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Dax schließt leicht im Plus

Deutsche Aktienanleger zeigten sich am Mittwoch unentschlossen. Der deutsche Leitindex pendelte um die Nulllinie und schloss dank des gesunkenen Eurokurses, der Exporte erleichtern kann, 0,3 Prozent im Plus bei 10.170 Punkten. Insgesamt bleibt die Stimmung am Aktienmarkt aber angespannt. Am Dienstag war das Börsenbarometer wegen schwacher Geschäftszahlen und Verlusten an der Wall Street um knapp zwei Prozent abgesackt.

Der MDax der mittelgroßen Werte geht 0,3 Prozent schwächer bei 20.815 Punkten aus dem Handel. Der TecDax der Technologiewerte gibt um 0,7 Prozent auf 1.684 Punkte nach, ebenso der SDax, der den Handelstag mit 9.200 Punkten beendet.

Anleger hatten erneut eine Vielzahl von Unternehmenszahlen zu verarbeiten. Unter anderem präsentierte die Deutsche Post ihre Quartalszahlen, auch der Roboter- und Anlagenbauer Kuka legte vor.

Vor allem die guten Zahlen der Deutschen Post ziehen den Dax nach oben. Der Konzern verdiente im abgelaufenen Quartal mit 752 Millionen Euro vor Steuern und Zinsen mehr, als Analysten erwartet hatten. Damit katapultierten sich die Bonner an die Spitze der Dax-Gewinner. Die Aktie legte mehr als drei Prozent zu. Das Unternehmen hatte den stärksten Gewinnanstieg seit 2011 verzeichnet.

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Im MDax profitierten Aktien von Südzucker mit 2,5 Prozent Aufschlag von einer Hochstufung durch Exane. Dagegen verloren Anteile des Autozulieferers und Reifenherstellers Continental leicht, nachdem der Gewinn zwar über, der Umsatz aber unter den Prognosen gelegen hatte. Durchwachsene Zahlen drückten Anteile von Axel Springer um 3,4 Prozent.

Nach dem Absturz am Dienstag ging es für deutsche Bankaktien am Mittwoch zwischenzeitlich weiter nach unten. Am Morgen waren die Papiere der Deutschen Bank deutlich unter den bisherigen Tiefststand von 11,20 Euro auf 11,06 Euro gefallen. Im Lauf des Tages stabilisierten sich die Titel aber wieder und schlossen annähernd auf dem Vortagesniveau von 11,23. Commerzbank-Aktien allerdings gaben um fast ein Prozent auf 5,19 Euro nach und gehörten zu den Verlierern im Dax.

Unerwartet schwache Verkaufszahlen der Autohersteller in den haben am Mittwoch zudem den Druck auf die europäischen Autoaktien verstärkt. Auf den Verkaufszetteln der Anleger standen vor allem die französischen Fahrzeugbauer und Zulieferer Renault, Peugeot, Faurecia und Valeo mit einem Minus von bis zu 2,3 Prozent. Aktien von Volkswagen gaben ein Prozent nach, BMW verbilligten sich um ein halbes Prozent. Der europäische Index für die Automobilbranche war mit einem Abschlag von zeitweise 2,1 Prozent der schwächste Branchenindex in der Region.

In den USA kühlt sich der Automarkt merklich ab. Die Platzhirsche GM, Ford und Toyota verkauften im Juli weniger Autos als vor einem Jahr. Auf dem weltweit zweitgrößten Automarkt nach China steigt zwar die Nachfrage nach Geländewagen und Pickup-Trucks weiter an, klassische Pkw werden aber immer seltener nachgefragt. Nach der Veröffentlichung der Absatzzahlen am Dienstag gingen bereits Aktien der US-Autobauer in die Knie.

Der Finanzchef des Autozulieferers Continental, Wolfgang Schäfer, rechnet mit einer weiteren Abkühlung. Nach deutlichem Zuwachs in den ersten sechs Monaten werde die Produktion in Europa wie in den USA schrumpfen und in China langsamer wachsen, erklärte er. Conti-Aktien trugen mit einem Minus von 1,8 Prozent über weite Strecken die rote Laterne im Dax.


Ölpreis notiert leicht höher

Außerdem im Blick war der Ölpreis. Im Juli waren die Ölpreise angesichts des hohen Überangebots wieder ins Taumeln geraten. „Erholt sich der Ölpreis nicht, gerät die Bonität der amerikanischen Ölfirmen und damit der Banken ins Blickfeld“, erinnerte Aktienanalyst Jochen Stanzl vom Brokerhaus CMC an die Kursverluste vom ersten Quartal, als der Dax rund sieben Prozent verloren hatte.

Am Mittwoch notierten Brent und WTI mit 42,70 und 40,48 Dollar je Fass (159 Liter) jeweils etwa gut zwei Prozent höher. Die Arbeitsmarktdaten vom privaten Arbeitsvermittler ADP fielen in etwa wie erwartet aus.

Für Aufatmen in der Finanzbranche sorgten überraschend gute Quartalszahlen der niederländische ING und der französischen Société Générale. Unter den stärksten Werten im Stoxx Europe 600 waren mit gut 9,1 Prozent Aufschlag ING. Société Générale hatte mit dem Nettogewinn im zweiten Quartal ebenfalls die Erwartungen übertroffen. Hier ging es um 3,8 Prozent nach oben.

Aufatmen auch bei einigen britischen Banken, die nach dem Ja der Briten zum EU-Austritt eine Konjunkturabkühlung fürchten. HSBC und Standard Chartered verdienten beide zwar weniger, aber immer noch mehr als befürchtet. Standard Chartered zogen um bis zu sieben und HSBC um etwa vier Prozent an.

Unter Druck standen Axa. Die Papiere des französischen Versicherers zählten mit einem Minus von rund zwei Prozent zu den Verlierern im EuroStoxx50. Der Allianz-Rivale bekam die schweren Unwetter im Frühjahr zu spüren und verdiente weniger, als Börsianer erwartet hatten.

Für Katerstimmung sorgte auch Axel Springer. Der Medienkonzern nahm sein Umsatzziel für 2016 zurück und rechnet nur noch mit stagnierenden Erlösen. Die im MDax gelisteten Aktien fielen um drei Prozent.

KONTEXT

Die Folgen des Billigöls

1. Billiges Erdöl treibt die Wirtschaft an

Tatsache ist: Europas Verbrauchern nutzen die Niedrigpreise sehr. Im Februar war Energie im Euroraum dem Statistikamt Eurostat zufolge 8,0 Prozent günstiger als vor einem Jahr, bei Haushaltsenergie und Sprit in Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamts 8,5 Prozent. Von Mitte 2014 bis Ende 2015 verbilligte sich das "schwarze Gold" um zwei Drittel, das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut meldete beim Rohstoffpreis-Index den tiefsten Stand seit 2004. Die Deutschen gaben 2015 laut Mineralölverband 13,5 Milliarden Euro weniger für Sprit und Heizöl aus. Auch große Teile der Industrie freuen sich: Je billiger der Schmierstoff der Weltwirtschaft, umso mehr Entlastung im Einkauf.Wahr ist aber auch: Die Chemie zum Beispiel muss bessere Konditionen oft mit niedrigeren Preisen für Kunst- oder Farbstoffe an ihre Kunden weitergeben. Beim Branchenriesen BASF etwa sank der Überschuss 2015 auch deshalb um fast ein Viertel auf rund 4 Milliarden Euro.

2. Bald steigen die Ölpreise stark, dann kommt das böse Erwachen

"Langfristig dürfte ein steigender (Öl-)Preis die Geldentwertung anheizen", glaubt Eugen Weinberg von der Commerzbank. Die Gefahr: Wenn es mächtigen Förderländern gelingt, das Fracking in den USA aus dem Markt zu drängen, könnte das Angebot knapp werden und die Kosten hochkatapultieren. Für Flüssigtreibstoffe ermittelte die französische Bank Société Générale von 2005 bis 2015 einen Rückgang der Preise um fast 30 Prozent. Die Internationale Energieagentur (IEA) sieht aber allerspätestens 2021 deutliche Erhöhungen. "Für Verbraucher ist es einfach, sich durch niedrige Preise einlullen zu lassen, aber sie sollten die Signale nicht überhören", warnte IEA-Chef Fatih Birol.Zwar ist vor allem die kühlere Konjunktur in China ein Grund; dort gab es 2015 mit 6,9 Prozent das schwächste Wachstum seit 25 Jahren. Aber auch unklare Ziele des Opec-Kartells spielen eine Rolle. Der Iran will nach dem Ende der Sanktionen Öl exportieren, die Saudis und das Nicht-Opec-Mitglied Russland peilen eine Deckelung der Produktion an. Wenn mehr US-Quellen dicht machen, könnten am Ende Engpässe - so fürchtet Birol - zu "nach oben schießenden Ölpreisen" führen.

3. Das Billigöl würgt den Börsen-Boom endgültig ab

Weltweit haben Aktienbesitzer nach dem Jahreswechsel herbe Verluste einstecken müssen. Ein Grund, der neben der befürchteten schwächeren Weltkonjunktur oft genannt wird: das Ölpreis-Tief. Dauerhaft billige Rohstoffe werten die Märkte als Zeichen schrumpfender Nachfrage.Chinas Schwäche sorgt weiter für Zweifel - zusammen mit den dortigen Finanzmarkt-Turbulenzen und Exporten, die im Februar um ein Fünftel einbrachen. Und wie lange können Förderer Kredite voll bedienen? "Wir erwarten, dass Banken in ölexportierenden Regionen ein höheres Gläubiger-Risiko haben", warnt die Ratingagentur Moody's. Sie prüft eine Abstufung von zwölf Förderländern, darunter Russland und Saudi-Arabien. Das Preistief werde wohl noch "mehrere Jahre" dauern.

4. Das Klima verliert, denn günstiges Öl blockiert die Energiewende

Beim Pariser Klimagipfel Ende 2015 einigte sich die Weltgemeinschaft auf einen Verzicht auf fossile Brennstoffe bis Ende des Jahrhunderts. Solange die Abkehr von Öl, Gas und Kohle nicht klappt, verschleppt das Ölpreis-Tief die Energiewende zusätzlich, sagte Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung im Deutschlandfunk: "Ein niedriger Ölpreis behindert den Umstieg Richtung Energiesparen." Prognosen zum Welt-Energiebedarf gibt es viele. So erwartet BP, dass die Fossilen auch 2035 den Löwenanteil (60 Prozent) zur globalen Versorgung beitragen, obwohl erneuerbare Quellen parallel zulegen.Die Schwellenländer wollen jedoch mehr Wohlstand - und brauchen dafür mehr Energie. Andererseits entlasten niedrige Ölpreise sie nur dann, wenn rückläufige Verkäufe sie nicht treffen. IWF-Chefin Christine Lagarde bot Hilfe an: "Der IWF steht offen für alle Mitglieder."

5. "Die Elektroauto-Industrie wird unter niedrigen Ölpreisen leiden"

Dies sagt nicht irgendwer - sondern der schillernde Gründer des US-Elektroautobauers Tesla, Elon Musk. Über seine bei CNN geäußerte Einschätzung kann man streiten: Es gibt viele Faktoren, die eine "Verkehrswende" erschweren. Elektroautos sind gegenüber Benzinern meist teuer, die Reichweite ist gering. Laut Kraftfahrt-Bundesamt kamen 2015 in Deutschland gerade 12 363 reine E-Autos zusätzlich auf die Straße, verglichen mit der Gesamtzahl von 3,2 Millionen Pkw. Die Bundesregierung hat zu möglichen Subventionen noch keine klare Linie.In der Auto-Nation USA jedenfalls schiebt das billige Öl den Absatz von Spritschluckern an. Nach Zahlen der Deutschen Bank stieg der Verkaufsanteil leichter Trucks dort zwischen 2000 und 2015 von 50 auf über 60 Prozent, während normale Pkw zuletzt 40 Prozent erzielten. Ursache: "das enorme Abrutschen der Öl- und damit der Benzinpreise".