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Deka-Manager: „Commerzbank ist nach der Coronakrise anfällig für Übernahmen“

Der Investor fände ein Zusammengehen mit BNP oder Deutscher Bank mittelfristig sinnvoll. Kurzfristig müsse die Commerzbank aber aus eigener Kraft zulegen.

Die Commerzbank-Aktie hat im Zuge der Coronakrise mehr als die Hälfte ihres Werts verloren. Aktuell ist das Institut an der Börse nur noch knapp vier Milliarden Euro wert. Aus Sicht der Fondsgesellschaft Deka steigt deshalb die Wahrscheinlichkeit, dass die Commerzbank nach der Krise von einem Konkurrenten geschluckt wird.

„Wegen ihrer niedrigen Bewertung wird die Commerzbank nach dem Ende der Coronakrise anfällig für Übernahmen sein“, sagt Deka-Portfoliomanager Andreas Thomae im Interview. Die Commerzbank müsse deshalb alles dafür tun, wertvoller zu werden.

„Mittelfristig könnte ein Zusammenschluss mit einem europäischen Konkurrenten wie BNP Paribas oder der Deutschen Bank jedoch sinnvoll sein“, findet Thomae. Die Fusionsgespräche zwischen Commerzbank und Deutscher Bank seien im vergangenen Jahr vor allem gescheitert, weil beide Banken Restrukturierungsfälle waren. „Wenn die Institute ihren Umbau abgeschlossen haben und besser dastehen, könnten sie erneut darüber nachdenken.“

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Die Deka zählt zu den 15 größten Aktionären der Commerzbank, die im ersten Quartal wegen der Coronakrise tief in die roten Zahlen gerutscht ist. An diesem Mittwoch hält sie zudem ihre virtuelle Hauptversammlung ab. Thomae hat dafür eine Reihe von Fragen eingereicht. Und er macht deutlich, dass er mit den aktuellen Zielen der Bank nicht zufrieden ist.

Vom Commerzbank-Management fordert er einen noch rigoroseren Umbau des Instituts. „Es geht die richtigen Themen an, aber müsste an vielen Stellen konsequenter vorgehen“, sagt Thomae. „Vom Vorstandschef Martin Zielke erwarte ich die Zielsetzung, dass die Commerzbank mittelfristig ihre Kapitalkosten verdient.“

Eine Rendite von nur vier Prozent, wie sie das Institut im September 2019 im Zuge der Strategie „Commerzbank 5.0“ in Aussicht gestellt hat, könne nicht der Anspruch der Bank sein, meint Thomae. „Die Ambition muss es sein, mindestens sechs Prozent zu erreichen.“

Lesen Sie hier das komplette Interview:

Herr Thomae, machen Sie sich wegen der Coronakrise Sorgen um den Fortbestand der Commerzbank?
Nein. Ich bin zuversichtlich, dass die Commerzbank trotz mangelnder Profitabilität relativ gut durch die Krise kommt. Sie verfügt über einen solide Kapitalpuffer und hat ihre Risiken deutlich heruntergefahren. Besonders im Schiffs- und Gewerbeimmobiliensektor hat das Institut sein Engagement in den vergangenen Jahren deutlich reduziert.

Aber die Bank ist stark im Firmenkundengeschäft aktiv – und dort drohen im Zuge der Coronakrise Pleiten und Kreditausfälle.
Die Risikovorsorge für faule Kredite wird deutlich steigen. Aber die Commerzbank wird davon profitieren, dass ihr Firmenkundengeschäft stark auf Deutschland fokussiert ist. In der Bundesrepublik sind die staatlichen Hilfen in der Coronakrise sehr umfassend – und die Zahl der Pleiten wird sich dadurch am Ende hoffentlich in Grenzen halten. Auch im Privatkundengeschäft dürften die Ausfälle dank des sozialen Netzes in Deutschland und Maßnahmen wie dem Kurzarbeitergeld geringer ausfallen als in anderen Ländern.

Rückt das Thema Profitabilität angesichts der Krise in den Hintergrund?
In der Corona-Pandemie ist die Profitabilität schwierig zu erreichen. Aber die Commerzbank muss daran arbeiten, nach der Krise profitabler zu werden. Das im September 2019 ausgegebene Ziel einer Eigenkapitalrendite von mehr als vier Prozent ist zu niedrig. Die Ambition muss es sein, mindestens sechs Prozent zu erreichen. Ich gebe zu, dass das im Niedrigzinsumfeld schwierig ist. Aber wenn das Institut härter restrukturiert, ist das durchaus machbar.

Wie soll das gelingen?
In der Vergangenheit hat die Bank viele neue Kunden gewonnen, aber die Rendite hat nicht gestimmt. Nun sollte der Fokus darauf liegen, Kundenbeziehungen profitabler zu gestalten. Die Bank kann in der Krise zeigen, dass sie für ihre Kunden da ist, sollte im Gegenzug aber auch auskömmliche Konditionen einfordern.

Wie sieht es mit den Niederlassungen aus? Reicht die bisher geplante Schließung von 200 der insgesamt 1000 Filialen?
Nein. Durch die Coronakrise hat es einen Digitalisierungsschub gegeben. Auch viele ältere Menschen nutzen nun Onlinebanking. Die Commerzbank sollte deshalb einen noch stärkeren Fokus auf Digitalisierung legen. Die beschlossene Integration von Comdirect ist hier ein wichtiger Schritt.Die Bankenaufsicht und auch viele Aktionäre haben die im September 2019 vorgelegten Ziele als wenig ambitioniert kritisiert. Wie beurteilen Sie vor diesem Hintergrund das Management der Commerzbank?
Wir haben noch Vertrauen in das Management. Es geht die richtigen Themen an, aber müsste an vielen Stellen konsequenter vorgehen. Wir setzen dabei große Hoffnungen auf die neue Finanzchefin Bettina Orlopp. Sie tritt bei den Themen Kostensenkungen und Profitabilität entschlossen auf. Vom Vorstandschef Martin Zielke erwarte ich die Zielsetzung, dass die Commerzbank mittelfristig ihre Kapitalkosten verdient.

Die Commerzbank hat mit Bain und McKinsey mittlerweile zwei Berater im Haus, außerdem hat Boston Consulting das Institut im Auftrag des Großaktionärs Bund durchleuchtet. Wie finden Sie das?
Berater kosten natürlich Geld. Aber ich finde es legitim, dass die Bank in so einer Situation auch auf Expertise von außen zurückgreift. Wenn das Management anschließend die richtigen Entscheidungen trifft, ist das gut investiertes Geld.

Kann die Commerzbank dauerhaft allein überleben?
Wegen ihrer niedrigen Bewertung wird die Commerzbank nach dem Ende der Coronakrise anfällig für Übernahmen sein. Sie muss deshalb alles dafür tun, wertvoller zu werden. Mittelfristig könnte ein Zusammenschluss mit einem europäischen Konkurrenten wie BNP Paribas oder der Deutschen Bank jedoch sinnvoll sein. Die Fusionsgespräche zwischen Commerzbank und Deutscher Bank sind 2019 ja vor allem gescheitert, weil beide Banken Restrukturierungsfälle waren. Wenn die Institute ihren Umbau abgeschlossen haben und besser dastehen, könnten sie erneut darüber nachdenken. Grundsätzlich hätte es viele Vorteile, eine starke Großbank in Deutschland zu haben.

Im Zuge der Coronakrise wird darüber diskutiert, wie sich der Bund verhalten soll, wenn er bei Unternehmen wie der Lufthansa einsteigt. An der Commerzbank ist der Staat schon lange beteiligt und entsendet zwei Vertreter in den Aufsichtsrat. Wie beurteilen Sie den Einfluss des Staates auf die Bank seit der Finanzkrise?
Bisher war relativ wenig Einfluss des Bundes auf die Commerzbank spürbar. Bis auf sehr wenige Ausnahmen, etwa beim Thema Bonus und Abfindungen, hat er sich zurückgehalten. Und aktuell macht sich der Bund – wie alle anderen Aktionäre auch – Gedanken, wie die Commerzbank profitabler werden kann. Basierend auf dem Engagement bei der Commerzbank gibt es also keinen Grund, Angst vor dem Bund als Großaktionär zu haben.
Herr Thomae, vielen Dank für das Interview.