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Dax schließt 0,4 Prozent stärker – Fusionsfantasie treibt Telekom-Aktie

USA und China stehen offenbar kurz davor, einen Handelsdeal abzuschließen. Nach anfänglicher Zurückhaltung hat der Dax davon profitiert.

Blick auf die Dax-Kurve im Frankfurter Handelssaal. Foto: dpa
Blick auf die Dax-Kurve im Frankfurter Handelssaal. Foto: dpa

Die neuen positiven Signale im Handelsstreit beflügeln den deutschen Aktienmarkt: Nach einer Stunde Lethargie ist der Dax innerhalb weniger Minuten um mehr als 85 Punkte gestiegen und kletterte teils über die Marke von 13.300 bis auf 13.314 Punkte. Das Jahreshoch war zeitweilig nur noch 60 Punkte entfernt.

Danach drückten Gewinnmitnahmen den Index, der zum Handelsschluss nur noch 0,4 Prozent im Plus bei 13.287 Zählern lag. Der MDax markierte mit fast 27.637 Zählern eine neue Bestmarke. Am Abend lag der Nebenwerte-Index aber wieder rund 0,1 Prozent im Minus.

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Am gestrigen Handelstag hatte der Dax trotz guter Vorgaben aus den USA kaum verändert mit einem Schlussstand von 13.236 Punkten geschlossen.

Die USA und China sind nach Angaben von US-Präsident Donald Trump kurz vor einer ersten Einigung auf dem Weg zur Lösung ihres Handelsstreits. „Wir befinden uns in den letzten Zügen eines sehr wichtigen Deals. Ich denke, man könnte sagen, es ist einer der wichtigsten Deals aller Zeiten im Handel“, sagte er.

Entscheidend an dieser Aussage ist: Experten glauben ihr.

Tatsächlich berichtet auch das Wall Street Journal (WSJ) , dass sich die USA und China in den letzten Zügen in der Fertigstellung eines Handelsdeals befänden: Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter schrieb WSJ-China-Korrespondentin Lingling Wei, dass die beiden Seiten derzeit an der endgültigen Fassung des Textes für eine Phase-1-Handelsvereinbarung arbeiteten.

„Die Gespräche ziehen sich hin, aber wir glauben, dass wir eine Handelsvereinbarung noch vor dem 15. Dezember sehen werden“, meint Kristoffer Kjær Lomholt, Analyst bei der Danske Bank. „An diesem Tag soll Trump auch die Zölle auf China-Waren erhöhen - ein Schritt, den der Präsident unserer Meinung nach vermeiden möchte, da er der US-Wirtschaft mehr schaden würde als frühere Zölle“.

Die Aussage von Trump gab den Märkten weltweit Auftrieb. Die US-Börsen erreichten am Dienstag neue Rekordstände, auch die asiatischen Märkte legten zu. Und der australische Leitindex ASX schloss an diesem Mittwoch so hoch wie noch nie. Er gewinnt 0,9 Prozent auf 6850,60 Punkte. China ist der wichtigste Handelspartner Australiens.

Auch am Kupfer-Markt setzten Investoren mehrheitlich auf eine rasche Entschärfung des Zollstreits und frischen Wind für die Weltwirtschaft. Das Industriemetall, dessen größter Abnehmer China ist, verteuerte sich um 0,4 Prozent auf 5945,50 Dollar je Tonne.

Die erneut schwachen Daten aus China konnten den deutschen Markt nicht ausbremsen. Die Gewinne chinesischer Industrieunternehmen fielen im Vorjahresvergleich um 9,9 Prozent, wie die chinesische Statistikbehörde am Mittwoch mitteilte. Es war zudem der größte Rückgang seit 2011 und der dritte Monat in Folge mit einem Gewinnrückgang. Als Auslöser für den Rückgang wurden die nachlassende Nachfrage im Inland und die Auswirkungen des chinesisch-amerikanischen Handelsstreits auf die Ertragslage der Unternehmen genannt.

Die türkische Lira gerät wieder in den Fokus der Investoren: Am gestrigen Handelstag wertete sie deutlich ab und notiert heute gegenüber dem Euro unverändert bei 6,34 Lira.

Präsident Recep Tayyip Erdoğan drängt mal wieder auf dauerhaft niedrige Zinsen, die in einen einstelligen Bereich gesenkt und dauerhaft dort gehalten werden. Bei der Inflationsrate erwartet der Internationale Währungsfonds in diesem Jahr einen Wert von 15,7 Prozent und 2020 von 12,6 Prozent.

Und Erdogan hat erneut an seine Landsleute appelliert, harte US-amerikanische Devisen in heimische Lira zu tauschen. „Gebt den Dollar und den Rest auf“, sagte er. Die Lira hat seit Jahresauftakt zum Dollar rund acht Prozent abgewertet.

Für Analysten ist vor allem die Kerninflation (ohne Energie- und Lebensmittelpreise) wichtig, die derzeit zwischen zwölf und 14 Prozent liegt. „Es sollte klar sein, was passiert, sobald die Märkte Erdogan ins Visier nehmen, weil er ein fundamental nicht gerechtfertigtes Zinsniveau durchsetzt“, meint Tatha Ghose, Devisenexperte bei der Commerzbank.

Blick auf die Einzelwerte

Telekom: Für Bewegung sorgten Fusionsspekulationen im Telekomsektor. Die Aktien von Deutsche Telekom und Orange reagierten mit Kursgewinnen auf einen Bericht des Handelsblatt, wonach der deutsche Konzern einen Zusammenschluss mit den Franzosen auslotet. Telekom-Aktien stiegen um bis 1,3 Prozent auf 15,25 Euro, Orange-Papiere stiegen zeitweise um bis zu 2,5 Prozent an, lagen zum Handelsschluss in Frankfurt aber nur noch bei 0,1 Prozent Gewinn auf 15,03 Euro.

BMW: Auf die mehr als 70.000 deutschen Beschäftigten kommen Einsparungen zu. 2019 und 2020 muss für jede neue Stelle in Zukunftsbereichen wie Elektromobilität und autonomen Fahren ein Job in der Verwaltung oder der Produktion wegfallen. Auch die im Branchenvergleich großzügige Erfolgsprämie von zuletzt 9175 Euro soll nun um 15 bis 20 Prozent sinken. Das Sparprogramm sorgt für steigende Kurse, die Aktie steigt um 1,2 Prozent.

Aroundtown: Der Luxemburger Gewerbeimmobilien-Spezialist ist in den ersten neun Monaten 2019 weiter kräftig gewachsen. Die Nettomieteinnahmen kletterten im Jahresvergleich auch dank Zukäufen um 22 Prozent auf 555 Millionen Euro. Die Zahlen sorgen für gute Laune an der Börse, die Aktien steigen um rund zwei Prozent.

Aroundtown ist vor allem in Deutschland und den Niederlanden aktiv. Das Unternehmen will mit dem Berliner Rivalen TLG fusionieren. Dabei würde der europaweit größte Anbieter von Büroflächen entstehen. Ein fusioniertes Unternehmen mit TLG hätte laut Analysten auch Chancen auf einen Einzug in den deutschen Leitindex Dax. Die Titel des Aroundtown-Fusionspartners TLG legten 2,2 Prozent zu.

Deutsche Bank: Ein Medienbericht über den Verkauf eines 50 Milliarden Dollar schweren Pakets von Wertpapieren an Goldman Sachs gibt der deutschen Bank Rückenwind. Die Aktie baut ihre Gewinne aus und legt 1,2 Prozent zu. Das Geldhaus wollte sich zu diesem Bericht zunächst nicht äußern.

Juventus Turin: Eine geplante Kapitalerhöhung drückt die Aktie ans Tabellenende der ersten italienischen Börsenliga. Die Aktien des Fußballclubs verloren bis zu 4,4 Prozent und lagen zum Handelsschluss in Frankfurt bei 2,5 Prozent Verlust. Die neuen Papiere der 300 Millionen Euro schweren Emission werden den Angaben zufolge 29 Prozent unter dem Kurs der bestehenden Anteilsscheine abzüglich der Bezugsrechte ausgegeben.

Infineon: Die Aktie des Chip-Herstellers profitierte anfangs von den Lieferproblemen des Mittbewerbers Intel. Die Aktie legt um 0,4 Prozent zu. Zum Handelsschluss lagen die Papiere aber 0,5 Prozent im Minus. US-Konkurrent Intel hatte jüngst eingeräumt, im PC-Geschäft den Nachfrageschub vor dem Auslaufen der Unterstützung des noch oft eingesetzten Betriebssystems Windows 7 unterschätzt zu haben. Am gestrigen Dienstag musste der Computer-Konzern Dell als Folge der Lieferprobleme trotz guter Nachfrage nach Computern bei seiner Umsatzprognose zurückrudern.

Was die Charttechnik sagt

Die Lage bleibt angesichts des längeren Seitwärtstrends unverändert: Der deutsche Leitindex korrigiert seit seinem neuen Jahreshoch von 13.374 Punkten vom Dienstag vergangener Woche. Ein neues Jahreshoch wäre ein starkes Signal, dass der Dax das bisherige Rekordhoch von 13.596 Zählern ansteuert.

Das bisherige Dax-Korrekturtief liegt bei 13.043 Zählern, erreicht exakt vor einer Woche. Sollte der Dax in den kommenden Tagen oberhalb des Korrekturtiefs bleiben, ist im Monat Dezember ein neues Jahreshoch wahrscheinlich und das Börsenbarometer dürfte das Rekordhoch von 13.596 Punkten ins Visier nehmen.
Doch sollte der Dax abrutschen, könnten folgende drei Bereiche Unterstützung bieten, damit der Index anschließend seine Rally seit Jahresanfang wieder fortsetzen kann. Denn die Anlegerstimmung ist skeptisch, laut den Ergebnisses der Handelsblattumfrage Dax-Sentiment ist derzeit sogar eine gefährliche Mischung am Aktienmarkt.

1. Aufwärtskurslücke bei rund 13.000 Punkten
Die sogenannte Aufwärtskurslücke von Anfang November ist die erste wichtige Rückzugsmarke. Solche Kurslücken (Fachjargon: Gap) entstehen, wenn der höchste Kurs eines Tages unter dem des Folgetages bleibt.
Der konkrete Fall: Am 1. November stieg der Dax bis auf 12.992 Zähler, am Montag (4. November) lag der niedrigste Kurs bei 13.019 Punkten. Solche Kurslücken dienen anschließend als Unterstützung. Strategische Investoren können diesen Bereich als Absicherung nehmen.

2. Der Bereich von 12.500 Punkten
Mehrere Wochen lang im September versuchte der Dax, den Bereich von 12.500 Punkten zu überwinden – ohne Erfolg. Erst nach einem Rutsch auf 11.878 Zählern sammelte die Frankfurter Benchmark wieder Kraft, um die Marke Mitte Oktober zu überwinden.
Das bedeutet: Mehrere Wochen war der Bereich ein Widerstand. Anleger waren offenbar nicht bereit, auf solch einem Kursniveau weiter zu kaufen. Nach dem Überwinden ist aus diesem Widerstand eine Unterstützung geworden, die allein angesichts der Dauer wichtig ist. Sollte der Dax unter diese Marke fallen: Spätestens dann steht die Börsenampel auf Gelb.

3. Die 200-Tagelinie
Der nächste Haltepunkt, damit die Rally seit Jahresanfang weiter laufen kann ist die 200-Tagelinie. Zur Erinnerung: Der Dax hat seit dem 1. Januar 2019 mehr als 25 Prozent zugelegt. Die 200-Tagelinie ist Gradmesser für den langfristigen Aufwärtstrend und hatte eine noch größere Bedeutung, als es noch keinen Computerhandel gab. Es ist quasi der Durchschnittswert der vergangenen zwölf Monate.
Diese Durchschnittslinie notiert aktuell bei 12.157 Zählern und steigt täglich um rund zehn Punkte.

Es wäre kein ungewöhnlicher Vorgang, wenn der Dax in den kommenden Wochen diese Linie testen würde. Bei all diesen charttechnischen Betrachtungen gilt: Die Marken sind lediglich eine Orientierung und können beispielsweise im Handelsverlauf eines Tages deutlich unterschritten werden. Denn viele Trader orientieren sich an solchen Marken.

Analystencheck: Verkaufsempfehlung für die RWE-Aktie

Das Analysehaus Kepler Cheuvreux hat RWE auf „Verkaufen“ mit einem Kursziel von 18 Euro belassen. Seitdem der Energiekonzern den Tausch von Vermögenswerten mit Konkurrent Eon bekannt gegeben habe, sei die Aktie gestiegen und nähere sich der Bewertung von Orsted, dem weltgrößten Anbieter von Offshore-Windenergie, schrieb Analyst Ingo Becker in einer am Dienstag vorliegenden Studie.

Dieses Kursziel von 18 Euro liegt deutlich unter der aktuellen RWE-Notierung von knapp 27 Euro. Insgesamt bewerten die Analysten das RWE-Papier aber deutlich optimistischer. Im Handelsblatt-Analystencheck gibt es 43 Studien, davon 29 Kaufempfehlungen. Zehn Mal lautet die Einschätzung „Neutral“, hinzu kommen vier Verkaufsempfehlungen.

Das gewichtete Durchschnitts-Kursziel aller 43 Analysen liegt bei 28,76 Euro. Bei einem gewichteten Kursziel werden jüngere Studien höher gewichtet.

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