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Dax erlebt nach US-Zinssenkungsplänen Achterbahnfahrt – und schließt im Minus

US-Notenbank-Chef Powell hat vor dem US-Kongress deutlich gemacht: Ende Juli werden die Zinsen gesenkt. Die Aussage brachte Schwung in den Handel.

Der Handelssaal der Börse in Frankfurt. Foto: dpa
Der Handelssaal der Börse in Frankfurt. Foto: dpa

Der deutsche Aktienmarkt ist vor dem mit Spannung erwarteten Auftritt von US-Notenbankchef Jerome Powell wieder über die Marke von 12.400 Punkten gestiegen und lag zwischenzeitlich knapp im Plus. Grund waren vorab verbreitete Aussagen. Doch im Nachmittagshandel rutschte der Leitindex wieder ab und notierte zum Handelsschluss 0,5 Prozent im Minus bei 12.373 Zählern. Damit lag der Dax nur 17 Punkte über dem Tagestief des heutigen Tages.

Laut Powell bleiben Abwärtsrisiken für die Wirtschaft bestehen, da Handelskriege die Unternehmensinvestitionen und die schwache Inflation abschwächen und signalisieren, dass die politischen Entscheidungsträger bereit sein könnten, die Zinssätze bereits in diesem Monat zu senken. Die US-Indizes S & P 500 und Nasdaq stiegen an der Wall Street daraufhin jeweils auf ein Rekordhoch.

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Seitdem sich die Fed-Beamten im Juni trafen, „scheint es, dass die Unsicherheiten über die Handelsspannungen und die Sorgen um die Stärke der Weltwirtschaft den Wirtschaftsausblick der USA weiterhin belasten“, sagte Powell in vorbereiteten Bemerkungen an die US-Gesetzgeber am Mittwoch. „Der Inflationsdruck bleibt gedämpft.“

Die halbjährliche Stellungnahme des Fed-Chefs bestätigt die Markteinschätzung, dass sich die Zentralbank auf ihrer Sitzung vom 30. bis 31. Juli auf eine Senkung der Kreditkosten vorbereitet, trotz eines starken Jobberichts vom Juni. Seine Bemerkungen kommen unter dem zunehmenden Druck von Präsident Donald Trump, die Zinsen zu senken.

„Der Nachteil einer solch entschlossenen US-Notenbank ist in der Wirkung auf die laufenden Verhandlungen im Handelsstreit mit China zu finden. Denn sinkende Leitzinsen statten Präsident Trump quasi mit zusätzlichen Handlungsoptionen aus, die er gegen China und andere Staaten einsetzen kann“, beurteilt Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets.

Mit sinkenden Leitzinsen dürfte seiner Meinung nach auch die Widerstandsfähigkeit der Märkte gegenüber neuen Strafzöllen größer werden. Dies würde erkauft durch ein immer schwächeres Wachstum. Der rein optische Effekt steigender Kurse sollte deshalb auch am heutigen Tage nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass weiterhin das Wachstum fehle.

Carney könnte Lagarde-Nachfolger werden

Am Dienstagabend hatte die Nachricht die Runde gemacht, dass der Britische Notenbank-Chef Carney der neue IWF-Chef und damit Nachfolger von Christine Lagarde werden könnte. Lagarde wird als Nachfolgerin des aktuellen EZB-Präsidenten Mario Draghi gehandelt.

Apropos EZB: Chefvolkswirt Philip Lane hielt am gestrigen Dienstag ein Frage- und Antwortrunde bei Twitter ab. Dabei wurde deutlich, dass er und Draghi die gleiche Linie verfolgen. Auf die Frage, ob dem Euro-Raum eine ähnliche Entwicklung wie in Japan droht, wo die Zinsen schon seit Jahrzehnten bei null Prozent oder darunter liegen, antwortete Lane: Proaktive Maßnahmen einschließlich negativer Zinsen seien der sicherste Weg, um sicherzustellen, dass die Inflation auf das EZB-Ziel steigt. Eine vorübergehende Phase negativer Zinsen sei nötig, um in Zukunft positive Zinsen zu erreichen.

Fast wortgleich hat dies auch Mario Draghi in der Vergangenheit gesagt. Momentan rechnen viele Ökonomen damit, dass die EZB die Zinsen im September noch weiter senken wird. Ihre nächste Zinssitzung ist am 25. Juli.

Die Renditen deutscher zehnjähriger Staatsanleihen stiegen am Mittwoch, gestützt durch die Daten der französischen Industrieproduktion, um sieben Basispunkte auf minus 0,279 Prozent. Es war der größte Anstieg seit Juni 2018. Zum Handelsende lag die Rendite bei minus 0,304 Prozent. Noch am Dienstag vergangener Woche betrug dieser Wert minus 0,4 Prozent. Auch die anderen zehnjährigen Renditen im Euroraum lagen am heutigen Mittwoch um sieben Basispunkte höher.

Offenbar sind Anleger mittlerweile frustriert über die angebotenen Minusrenditen. So gab es bei einer Auktion von zehnjährigen Bundesanleihen keine große Nachfrage. Die deutsche Finanzagentur verkaufte lediglich 3,155 Milliarden Euro von einer zehnjährigen Bundesanleihe mit einem Null-Kupon und einem Mindestkurs zu Mindestkurs von 102,64; für weitere 845 Millionen Euro gab es keine Nachfrage.

Was die Charttechnik sagt

Seit dem Jahreshoch am vergangenen Mittwoch mit 12.656 Punkten laufen die Rückzugsgefechte – der Dax verarbeitet den rasanten Kursanstieg Anfang der vergangenen Woche. Das Tief der Korrektur liegt mittlerweile bei 12.357 Zählern vom heutigen Handelstag.

Die wichtige sogenannte Kurslücke (charttechnischer Fachbegriff Gap) wurde bereits geschlossen. Diese Kurslücke entstand, weil das Tageshoch vom vergangenen Freitag (12.408) deutlich tiefer lag als das Tagestief des folgenden Handelstages.

Mittlerweile hat sich das Bild gedreht, nun bremst eine Abwärts-Kurslücke den Dax. Die entstand am gestrigen Handelstag. Die tiefste Notierung am Montag lag bei rund 12.507 Punkten, der höchste Kurs am folgenden Dienstag lag bei rund 12.480 Zählern. Entsprechend hellen sich die Aussichten für das Börsenbarometer erst bei Kursen oberhalb von 12.507 Zählern auf.

Positiv zu werten ist die steigende 200-Tagelinie, die aktuell bei 11.623 Punkten notiert. Die Durchschnittslinie der vergangenen 200 Handelstage, die vor allem von langfristigen Investoren beachtet wird, gilt als zuverlässiger Indikator für einen längeren Aufwärtstrend. Zuletzt drehte die Line Mitte 2016 nach oben. Damals notierte der Dax bei 10.514 Punkten und stieg anschließend auf das bisherige Rekordhoch von 13.596 Zählern.

Sentiment-Experte Stephan Heibel sieht nach Auswertung der Handelsblatt-Umfrage „Dax-Sentiment“ sogar eine ideale Börsenstimmung. Viele Anleger seien defensiv positioniert und hätten sich gegen fallende Kurse abgesichert. Wenn sie diese Positionen auflösen, stützen sie automatisch den Dax.

Morgan Stanley hat zwar bei weltweiten Aktieninvestments das Verhältnis von Chancen zu Risiken als „aktuell ungünstig“ bezeichnet. Die Investmentbank erwartet allerdings, dass sich europäische Aktien besser entwickeln als der US-Markt. Die Analysten rechnen damit, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihr Kaufprogramm für Anleihen wieder hochfährt.

Blick auf die Einzelwerte

Leoni: Der Autozulieferer will seine Kabel-Sparte WCS verkaufen oder an die Börse bringen und das Geld in die Bordnetz-Sparte stecken. Zum Handelsstart lag die Aktie 6,32 Prozent im Plus. Im Mittagshandel rutscht das Papier 1,7 Prozent ins Minus, zum Schluss lag das Papier 0,7 Prozent im Minus.

Superdry: Wegen eines Gesamtjahresverlustes droht Superdry der größten Kurssturz des Jahres. Die Aktien der britischen Modefirma fielen am Mittwoch um bis zu 10,6 Prozent auf ein Sieben-Monats-Tief von 400 Pence. Dabei wechselten innerhalb der ersten halben Handelsstunde bereits mehr Superdry-Papiere den Besitzer wie an einem gesamten Durchschnittstag. Wegen einer umgerechnet 144 Millionen Euro schweren Abschreibung auf umsatzschwache Filialen machte der Hersteller von Kapuzenpullis und Jacken den Angaben zufolge im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Vorsteuerverlust von 95 Millionen Euro. Im Vorjahr hatte Superdry noch einen Gewinn von 72 Millionen Euro erzielt. Außerdem warnte die Firma, dass ein Ende des schwierigen Branchenumfelds nicht in Sicht sei. Zum Ende lagen die Papiere 1,1 Prozent im Minus.

Deutsche Bank: Die Aktie des Geldhauses führte lange Zeit die Dax-Gewinnerliste an, ein eher seltenes Bild. Doch nach der Powell-Rede musste das Papier diesen Platz abgeben, das Plus zum Handelsende war nur noch 0,4 Prozent. Doch Deutsche-Bank-Aktionäre sollten nicht glauben, das Ende der Fahnenstange sei nach den heutigen Gewinnen erreicht. Nach einem Minus von knapp zehn Prozent in den vergangenen beiden Handelstagen ist das heutige Plus nur eine sogenannte „technische Gegenreaktion“.

Volkswagen: Das endgültige Aus für den Nachfolger des legendären Käfers war längst besiegelt, an diesem Mittwoch läuft das letzte Exemplar vom Band des VW-Werks im mexikanischen Puebla. Nach rund acht Jahrzehnten und mehr als 21 Millionen verkauften Autos des Käfers und seiner Ableger fährt damit eines der erfolgreichsten Farzeuge aller Zeiten endgültig in die Geschichtsbücher. Große Erfolge konnte der Käfer-Nachfolger in Europa nie erreichen, lediglich in den USA erlangte er Retro-Kultstatus. Zum Schluss verliert die Volkswagenaktie rund ein Prozent.

BASF: Bei der Aktie des Chemiekonzerns gehen die Kursverluste weiter, wenn auch in gebremster Form. Das heutige Minus beträgt zum Handelsende 0,6 Prozent. Am gestrigen Dienstag ging es 3,3 Prozent nach unten, nachdem der Vorstand am Vorabend seine Jahresziele unter anderem wegen der schwachen Entwicklung der Autobranche nach unten korrigiert hat.

Analystencheck: Goldman Sachs belässt Airbus auf „Conviction Buy List“

Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat die Einstufung für Airbus auf der „Conviction Buy List“ mit einem Kursziel von 149 Euro belassen. Die Zahlen für das erste Halbjahr zeigten eine deutliche Beschleunigung der Auslieferungen des A320neo, schrieb Analyst Chris Hallam in einer am Dienstag vorliegenden Studie. Das lasse für den Rest des Jahres Gutes erwarten, das Hochfahren der Produktion dieses Flugzeugtyps komme gut voran.

Mit Agenturmaterial.

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