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Dax schließt im Plus – Daimler-Aktie ragt heraus

Der Leitindex beendet die Woche mit einem Zuwachs von knapp 0,4 Prozent. Vor allem Auto-Titel sind gefragt.

Der Dax schaltet in den Rallymodus. Foto: dpa
Der Dax schaltet in den Rallymodus. Foto: dpa

Eine überraschend robuste Geschäftsentwicklung von Daimler hat am Freitag der Autobranche sowie dem Dax Rückenwind verliehen. Der deutsche Leitindex legte im insgesamt recht ruhig verlaufenen Handel um rund 0,4 Prozent auf 12.919,61 Punkte zu.

Zum Auftakt der EU-Beratungen über den geplanten 750 Milliarden Euro schweren Aufbaufonds haben sich Europas Anleger mit Engagements zurückgehalten. Der Euro verteuerte sich um 0,4 Prozent auf 1,1430 Dollar. Auf dem EU-Sondergipfel in Brüssel zeichnete sich bis zum Börsenschluss in Europa noch keine Einigung über das billionenschwere Finanzpaket der Union bis 2027 ab.

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Nach Aussage von EU-Diplomaten prallten bei den ersten Debatten der 27 EU-Staats- und Regierungschefs die unterschiedlichen Meinungen sowohl zu dem EU-Haushaltsrahmen von 2021 bis 2027 als auch zum Corona-Hilfspaket aufeinander. „Die Chancen auf ein Abkommen stehen zwar deutlich besser als noch vor einigen Monaten“, sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. „Es gibt aber weiterhin zahlreiche Hürden, und die Verhandlungen könnten sich in die Länge ziehen.“

Der monatlichen Fondsmanagerumfrage der Bank of America Anfang dieser Woche zufolge werden europäische Aktien wieder besser bewertet. Reicht das für einen Kurssprung über 13.000 Punkte?

Zumindest bleibt das Szenario eines Short-Squeeze intakt, also einer Knappheit, weil sich Investoren Wertpapiere zum Verkauf geliehen haben. Nach den so genannten Leerverkäufen müssen sie sich wieder mit den Wertpapieren eindecken, um die Positionen glattzustellen. Daher kann es dann zu einem plötzlichen rasanten Kursanstieg kommen, den es bereits am vergangenen Mittwoch gab.

Voraussetzung für eine Wiederholung wäre, dass der Dax über die Marke von 13.000 Punkten steigt. Solch ein Anstieg dürfte erneut die Anleger auf dem falschen Fuß erwischen.

Die Gründe für einem möglichen Short-Squeeze sind gleich geblieben: Sowohl die institutionellen als auch die privaten Anleger hierzulande sind laut einer Umfrage der Börsen Frankfurt pessimistisch eingestellt, was laut Sentimentanalyse als ein klassischer Kontraindikator gilt. Weil die Investoren dann eher auf fallende Kurse setzen oder sich mit diesen Short-Produkten gegen schwächere Notierungen absichern.

Die Kursdellen der vergangenen Tage waren aber nicht tief genug für Gewinnmitnahmen, sprich den Verkauf von Short-Produkten. Und die bisherigen Kurssteigerungen waren nicht hoch genug, um Investoren aus Angst vor weiteren Verlusten dazu zu bewegen, ihre Positionen zwangsweise zu schließen.

Hiesige Investoren sind skeptischer: Sie würden laut der Umfrage der Börse Frankfurt vermutlich erst im Bereich von 12.400 bis 12.350 Punkten wieder kaufen.

Allerdings liefert die technische Analyse auch Gegenargumente. Demnach dürfte ein Anstieg über 13.000 Zähler nicht einfach sein, auch wenn das nächste Kursziel laut laut Charttechnik bei 12.236 Zählern liegt.

Denn zum einen gilt der Dax aktuell als überkauft, ist also zu schnell zu hoch gestiegen und damit anfällig für eine Korrektur.

Viel schwerer wiegen saisonale Gründe: Im langfristigen Durchschnitt beginnen Mitte Juli, spätestens Anfang August für die Frankfurter Benchmark die schlechtesten Wochen eines Jahres, die bis Ende September andauern.

Der Donnerstag war nach den hohen Gewinnen am Mittwoch ein typischer Konsolidierungstag. Das deutsche Börsenbarometer blieb in der Handelsspanne des Vortages, technische Analysten nennen das „Inside Day“. Je mehr es solche Inside Days an der Börse gibt, desto dynamischer erfolgt anschließend der Ausbruch in die jeweilige Richtung, lautet eine Börsenweisheit.

Im Fokus des heutigen Handels stand Qiagen, Deutschlands größtes Biotechunternehmen. US-Laborausrüster Thermo Fisher hat sein Übernahmeangebot um 900 Millionen auf rund 11,3 Milliarden Euro aufgestockt. Die Amerikaner bieten für das deutsch-niederländische Biotech-Unternehmen nun 43 statt 39 Euro je Aktie.

Mit diesem Angebot sind viele Aktionäre offenbar zufrieden, die Aktie notiert mit rund 42Euro knapp unterhalb des Fisherangebots.

Größte Anteilseigner von Qiagen, deren Aktien in Frankfurt und an der Nasdaq notiert sind, ist Blackrock mit einem Anteil von knapp neun Prozent. Danach folgen weitere fünf Assetmananager wie Primecap und die norwegische Norges Bank Investment.

Um seine Übernahmechancen zu erhöhen, begnügt sich Thermo Fisher nun mit einer Annahmequote von zwei Drittel der Qiagen-Aktien. Bisher lag die Schwelle bei 75 Prozent.

Anfang dieser Woche hatten nur 2,1 Prozent der Qiagen-Aktionäre die Offerte aus den USA angenommen. Das ist nicht ungewöhnlich, warten doch die meisten Großinvestoren bis zum Schluss ab.

Auch interessant: Sollte die Annahmequote von 66,67 Prozent nicht erreicht werden, muss Qiagen 95 Millionen Dollar an Thermo Fisher zahlen. Der Hedgefonds Davidson Kempner, der drei Prozent an Qiagen hält und den Widerstand angeführt hatte, ist mit der Offerte immer noch unzufrieden. Die Erhöhung sei „ein Schritt in die richtige Richtung“, schrieben die Investoren an Vorstand und Aufsichtsrat von Qiagen. Der Fonds werde seine Aktien für 43 Euro aber nicht verkaufen und andere Aktionäre aufrufen, es auch nicht zu tun. Selbst als eigenständiges Unternehmen sei Qiagen 48 bis 52 Euro je Aktie wert.

Fliegt Wirecard nun schneller als geplant aus dem Dax? Die Deutsche Börse will will die Regeln für die Zugehörigkeit zum Leitindex ändern. Künftig sollen Unternehmen nach einem Insolvenzantrag kurzfristig aus den Dax-Auswahlindizes ausscheiden, schlug der Börsenbetreiber am heutigen Freitag vor. Sollten die Marktteilnehmer dem Vorschlag zustimmen, könnte Wirecard bereits im August statt im September aus dem Dax fallen.

Die Ergebnisse der Umfrage sollen vor dem 13. August bekanntgeben werden. „Sollten sich die Marktteilnehmer dafür aussprechen, beabsichtigen wir das Regelwerk nach Abschluss der Konsultation mit einer Frist von einer Woche anzupassen“, erklärte der Börsenbetreiber. Dann würde Wirecard aus dem Leitindex Dax verschwinden.

Als Nachrücker hat der Restaurant-Lieferdienst Delivery Hero derzeit die Nase vorn vor dem Aromen-Hersteller Symrise aus dem niedersächsischen Holzminden. Delivery Hero hatte sein Deutschland-Geschäft an den Konkurrenten Just Eat Takeaway („Lieferando“) verkauft - als Spiegelbild der deutschen Wirtschaft, die der Dax abbilden soll, kann das ehemalige Start-up damit also kaum gelten. Die Börse hat dem Arbeitskreis Aktienindizes allerdings vor einigen Jahren alle Spielräume zur Dax-Zusammensetzung genommen. Er entscheidet nur nach dem Börsenwert des Streubesitzes und dem Handelsumsatz.

Wie an jedem dritten Freitag eines Monats war heute ein sogenannter kleiner Verfallstermin an den Terminmärkten, der aber tendenziell eher wenig Einfluss auf den Handel hatte. Der Abrechnungskurs (Settlement) für Dax-Optionen ist am heutigen Freitag mit 12.890 Punkten festgesetzt worden, nach 12.423 Zählern im Vormonat. Für MDax und TecDax lagen die Settlements bei 26.999 (Juni: 26.347) beziehungsweise 3090,50 (3002,99) Stellen.

Die Optionen auf den Euro Stoxx50 verfielen bei einem Kurs von 3369 (3289) Punkten und diejenigen auf den Stoxx50 bei 3080 (3061) Zählern. Für alle genannten Indizes ist der aktuelle Settlement-Kurs der höchste seit fünf Monaten.

Blick auf die Einzelwerte

Daimler: Besser als erwartet ausgefallene Quartalsergebnisse hieven die Aktien des Autobauers an die Dax-Spitze. Zudem will das Unternehmen zwei Milliarden Euro Personalkosten sparen. Die Daimler-Papiere lagen zum Handelsschluss mehr als vier Prozent im Plus. Davon profitierte auch die gesamte Branche: Auch die Daimler-Rivalen BMW und Volkswagen lagen jeweils knapp zwei Prozent im Plus. Auch Volvo überzeugte mit seinem Quartalsergebnis. Der Lkw-Bauer habe die Erwartungen in jeder Hinsicht übertroffen, lobte Analyst Himanshu Agarwal von der Investmentbank Jefferies. Volvo-Papiere verteuerten sich in Stockholm um 0,8 Prozent. Der europäische Index der Automobilbranche rückte 1,6 Prozent vor.

Ericsson: Der schwedische Netzwerkausrüster hält an seinen Jahreszielen für 2020 und 2022 fest. „Einige Kunden beschleunigen ihre Investitionen, während andere vorübergehend vorsichtig sind“, teilte Firmenchef Börje Ekholm mit. Vor allem in China gewann der Huawei-Konkurrent zuletzt neue 5G-Aufträge, die allerdings auch mit hohen Anfangskosten verbunden waren. Es wird erwartet, dass Ericsson wie auch der finnische Wettbewerber Nokia vom Ausschluss Huaweis in Großbritannien profitiert. Davon profitiert auch der Aktienkurs, der am deutschen Aktienmarkt um mehr als acht Prozent zulegen konnte.

Thyssen-Krupp: Der von der Corona-Krise schwer gebeutelte Industriekonzern rechnet im dritten Quartal mit tiefroten Zahlen. Es werde ein Verlust von bis zu einer Milliarde Euro erwartet, heißt es in einem der Nachrichtenagentur Reuters am Freitag vorliegenden Brief des Vorstands an die Mitarbeiter. Aus heutiger Sicht sei eine schnelle Erholung „unwahrscheinlich“. Die Aktie lag zum Handelsschluss mit rund 2,5 Prozent im Minus.

Was die Charttechnik sagt

Die Börsenampel steht wieder auf Grün. Das bisherige Coronahoch seit dem Crash Mitte März mit 12.913 Punkten wurde am Mittwoch überwunden, die neue Bestmarke liegt nun bei 12.999 Punkten. Es ist die höchste Notierung seit dem 25. Februar.

Ein Tag zuvor, am 24. Februar, wurde eine riesige Abwärtskurslücke aufgetan, es gab zwischen 13.500 und 13.236 Punkten seitdem keinen Dax-Punktestand mehr. Laut technischer Analyse ist dieser Bereich der nächste wichtige Widerstand auf dem Weg nach oben und entsprechend das nächste Dax-Ziel.

Die erste wichtige Unterstützung hat sich am gestrigen Mittwoch gebildet. Es ist die Aufwärtskurslücke aufgrund des Dax-Kurssprungs: Die höchste Notierung am Dienstag dieser Woche lag bei 12.697 Punkten, der tiefste Kurs am Mittwoch lag bei 12.773 Zählern.

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