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Dramatischer Ausverkauf bei der Wirecard-Aktie – Dax schließt im Plus

Die Vorlage des Wirecard-Sonderprüfungsberichts hat die Aktie des Zahlungsdienstleisters abstürzen lassen. Hedgefonds-Spekulationen haben am Dienstag für einen turbulenten Handel gesorgt.

Blick auf die Dax-Kurve im Frankfurter Handelssaal. Foto: dpa
Blick auf die Dax-Kurve im Frankfurter Handelssaal. Foto: dpa

Der deutsche Aktienmarkt knüpft an die Vortagesrally an: Der Dax schloss 1,3 Prozent im Plus bei 10.796 Zählern, das Tageshoch liegt bei 10.898 Punkten. Damit beendete der deutsche Leitindex den Handelstag mit dem höchsten Schlusskurs seit knapp zwei Monaten. Am gestrigen Montag ging der Index bei einem Stand von 10.660 Punkten aus dem Handel, ein Plus von 3,1 Prozent.

Mal wieder im Fokus des Handels stand Wirecard. Bereits zum dritten Mal hatte der Online-Zahlungsdienstleister die Frist zur Veröffentlichung des sogenannten KPMG-Sonderprüfungsberichts verstreichen lassen. Eigentlich war die Veröffentlichung am gestrigen Montag geplant und erfolgte nun am Dienstag.

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Die Wirtschaftsprüfer hätten keine „belastenden Belege“ für die Vorwürfe der Bilanzmanipulation gefunden und es hätten sich keine „substanziellen Feststellungen“ ergeben, die zu einem Korrekturbedarf bei den Jahresabschlüssen von 2016 bis 2018 geführt hätten, teilte das Unternehmen mit. Allerdings konnte KPMG in dem am Dienstag vorgelegten Abschlussbericht nicht alle Daten vollständig auswerten und damit nicht alle Vorwürfe der Bilanzmanipulation aus der Welt schaffen.

Als Reaktion stürzte der Aktienkurs um rund 26 Prozent auf 97,60 Euro ab, das Tagestief liegt bei 94,46 Euro. Dabei war der Umsatz mit den Papieren extrem hoch: Gegen 17:30 Uhr betrug das Handelsvolumen fast 18 Millionen Stück. Am gestrigen Montag wurden lediglich 3,3 Millionen Aktien am gesamten Tag gehandelt. Bereits am Montagnachmittag war die Aktie kurzzeitig um rund zwölf Prozent auf 135 Euro abgerutscht, erholte sich danach aber wieder.

Dass alles sorgt für eine interessante Situation bei der Wirecard-Aktie. Noch am vergangenen Freitag hatten Hedgefonds veröffentlicht, dass sie ihre Spekulationen auf fallende Kurse erhöht haben.
Diese Quote liegt mittlerweile bei 4,31 Prozent aller frei handelbaren Aktien, also 5,325 Millionen Aktien (Stand 24. April). Am Tag zuvor lag diese Quote noch bei 4,1 Prozent – die Differenz beträgt auf Aktien umgerechnet rund 260.000 Papiere.

Nun stehen Hedgefonds vor der Entscheidung: Sollen sie möglicherweise Gewinne mitnehmen, indem sie die Aktie kaufen? Denn solch ein Leerverkauf, eine Spekulation auf fallende Kurse, erfolgt nach folgendem Prinzip: Bislang haben sich die Hedgefonds die 5,325 Millionen Aktien von Wirecard-Aktionären wie beispielsweise Investmentfonds geliehen und verkauft. Doch um diese Aktien wieder zurückzugeben, müssen sie sie vorher wieder kaufen. Natürlich möglichst zu einem niedrigeren Kurs.

Bei einem durchschnittlichen Handelsvolumen in den vergangenen vier Wochen von rund 1,7 Millionen Aktien pro Tag ist dieser Rückkauf von 5,325 Millionen nicht einfach umzusetzen. In den vergangenen vier Wochen ist die Wirecard-Aktie um mehr als 32 Prozent gestiegen, seit Jahresanfang um knapp 23 Prozent. Das hohe Handelsvolumen ist ein Indiz dafür, dass Hedgefonds bereits aktiv geworden sind.

Die große Handelsspanne von 119,30 Euro auf der Ober- und 95,07 Euro auf der Unterseite spricht dafür, dass einige Hedgefonds bereits begonnen haben, Aktien zurückzukaufen. Erst am kommenden Donnerstag müssen die Hedgefonds ihre Leerverkaufsquote vom heutigen Dienstag veröffentlichen.

Am späten Dienstagabend beginnt auch die heiße Phase der US-Berichtssaison: Der Google-Mutterkonzern legt als erster der „Big Five“-Technologie-Konzerne Zahlen vor. Danach folgen Apple, Microsoft, Amazon und Facebook.

Warum sind diese fünf Unternehmen so wichtig? Laut Berechnungen der Bank of America stehen sie inzwischen für mehr als 20 Prozent der gesamten Marktkapitalisierung des US-Börsenbarometers S & P 500.

Diese massive Marktkonzentration übertrifft selbst den Spitzenwert auf dem Höhepunkt der Internetblase von Anfang 2000, als die Giganten Microsoft, General Electric, Cisco, Intel und Walmart rund 18 Prozent des S & P 500 ausmachten.

Blick auf Einzelwerte

Lufthansa: Mit einem Plus von zwischenzeitlich elf Prozent standen die Papiere der deutschen Airline an der Spitze des deutschen Leitindex. Zum Handelsschluss betrug das Plus noch 2,1 Prozent. Für Kauflaune sorgte ein Bericht, wonach sich die angeschlagene Fluggesellschaft und die Regierung auf ein neun Milliarden Euro schweres Rettungspaket geeinigt haben. Insidern zufolge sind die Verhandlungen aber noch nicht abgeschlossen.

Der Bund beteilige sich mit rund neun Milliarden Euro an dem durch die Coronakrise schwer gebeutelten Konzern, berichtete Business Insider am Dienstag unter Berufung auf Unternehmenskreise. Dafür erhalte der Staat eine Sperrminorität und ein bis zwei Aufsichtsratsmandate.

Die Lufthansa prüft auch eine Insolvenz in Eigenverwaltung anstelle eines direkten Staatseinstiegs. Ein solches Schutzschirmverfahren hat bereits der Ferienflieger Condor durchlaufen. Das Unternehmen wird in diesem Fall unter die Aufsicht eines Sachwalters gestellt und könnte unter dem bisherigen Management die Sanierung angehen. Laut der Gewerkschaft Ufo soll Lufthansa-Chef Carsten Spohr intern erklärt haben, dass er das Unternehmen lieber in die Insolvenz in Form eines Schutzschirmverfahrens führe, als sich von der Politik reinreden zu lassen.

Continental: Die Zahlen des Automobil-Zulieferers für das erste Quartal 2020 fallen besser aus als erwartet. Umsatz und Gewinn sinken weniger stark als Anfang April angenommen. Die Aktie stieg um 0,4 Prozent.

Drägerwerk: Das Unternehmen wird am 30. April in den Technologie-Index TecDax aufgenommen. Der wegen der Corona-Pandemie stark ausgelastete Medizintechnik-Hersteller legte am gestrigen Handelstag 5,3 Prozent zu, notierte am heutigen Dienstag 3,1 Prozent im Minus. Seit Jahresanfang ist das Papier bereits um knapp 50 Prozent gestiegen.

Drägerwerk ersetzt im TecDax RIB Software, deren Aktien-Streubesitz nach der Übernahme durch Schneider Electric unter die entscheidenden zehn Prozent gefallen ist. Im SDax wird RIB durch Stratec ersetzt, die 4,5 Minus lag.

Comdirect: Die Verwerfungen an den Finanzmärkten durch die Coronakrise haben die Kassen der Commerzbank-Tochter gefüllt und lassen die Aktie um 0,9 Prozent steigen. „Unsere Kunden haben im ersten Quartal 2020 so viel gehandelt wie nie zuvor“, sagte Vorstandschefin Frauke Hegemann. Die Online-Bank konnte sich über kräftig gestiegene Gebühreneinnahmen freuen und erhöhte ihre Prognose.

Kion: Mit einem Minus von sieben Prozent stehen die Aktien des Gabelstapler- und Lagertechnikanbieters am MDax-Ende. Das Konzernergebnis brach im ersten Quartal ein. Der Vorstand hatte bereits Ende März seine Jahresziele kassiert, nachdem in dem Monat die Auswirkungen der Corona-Pandemie spürbar geworden waren.

Blick auf andere Assetklassen

Die Ölpreise haben am Dienstag nach dem Preissturz vom Wochenstart weiter nachgegeben. Der Preis für US-Öl fiel daher im asiatischen Handel zeitweise unter die Marke von elf Dollar. Vor einer Woche war der Preis für US-Öl zum Kontraktwechsel zeitweise in den Negativbereich gerutscht.

Zum deutschen Börsenschluss kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 20,00 Dollar, ein Plus von rund 0,1 Prozent. Der Preis für die US-Sorte WTI sank rund sechs Prozent auf 12,03 Dollar je Barrel.

Die Lage am Rohölmarkt ist unverändert kritisch. Zudem steigen große Ölfonds derzeit vermehrt aus Ölterminkontrakten mit Fälligkeit in naher Zukunft aus. Das verstärkt den Preisdruck am Ölmarkt und schmälert mögliche Gewinne von Anlegern in der Zukunft. Denn die Terminpreise für Kontrakte mit längerer Laufzeit notieren teilweise deutlich höher.

So notiert der August-Future für das US-Öl WTI mit 22 Dollar je Barrel fast doppelt so hoch wie der Juni-Future. „Damit scheinen weitere Verluste bei vielen Privatanlegern vorprogrammiert, zumal sich die fundamentale Überschusssituation nicht bald ändern dürfte“, meint Commerzbank-Rohstoff-Analyst Eugen Weinberg.

Die Lage am Anleihemarkt hat sich beruhigt. Dass Italiens Rating nicht abgestuft wurde, lässt auch das Thema Kreditrisiko ein wenig weiter in den Hintergrund treten. Die Renditedifferenz (Spread) zwischen italienischen und deutschen Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren ist mittlerweile auf einen Wert von 2,17 Prozentpunkte gefallen. Vor wenigen Tagen lag dieser Wert noch bei 2,48 Prozentpunkten. Italienische Staatsbonds mit einer Laufzeit von zehn Jahren rentieren bei 1,7 Prozent, vergleichbare deutsche Staatsanleihen bei minus 0,469 Prozent.

Was die Charttechnik sagt

Am deutschen Aktienmarkt kehrt ein Stück Normalität zurück: Seit Anfang April tendiert der Dax seitwärts. Auf der Unterseite ist die Schlüsselzone bei rund 10.300 Punkten zu beachten. Von dieser Marke konnte sich der Dax in den vergangenen Handelstagen wieder absetzen.

Die nächsten Widerstände auf der Oberseite liegen bei 10.757 sowie 10.820 Zählern, die jüngsten Verlaufshochs der Aufwärtsbewegung. Oder besser gesagt lagen: Denn der Leitindex hat diese Marken heute bereits überwunden. Sollte die Frankfurter Benchmark auch zum Handelsschluss über die Marke von 10.820 Punkten liegen, wäre diese Seitwärtsbewegung nach oben aufgelöst. Der Dax wäre laut Charttechnik bereit für deutliche höhere Kurse.

Ebenfalls positiv: Der VDax, das sogenannte Nervenbarometer der Börse, ist seit längerer Zeit wieder unter einen Wert von 40 gerutscht und liegt aktuell bei 34 Zählern. Dieser Index spiegelt die Erwartungen der Anlageprofis wider, wie volatil der Dax-Handel in den kommenden Tagen und Wochen sein dürfte. Je höher der VDax notiert, desto höhere Schwankungen werden erwartet.

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