Dittmar, sich in der „Welt“ ausdrückte. Bürger müssten sich auch in Fußgängerzonen, Wohnsiedlungen und bei Veranstaltungen impfen lassen können.

Ähnlich sieht es die Ärztegewerkschaft Marburger Bund: „Da ist etwas mehr Kreativität bei den lokalen Behörden gefragt“, sagte die Vorsitzende Susanne Johna der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ am Donnerstag. „Wir müssen Menschen auch direkt ansprechen und nicht warten, bis sie ins Impfzentrum oder zum Hausarzt kommen. Je niedrigschwelliger, desto besser. Entscheidend ist doch, dass wir nun auch all diejenigen erreichen, die bisher - aus welchen Gründen auch immer - noch zögern oder überzeugt werden wollen.“

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Saar-Ministerpräsident Tobias Hans sprach sich für zusätzliche Anreize aus. „Man könnte an eine Verlosung denken, bei der unter den Impfbereiten beispielsweise ein Fahrrad, ein Fremdsprachenkurs oder ein anderer schöner Preis ausgegeben wird“, sagte der CDU-Politiker den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Mobile Impfteams und Sonderaktionen seien gerade in sozialen Brennpunkten nötig.

Die neue Delta-Variante, die erstmals in Indien auftrat, gilt als deutlich ansteckender als das ursprüngliche Covid-19-Virus. Wissenschaftler gehen auch davon aus, dass die Wirksamkeit der Impfstoffe gegen die Weitergabe des Virus bei der Delta-Variante nachlässt.

Expertin warnt vor „bösem Erwachen“

Die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Christine Falk, warnt vor Leichtsinnigkeit. „Wenn wir jetzt klug sind, sollten wir nicht wieder denken: Das wird schon von alleine“, mahnte Falk. „Denn das hatten wir schon mal.“ Man sehe jetzt Menschengruppen, die feierten ohne Schutz, ob beim Fußball oder privat. „Das ist aber einfach keine gute Idee mit dieser Variante. Noch können wir es bei den geringen Inzidenzen durch milde Maßnahmen schaffen.“ Wenn die Zahlen durch die Decke gingen, müssten auch die Maßnahmen wieder verschärft werden, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. „Also muss man sagen: Leute, handelt jetzt. Verhaltet euch so schlau wie möglich.“ Die Delta-Variante sei wahrscheinlich nicht weniger krankmachend. „Man darf diesem Virus einfach keine Sekunde über den Weg trauen und es für harmloser halten als die Alpha-Variante. Sonst gibt es möglicherweise ein böses Erwachen.“

Ein Beispiel für Falk ist Australien. Das habe sich für Corona-frei gehalten. „Und dann ist eine Flugzeugcrew durch das sehr engmaschige Quarantänenetz geschlüpft.“ Ein Crewmitglied sei in eine Shoppingmall gegangen. „Es gibt Animationen, da sehen Sie, wie er an Menschen vorbeigeht, die sich dadurch das Virus eingefangen haben. Denn in Australien gab es da keine Maskenpflicht mehr.“ Die Alpha-Variante hätte nicht auf diese Weise überspringen können. „Das heißt, dass es bei Delta wenige Viruspartikel schaffen, einen Menschen zu infizieren. Und wir haben in Deutschland noch einen großen Anteil ungeimpfter oder nicht vollständig geimpfter Menschen.
Ohne Maske geht es hier also auf gar keinen Fall.“ Auch Abstandhalten, Hygiene, Lüften und Testen seien die Methoden der Wahl. „Das sollte im Moment reichen, um den Vorteil, den Delta gegenüber Alpha hat, bei uns wieder einzufangen.“

Auch die WHO zeigt sich besorgt. So plant England am 19. Juli die Aufhebung der Corona-Beschränkungen im Land. Epidemiologe und WHO-Krisenmanager Mike Ryan sagte auf einer Pressekonferenz: „Jetzt ist extreme Vorsicht angesagt“. Die Idee, Menschen eher früher als später mit Covid-19 infizieren zu lassen, bezeichnete er als "epidemiologische Dummheit".

Schon vier Millionen Menschen an Corona gestorben

Seit Beginn der Pandemie sind weltweit bereits mehr als vier Millionen Menschen nach einer Infektion mit dem Coronavirus gestorben. Das ging am Mittwochabend (Ortszeit) aus Daten der Universität Johns Hopkins in Baltimore hervor. Damit stieg die Zahl der global bekannten Corona-Todesfälle innerhalb von knapp drei Monaten von drei auf vier Millionen an. Weltweit gab es bislang rund 185 Millionen bestätigte Infektionen mit dem Virus, wie Daten der Universität zeigten. Experten gehen bei Infektionen und Todesfällen von einer noch höheren Dunkelziffer aus.

In absoluten Zahlen wurden die meisten Corona-Todesfälle bislang aus den USA gemeldet. In dem Land mit 330 Millionen Einwohnern starben seit Anfang vergangenen Jahres rund 605 000 Menschen. An zweiter Stelle folgt Brasilien mit 525 000 Toten, auf Rang drei liegt das bevölkerungsreiche Indien mit gut 400 000 Toten. In Deutschland waren nach den Johns-Hopkins-Daten bislang gut 91 000 Corona-Tote zu beklagen.

hr/mit Material von dpa