Werbung

Gewinnwarnungen belasten den Dax – Krones-Aktie auf Sechs-Jahres-Tief

Der Dax kämpft den gesamten Handelstag mit der Marke von 12.400 Punkten, rutscht zum Schluss aber noch ab. Die Krones-Aktie verliert mehr als 20 Prozent.

Die Geldpolitik beherrscht aktuell das Börsengeschehen. Foto: dpa
Die Geldpolitik beherrscht aktuell das Börsengeschehen. Foto: dpa

Trotz neuer Rekordstände an der Wall Street kommt der Dax nicht vom Fleck. Im Gegenteil: Der deutsche Leitindex verliert zum Handelsschluss 0,3 Prozent und geht bei 12.332 Zählern aus dem Handel. Am Mittwoch hatte der Dax bei 12.373 Zählern 0,5 Prozent im Minus den Frankfurter Handel beendet.

Auch die Äußerungen von US-Notenbankchef Jerome Powell zu möglichen Leitzinssenkungen halfen nicht. Der Fed-Präsident hatte am Mittwoch Vertreter des Repräsentantenhauses über die Geldpolitik im abgelaufenen Halbjahr informiert. Seine Aussagen deuten auf eine geldpolitische Lockerung hin und erfüllen so die Erwartungen der Investoren, dass die US-Leitzinsen bereits Ende Juli gesenkt werden könnten.

WERBUNG

Andererseits blieb Powell hinsichtlich des Umfangs der Maßnahmen wenig konkret und warnte vor den negativen Folgen der weltweiten Handelskonflikte auf die US-Konjunktur. Die Fed werde sich weiterhin alle Optionen offenhalten, hatte Powell erklärt.

An der Frankfurter Börse machen Anlegern eine Reihe negativer Unternehmensnachrichten Sorgen: Der Maschinenbauer Aumann, die Deutsche Beteiligungs AG und der Anbieter von Abfüllanlagen, Krones, strichen ihre Umsatz- und Gewinnziele zusammen.

Das Ausmaß der Gewinnwarnung von Aumann sei alarmierend, da der Maschinenbauer vom Trend zur Elektromobilität profitieren sollte, schrieb etwa Analyst Christian Glowa vom Bankhaus Hauck & Aufhäuser.
Ein Medienbericht setzt zudem der Deutsche-Bank-Aktie wieder zu: Offenbar ermittelt das US-Justizministerium im Zusammenhang mit dem Korruptionsskandal beim malaysischen Staatsfonds 1MDB gegen das Geldhaus.

Für Lichtblicke sorgten Fresenius Medical Care (FMC) und Gerresheimer. Der Dialysespezialist FMC profitiert von Plänen der US-Regierung, den Einsatz von Heimdialyse in Wohnungen der Patienten zu verstärken. Der Verpackungshersteller meldet gute Quartalszahlen. Sie überträfen die Markterwartungen, schrieb Analyst Scott Bardo von der Berenberg Bank.

Was die Charttechnik sagt

Seit dem Jahreshoch am vergangenen Mittwoch mit 12.656 Punkten laufen die Rückzugsgefechte – der Dax verarbeitet den rasanten Kursanstieg Anfang der vergangenen Woche. Das Tief der Korrektur liegt mittlerweile bei 12.311 Zählern, dem heutigen Tagestief.

Auf der Unterseite bildet die Marke von 12.260 Zählern die nächste Unterstützung. Kurse oberhalb von 12.507 Zählern würden eine Fortsetzung der Rally signalisieren, die in der vergangenen Woche nach dem Jahreshoch bei 12.656 Punkten ausgebremst wurde.

Positiv zu werten ist die steigende 200-Tage-Linie, die aktuell bei 11.623 Punkten notiert. Die Durchschnittslinie der vergangenen 200 Handelstage, die vor allem von langfristigen Investoren beachtet wird, gilt als zuverlässiger Indikator für einen längeren Aufwärtstrend. Zuletzt drehte die Linie Mitte 2016 nach oben. Damals notierte der Dax bei 10.514 Punkten und stieg anschließend auf das bisherige Rekordhoch von 13.596 Zählern.

Sentiment-Experte Stephan Heibel bleibt nach Auswertung der wöchentlichen Handelsblatt-Umfrage „Dax-Sentiment“ dennoch optimistisch. Er sieht sogar eine ideale Börsenstimmung. Viele Anleger seien defensiv positioniert und hätten sich gegen fallende Kurse abgesichert. Wenn sie diese Positionen auflösen, stützen sie automatisch den Dax.

Marktanalyst Milan Cutkovic von Axitrader erinnerte daran, dass auch die EZB zuletzt signalisiert hatte, ihre Geldpolitik noch weiter zu lockern. „Sobald der Widerstand von 12.500 Zählern im Dax überwunden wird, steht einer Fortsetzung der Rally in Richtung 12.800 Punkte nichts mehr im Weg“, ist Cutkovic daher überzeugt.

Morgan Stanley hat zwar bei weltweiten Aktieninvestments das Verhältnis von Chancen zu Risiken als „aktuell ungünstig“ bezeichnet. Die Investmentbank erwartet allerdings, dass sich europäische Aktien besser entwickeln als der US-Markt. Die Analysten rechnen damit, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihr Kaufprogramm für Anleihen wieder hochfährt.

Blick auf die Einzelwerte

Deutsche Bank: Das US-Justizministerium untersucht, ob sich die Bank der Korruption und Geldwäsche im Zusammenhang mit dem Staatsfonds 1Malaysia Development Berhad (1MDB) schuldig gemacht habe, berichtete das „Wall Street Journal“ (WSJ). Dabei gehe es um 1,2 Milliarden Dollar. Die Deutsche Bank erklärte, mit den Behörden zusammenzuarbeiten. Aktionären gefällt das nicht. Papiere des Geldhauses gaben um bis zu ein Prozent nach, lagen aber zum Handelsschluss 0,9 Prozent vorn.

VW: Der Autobauer aus Wolfsburg und der Wettbewerber Ford aus Köln wollen auch bei der Elektromobilität und dem autonomen Fahren ihre Kräfte bündeln. Am Donnerstag befassen sich die VW-Aufseher in Wolfsburg mit den Plänen. VW-Titel lagen zum Ende 0,3 Prozent im Minus.

Krones: Der weltgrößte Abfüllanlagen-Hersteller hat seine Gewinnprognose um die Hälfte zusammengestrichen und einen Einstellungsstopp angekündigt. Die Umsatzrendite vor Steuern (Ebit-Marge) werde in diesem Jahr nur bei drei statt wie geplant bei sechs Prozent liegen. Der Gewinn vor Steuern dürfte damit auf rund 120 (2018: 204) Millionen Euro einbrechen. Die Titel von Krones brachen mit einem Minus von 20,5 Prozent so stark ein wie noch nie und markierten bei 53,05 Euro ein Sechs-Jahres-Tief.

Aumann: Der westfälische Spezialmaschinenbauer macht sich wegen der schwächelnden Autokonjunktur auf einen Umsatz- und Gewinneinbruch gefasst. Der Umsatz werde in diesem Jahr um bis zu 17 Prozent auf 240 bis 260 Millionen Euro zurückgehen, das bereinigte Ebit im besten Fall auf 22 (2018: 29,3) Millionen Euro schrumpfen, es könne aber auch bis auf 16 Millionen abstürzen. Für Aktionäre ist es ein schwarzer Tag, die Aktie gab um bis zu 19 Prozent nach.

Deutsche Beteiligungs AG: Die Meldung über ein deutlich niedrigeres Konzernergebnis im dritten Quartal des Geschäftsjahres (1.10.2018 bis 30.6.2019) hat der Aktie des Finanzinvestors zugesetzt. Als Grund nannte das Unternehmen einen deutlich geringeren Ergebnisbeitrag aus dem Beteiligungsgeschäft. Die DBAG ist an mehr als 20 Unternehmen beteiligt, die nicht an der Börse notiert sind. Ihr Wert in der Bilanz des Finanzinvestors hängt jedoch von der Bewertung von börsennotierten Vergleichsfirmen ab, sodass die Entwicklung an den Aktienmärkten auch auf die DBAG durchschlägt. Am Donnerstag gab der Aktienkurs um mehr als neun Prozent nach.

Südzucker: Das Mannheimer Unternehmen hat den Verfall bei den Zuckerpreisen im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres erneut zu spüren bekommen. Das operative Ergebnis brach um fast 40 Prozent ein. Ihre Jahresziele bestätigten die Mannheimer aber immerhin. Die Aktien büßten 1,2 Prozent ein.
Fielmann: Im zweiten Quartal des Jahres steigerte der Brillenhändler den Gewinn im zweiten Quartal um 5,5 Prozent. Das lag in etwa im Rahmen der Analystenerwartungen. Der Konzernumsatz nahm um rund sechs Prozent zu, was besser war als von Analysten geschätzt. Die Prognose für 2019 bestätigte das Unternehmen. Die Aktien gaben 4,2 Prozent nach. Bei der Hauptversammlung am Donnerstag wird erstmals nicht Firmenpatriarch Günther Fielmann den Aktionären die künftige Konzernstrategie präsentieren, sondern Marc Fielmann, sein 29-jähriger Sohn und neuer Unternehmenschef. Er drängt verstärkt auf eine Digitalisierung des Brillenfilialisten, an dem die Familie noch immer mehr als 70 Prozent der Anteile hält.

Fresenius Medical Care: Die Pläne der US-Regierung zur Reform der Behandlung von Dialysepatienten ermuntert Anleger zum Einstieg bei FMC. Die Aktien des Spezialisten für Blutwäsche stiegen am Donnerstag um bis 4,2 Prozent auf 70,64 Euro.

Gerresheimer: Der für die Pharma- und Kosmetikindustrie produzierende Verpackungshersteller konnte Umsatz und Gewinn im zweiten Quartal deutlich steigern. Bei einem Umsatzplus von 7,2 Prozent auf 356,5 Millionen Euro stieg der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) im Zeitraum März bis Mai auf 74,2 (Vorjahr: 71,1) Millionen Euro. Gerresheimer-Aktien stiegen um 13,8 Prozent.

Analystencheck: DZ Bank senkt Kursziel für Deutz

Die DZ Bank hat den fairen Wert für Deutz nach Interviewaussagen des Chefs Frank Hiller über eine schwierige Geschäftsentwicklung von 10,00 auf 8,50 Euro gesenkt, die Einstufung aber auf „kaufen“ belassen. Analyst Alexander Hauenstein reduzierte die Schätzungen für den Motorenbauer, geht aber dennoch aufgrund des avisierten Neukundengeschäfts von leichtem Wachstum aus. Die Bewertung der Aktien erscheine nach dem Kurssturz sehr attraktiv, sofern man kein längeres Rezessionsszenario unterstelle.

Mit seiner Kaufempfehlung schließt sich Analyst Hauenstein der Mehrheit seiner Kollegen an. Von 21 Analysten raten 18 zum Kauf der Deutz-Aktie, zwei raten, sie zu halten, nur einer empfiehlt den Verkauf.

Beim Kursziel liegt die DZ Bank allerdings unterhalb des Durchschnittswerts aus allen ausgewerteten Analystenempfehlungen – wobei jüngere Studien höher gewichtet werden als ältere. Durchschnittlich rechnen die Experten mit einem Kurs von 9,62 Euro im Zeitraum vom zwölf Monaten.

Mit Agenturmaterial.

Hier geht es zur Seite mit dem Dax-Kurs, hier gibt es die aktuellen Tops & Flops im Dax. Aktuelle Leerverkäufe von Investoren finden Sie in unserer Datenbank zu Leerverkäufen.