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Dax schließt 3,7 Prozent im Minus – Bankenwerte sacken ab

Der deutsche Börsenindex gewinnt in der abgelaufenen Woche aber rund acht Prozent. Für den März zeichnet sich ein historischer Einbruch ab.

Blick auf die Dax-Kurve im Frankfurter Handelssaal. Foto: dpa
Blick auf die Dax-Kurve im Frankfurter Handelssaal. Foto: dpa

Der deutsche Leitindex hat an diesem Freitag 3,68 Prozent verloren und bei 9632 Punkten geschlossen. Dennoch hat der Dax einen Wochengewinn von rund acht Prozent gemacht. Das ist der größte Wochengewinn seit mehr als acht Jahren.

Grund für die Erholungsrally sind unter anderem die billionenschweren Konjunkturprogramme diverser Regierungen. Die bisherige Monatsbilanz sieht dagegen düster aus: Mit einem Minus von bislang gut 19 Prozent droht dem deutschen Leitindex der größte März-Verlust seiner Geschichte.

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Vor allem Finanzwerte sind an diesem Freitag aus den Depots geflogen, der europäische Sektorindex fällt um mehr als sieben Prozent. Größter Verlierer ist die belgische KBC mit einem Minus von zwischenzeitlich mehr als elf Prozent. Zum Handelsschluss notierten die Papiere noch mehr als acht Prozent im Minus.

Das Papier der Deutschen Bank gab zwischenzeitlich um rund acht Prozent nach und ging mit einem Minus von sieben Prozent aus dem Handel. Nach massiven Druck der Aufseher rief der Europäische Bankenverband (EBF) seine Mitglieder wegen der Corona-Krise zum Verzicht auf Gewinnausschüttungen für 2020 auf.

Auch die US-Märkte konnten ihre Rally nicht fortsetzen. Der Dow Jones lag mehr als drei Prozent im Minus.

Börsen können schwache Konsumausgaben nicht auffangen

Vor allem die drastisch sinkende Konsumlust der US-Amerikaner belastete die Wall Street. Das Barometer für das Verbrauchervertrauen im März sackte nach endgültigen Daten von 101 auf 89,1 Punkte ab, wie die Universität Michigan am Freitag zu ihrer monatlichen Umfrage mitteilte.

Dies ist das niedrigste Niveau seit Oktober 2016 und zugleich der stärkste monatliche Einbruch des Indikators seit Oktober 2008 – dem Höhepunkt der Finanzkrise. Die Daten gelten als Vorbote für einen Konjunktureinbruch, denn der private Konsum steuert rund 70 Prozent zur Wirtschaftsleistung bei.

Die schockierenden US-Arbeitsmarktdaten vom gestrigen Donnerstag konnten die Börsen noch auffangen, doch die schwachen Konsumausgaben nicht mehr.

Die bisherige Gegenbewegung beim deutschen Leitindex ist ohnehin eher klein ausgefallen. Seit dem Absturz am Donnerstag der vergangenen Woche auf 8255 Punkte erreichte der Dax lediglich 10.137 Zähler am Mittwoch, mehr war bislang nicht drin.

An der Börse gilt aber der Grundsatz: Je kleiner solche Gegenbewegungen nach einem Crash ausfallen, desto größer dürfte ein zweiter Absturz zu einem späteren Zeitpunkt werden.

Konkreter formuliert: Sollte der Dax nicht deutlicher die Marke von 10.000 Punkten überwinden können, wird die Gefahr größer, dass der Leitindex dann doch noch unter die Zone von 8000 Punkten rutscht.

An ein extrem negatives Szenario glaubt Vermögensverwalter Markus Schön. Seiner Meinung nach droht zum Start in die neue Handelswoche ein neuer „Schwarzer Montag“ an den Aktienmärkten. „Der Dax könnte in der nächsten Woche wieder unter 9.000 Punkte fallen und der Dow Jones unter 20.000 Punkte notieren“, meint er.

Auslöser dürfte eine Verschärfung der Coronakrise sein. Nach Berechnungen seines Researchs dürfte unter anderem die weltweite Anzahl am Coronavirus erkrankter Menschen bald auf über eine Million steigen.

Zusammen mit der sich in den USA sehr real und insbesondere in der Weltfinanzmetropole New York zuspitzenden Corona-Pandemie drohen massive Vertrauensverluste, die zu einem neuerlichen Ausverkauf an den Aktienmärkten führen können, meint Schön.

Man könnte diese Ansicht als Panikmache abtun. Allerdings lag Schön mit seinen Prognosen oft richtig: Als der Dax Ende Februar noch bei 13.000 Punkte notierte, sah er einen schnellen Rutsch unter die Marke von 12.000 Zählen. Am 9. März prognostizierte er einen Dax-Stand von 9.400 Punkten. Damals notierte der Index noch bei rund 11.000 Zählern.

Blick auf andere Assetklassen

Der Euro ist gegenüber dem Dollar im Aufwind: Anfang der Woche notierte er noch bei 1,066, aktuell sind 1,1072 Dollar. Die ersten „harten“ Daten wie der US-Arbeitsmarktbericht zeigen, wie massiv die US-Wirtschaft durch die Vollbremsung getroffen wird.

Die Lage dürfte sich zunächst einmal noch verschärfen, weil die Infektions- und Todesraten in den USA wohl erst noch ansteigen werden. In Europa sind hingegen in Sachen Corona allmählich erste Stabilisierungstendenzen absehbar.
„Aber Vorsicht: Auch wenn in vielen europäischen Ländern der Anstieg der Arbeitslosenzahlen durch Maßnahmen der Regierungen abgefedert werden könnte, so werden doch auch hier die Konjunkturdaten kollabieren und könnten mit voller Wucht den Euro treffen“, meint Commerzbank-Devisenanalystin Antje Praefcke.

Außerdem besteht die Gefahr, dass mit der zunehmenden Veröffentlichung von katastrophalen Fundamentaldaten weltweit die Sorge vor einer globalen Rezession und damit die allgemeine Risikoaversion wieder steigt, was letztendlich wieder dem Dollar zugutekommen könnte – wenn auch zu einem geringen Maße als zuvor aufgrund seines verlorenen Zinsvorteils.

Die Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB), ihre neu beschlossenen Anleihekäufe flexibler auf die Euro-Länder zu verteilen dafür bestehende Obergrenzen auszusetzen, wirkt sich offenbar weiter auf den Anleihemarkt aus.

Die Renditen der deutschen Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren Rendite fallen von minus 0,361 Prozent auf in der Spitze minus 0,504 Prozent. Denn die unklaren wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie treibt immer mehr Anleger in den „sicheren Hafen“ Bundesanleihen. Dies drückt die Rendite der 30-jährigen Titel wieder unter die Marke von null Prozent auf in der Spitze minus 0,064 Prozent. Damit sind sämtliche Schuldtitel des Bundes für Investoren ein Verlustgeschäft.

Die Rendite der italienischen Anleihen mit gleicher Laufzeit hingegen stieg plötzlich auf 1,68 Prozent, um schnell wieder auf 1,23 Prozent abzurutschen. Mittlerweile beträgt dieser Wert 1,322 Prozent.

Steigende Renditen in Italien und fallende in anderen Ländern signalisieren, dass das südeuropäische Land von der Corona-Pandemie besonders stark betroffen ist. Das Forschungsinstitut Prometeia rechnet für das laufende Jahr mit einem Rückgang der italienischen Wirtschaftsleistung um 6,5 Prozent. Die Staatsverschuldung dürfte zugleich bis Jahresende auf 150 Prozent des Bruttoinlandsprodukts steigen.

Die Ölpreise stürzen mal wieder ab. Nachmittags kostet ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 24,61 Dollar, mehr als acht Prozent weniger. Neben den wirtschaftlichen Folgen der Ausbreitung des Coronavirus hält auch der Preiskrieg zwischen der Opec-Führungsnation Saudi-Arabien und Russland unvermindert an.

Blick auf die Einzelwerte

Pro Sieben Sat 1: Der Wechsel an der Spitze kommt bei den Anlegern des Fernsehkonzerns Pro Sieben Sat 1 gut an. Die Aktien steigen zuerst um mehr als acht Prozent, zum Börsenschluss beläuft sich das Plus noch auf 2,31 Prozent. Nach monatelangen Führungsquerelen tauscht der Fernsehkonzern Pro Sieben Sat 1 seinen zunehmend in die Kritik geratenen Vorstandschef Max Conze aus. Der Manager wird das Unternehmen mit sofortiger Wirkung verlassen.

Mit dem Führungswechsel verbunden ist auch eine Kehrtwende in der Strategie: Der Betreiber von Fernsehsendern wie Pro Sieben, Sat 1 und Kabel 1 will sich künftig wieder auf das Unterhaltungsgeschäft in Deutschland, Österreich und der Schweiz konzentrieren. Die Beteiligungen an Start-ups sollen „zu gegebener Zeit“ verkauft werden.

Fraport: Der Frankfurter Flughafenbetreiber stellt sich wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie auf eine längere Phase mit weniger Flugverkehr ein. „Auch 2021 werden wir wohl nicht 100 Prozent des früheren Verkehrs erreichen“, sagt Fraport-Chef Stefan Schulte der „FAZ“. Die aktuelle Krise wolle Fraport nach Möglichkeit ohne staatliche Unterstützung bewältigen. Fraport habe ein Liquiditätspolster von mehr als einer Milliarde Euro, das noch aufgestockt werde. Die Aktie verliert zum Handelsschluss 3,38 Prozent.

Carnival: Mit einem Kursminus von mehr als 20 Prozent sind die Aktien von Carnival erneut Schlusslicht im Londoner Auswahlindex FTSE. Börsianern zufolge befürchten Anleger, dass die „Aida“-Mutter als britisches Unternehmen bei den geplanten US-Milliardenhilfen für die wegen der Coronavirus-Krise angeschlagene Kreuzfahrt-Industrie leer ausgehen könnte.

Was die Charttechnik sagt

Mit dem Anstieg auf 10.137 Punkte am vergangenen Mittwoch gewinnen zwei Widerstände an Bedeutung: Zum einem die Abwärtskurslücke vom 12. März, die den Bereich zwischen 10.138 und 10.391 Punkten umfasst; zum anderen das Tief vom Dezember 2018 mit 10.279 Punkten, der Startschuss für die Rally bis Mitte Februar 2020.

„Das ist die entscheidende charttechnische Hürde, deren Überspringen die deutschen Standardwerte auf einen schnellen Erholungspfad bringen würde“, meinen die technischen Analysten der Düsseldorfer Bank HSBC. Ohne eine Rückeroberung dürften die kommenden Handelstage volatil bleiben.

Solche Abwärtskurslücken entstehen, wenn das Tagestief des Vortags über dem Tageshoch des anschließenden Handelstags liegt. Das Tagestief vom 11. März lag bei 10.391 Zählern, das Hoch des folgenden Handelstags bei 10.138 Punkten. Solche Lücken sind quasi eine schnelle Neubewertung des Marktes und damit laut Charttechnik ein wichtiger Widerstand.

Auf der Unterseite dürfte laut HSBC der Dax bei Kursen unterhalb von 9070 Zählern wieder in den Krisenmodus übergehen.

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16.03.2020, Hessen, Frankfurt/Main: Ein Aktienhändler sitzt im Handelssaal der Frankfurter Wertpapierbörse vor seinen Monitoren. Als Folge der sich zuspitzenden Coronavirus-Krise ist der deutsche Aktienindex Dax unter die Marke von 9000 Punkten gefallen. Foto: Arne Dedert/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Foto: dpa
16.03.2020, Hessen, Frankfurt/Main: Ein Aktienhändler sitzt im Handelssaal der Frankfurter Wertpapierbörse vor seinen Monitoren. Als Folge der sich zuspitzenden Coronavirus-Krise ist der deutsche Aktienindex Dax unter die Marke von 9000 Punkten gefallen. Foto: Arne Dedert/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Foto: dpa