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Die Dax-Konzerne verdienen wieder Milliarden – Das sind die Gründe

Den deutschen Top-Firmen bleiben Horrorszenarien wegen der Coronakrise bisher erspart. Die Voraussetzungen dafür haben viele vor der Pandemie geschaffen.

Der Dax-Konzern erhöhte seine Gewinnprognose für das Gesamtjahr. Foto: dpa
Der Dax-Konzern erhöhte seine Gewinnprognose für das Gesamtjahr. Foto: dpa

Deutschlands Unternehmen kommen gut durch die Krise, zumindest was das operative Tagesgeschäft angeht. Mit knapp 30 Milliarden Euro verdienten die 30 Dax-Konzerne von Juli bis September vor Zinsen, Steuern und Sondereinflüssen lediglich sieben Prozent weniger als im Vorjahresquartal, als Corona noch weit weg war.

Das ist mehr als beachtlich, allerdings gibt es einen Schönheitsfehler: In diesen beiden Zahlen für 2020 und 2019 sind Abschreibungen und Rückstellungen, die sich allein beim Pharma- und Chemiekonzern Bayer wegen des juristischen Streits um Monsanto auf rund zehn Milliarden Euro belaufen, nicht enthalten.

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Auch unterm Strich, also nach Abzug aller Kosten, können sich die Zahlen sehen lassen: Wer nach neun Monaten alle eingefahrenen Nettogewinne und die prognostizierten Gewinne für das noch ausstehende vierte Quartal zusammenzählt und dabei auch alle Abschreibungen und Rückstellungen berücksichtigt, kommt bei den 30 Dax-Konzernen auf rund 40 Milliarden Euro Nettogewinn.

Das ist zwar nur halb so viel wie im vergangenen Jahr, als es 80 Milliarden Euro waren. Aber eine Wiederholung der Horrorszenarien wie in den beiden früheren großen Krisen bleibt aus.

Nach Ausbruch der Immobilien- und Finanzkrise hatten die 30 Dax-Konzerne im Jahr 2008 nur knapp 16 Milliarden Euro verdient. 2002, nach dem Platzen der Dotcom-Blase und dem Stillstand der Wirtschaft infolge der Terroranschläge auf die USA am 11.September 2001, waren die Dax-Konzerne zusammengerechnet sogar mit minus drei Milliarden Euro in die roten Zahlen gerutscht.

Beim Umsatz knapp über Vorjahresniveau

Mit der Immobiliengesellschaft Deutsche Wohnen hat am Freitag der letzte Dax-Konzern seine Bilanz für Juli bis September präsentiert. „Nach dem massiven Einbruch im zweiten Quartal haben sich die deutschen Topkonzerne im dritten Quartal deutlich besser entwickelt“, sagt Hubert Barth, Deutschlandchef der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY. Beim Umsatz liegen die Konzerne mit 330 Milliarden Euro sogar um 0,4 Prozent und damit knapp über dem Vorjahresniveau.

Allein die drei Autobauer BMW, Daimler und Volkswagen fuhren 8,7 Milliarden Euro operativen Gewinn (Ebit) im abgelaufenen Quartal ein, doch die Liste der positiven Überraschungen samt hoffnungsfroher Ausblicke ist länger – trotz SAP. Ausgerechnet Deutschlands wertvollstes Unternehmen und IT-Aushängeschild hatte gleich zu Beginn der Bilanzsaison mit einer schweren Gewinnwarnung überrascht. Der Softwarehersteller reduzierte unter seinem alleinigen Neuchef Christian Klein die von seinem Vorgänger Bill McDermott immer höher gesteckten Rentabilitätserwartungen – und das gleich für mehrere Jahre.

Allerdings wurde rasch klar, dass bei SAP weniger die Weltwirtschaftskrise, sondern vor allem ein firmeninterner Strategiewechsel für die Gewinnwarnung verantwortlich ist. Klein treibt die Integration der von SAP erworbenen Firmen voran und setzt auf organisches Wachstum statt wie McDermott auf Wachstum durch Übernahmen.

Ansonsten überwog branchenübergreifend Zuversicht. Die Deutsche Telekom erhöhte ihre Gewinn- und Cashflow-Prognose für das laufende Geschäftsjahr, vor allem angetrieben durch starke Erträge der US-Tochter T-Mobile.

Merck bilanzierte im dritten Quartal einen um fast zehn Prozent gestiegenen Umsatz. Im Gesamtjahr rechnet der Pharma- und Spezialchemiekonzern mit einem Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen von mehr als fünf Milliarden Euro – nach knapp 4,5 Milliarden im Vorjahr.

Siemens fuhr zwar nur 1,4 Milliarden Euro an Gewinn zwischen Juli und September ein, und damit gut ein Viertel weniger. Aber der scheidende Chef Joe Kaeser sieht nach eigener Aussage immer mehr Signale für eine Rückkehr zu Wachstum und Ertragssteigerungen im kommenden Geschäftsjahr. Das hat bei Siemens bereits im Oktober begonnen und wird operativ von Kaesers Nachfolger Roland Busch verantwortet.

Sparprogramme federn Gewinneinbrüche ab

„Die Unternehmensgewinne dürften 2021 und 2022 deutlich wachsen“, prognostizieren die Ökonomen der DZ Bank, „überproportionale Gewinnsteigerungen bei einzelnen Konzernen sind denkbar, weil 2020 die Kosten gesenkt wurden.“

Sparprogramme sind ein wichtiger Grund, warum die Gewinneinbrüche in dieser Krise sehr viel milder ausfallen. Bereits 2018, als der große Absatzmarkt China lahmte und die amerikanische Handelspolitik um den damaligen US-Präsidenten Donald Trump mit Protektionismus den Welthandel empfindlich schwächte, legten die Vorstände vieler produzierender Unternehmen Effizienzprogramme auf. Ziel war es, mithilfe von Fluktuation, Vorruhestandsregelungen und Abfindungen allein bei den Dax-Konzernen 100.000 Stellen abzubauen.

Hinzu kamen Sparprogramme, mit denen die Unternehmen ihre Gewinne in der Zukunft verbessern wollten; und zwar Jahr für Jahr um zusammengerechnet 20 Milliarden Euro.

Knapp zwei Jahre später ist klar, dass die Entscheidung richtig war. Zumal solche Programme angesichts oft hoher Abfindungen und Rückstellungen erst mit Verzögerung von mehreren Jahren ihre Wirkung entfalten.

Doch nicht nur Sparen hilft den Unternehmen in der Krise. Darüber hinaus erholte sich die Wirtschaft nach dem erzwungenen Lockdown im Frühjahr sehr viel schneller. Das gilt vor allem für die vielen exportstarken Industrieunternehmen. Insgesamt steigerten Deutschlands Unternehmen ihre Ausfuhren im September um 2,3 Prozent im Vergleich zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Es war der fünfte Anstieg in Folge. „Der Exportmotor der deutschen Wirtschaft läuft, die Phase der Erholung wird jedoch noch länger andauern“, prognostiziert Joachim Lang, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie.

Wichtige Absatzmärkte China und die USA helfen

Den exportstarken deutschen Unternehmen kommt zugute, dass sich der große Absatzmarkt China rasch erholt. BMW, Daimler und Volkswagen, die dort rund ein Drittel ihrer weltweit hergestellten Autos verkaufen, verzeichnen in dem Ausgangsland der Corona-Pandemie große Wachstumsraten und so viele Verkäufe wie noch nie. Bei Volkswagen überwiesen die chinesischen Gemeinschaftsunternehmen im abgelaufenen dritten Quartal 2,6 Milliarden Euro nach Wolfsburg. Dass Volkswagen im Gesamtjahr schwarze Zahlen schreibt, verdankt der Konzern China.

Auch der zweite große Absatzmarkt, Amerika, erweist sich als robust. Hier hat es bislang trotz hoher Infektions- und Todeszahlen nie einen landesweiten Lockdown wie in weiten Teilen Europas gegeben.

Wer also viele Produkte in diese beiden Großregionen China und Amerika verkauft – und das betrifft im Dax fast alle Unternehmen –, hat weit geringere Einbußen, als es der deutsche und europäische Blickwinkel vielleicht vermuten lässt.

Viele Unternehmen überraschten deshalb in den vergangenen Wochen mit positiven Ergebnissen, darunter auch Covestro. Der Kunststoffkonzern verbesserte seinen Nettogewinn im dritten Quartal um ein Fünftel auf 179 Millionen Euro. Operativ ging es um knapp zehn Prozent nach oben. Im Gesamtjahr rechnet der Vorstand mit einem operativen Gewinn von rund 1,2 Milliarden Euro. Im Vorjahr waren es 1,6 Milliarden Euro. „Auch wenn die Coronavirus-Pandemie nach wie vor für Unsicherheit sorgt: Wir haben konsequent gehandelt und die richtigen Maßnahmen ergriffen, von denen wir jetzt profitieren“, hob Vorstandschef Markus Steilemann bei Vorlage der Quartalsbilanz hervor.

Vorbei ist die Krise damit aber noch lange nicht. „Das Vorkrisenniveau“, so urteilte die Deutsche Bundesbank in ihrem jüngsten Monatsbericht, dürfte „zum Jahresende noch deutlich unterschritten werden.“ Das gelte auch dann, wenn die deutsche Wirtschaft, wie von den Bundesbankern erwartet, ihre Erholung im vierten Quartal fortsetzt, dabei aber eine „erheblich langsamere Gangart einlegen“ wird.

Dax-Konzerne haben gut 140 Milliarden Euro an Cash

Vor allem Handelskonzerne und Konsumgüterhersteller mit Endverbrauchern als Kunden leiden unter dem „Lockdown light“, also unter dem erneuten, aber maßvolleren Herunterfahren der Wirtschaft. So hatte der Sportartikelkonzern Adidas nach seinem Gewinn im dritten Quartal darauf gehofft, dass sich die Erholung fortsetzen wird. Doch die Zuversicht ist zu einem Großteil verflogen.

Noch im Oktober sei Adidas auf einem Wachstumspfad gewesen, sagte Vorstandschef Kasper Rorsted nach Vorlage der Quartalszahlen, „nun erfordert die verschlimmerte Pandemie in vielen Regionen der Welt wieder unsere Geduld“.

In Europa sind nach Konzernangaben inzwischen 40 Prozent der eigenen Filialen wieder geschlossen. Stand jetzt, so Adidas, werde sich das Geschäft im vierten Quartal ähnlich wie im Vorquartal entwickeln. Das würde nur für etwas mehr als fünf Milliarden Euro Umsatz und ein Betriebsergebnis von 100 bis 200 Millionen Euro reichen – nach 245 Millionen Euro im Vorjahr. Doch selbst diese Prognose steht unter Vorbehalt, denn dafür müssten weltweit 90 Prozent der Adidas-Läden offen bleiben.

Doch Adidas hat vorgesorgt. Mit 3,2 Milliarden Euro verfügt der Konzern über ausreichend liquide Mittel. Das ist ein Zuwachs von 60 Prozent gegenüber dem zweiten Quartal. Mit insgesamt gut 140 Milliarden Euro an Zahlungsmitteln verfügten die Dax-Unternehmen nach Berechnungen des Wirtschaftsprüfers EY zum Ende des dritten Quartals über erhebliche liquide Mittel: 35 Prozent mehr als im Vorjahr und fünf Prozent mehr als im vergangenen Quartal.

Mehr Liquidität resultiert vor allem aus der Herausgabe neuer Anleihen und Kredite bei den Banken. Die niedrigen Zinsen – fast alle Dax-Konzerne erreichen bei ihren Anleihen Zinssätze von weniger als einem Prozent pro Jahr – erleichtern die Entscheidung, sich Geld auf Vorrat zu beschaffen.

Der Darmstädter Dax-Konzern wies im dritten Quartal eine Umsatzsteigerung von fast zehn Prozent aus. Foto: dpa
Der Darmstädter Dax-Konzern wies im dritten Quartal eine Umsatzsteigerung von fast zehn Prozent aus. Foto: dpa
Die 30 Dax-Konzerne sind bislang relativ stabil durch die Krise gekommen. Foto: dpa
Die 30 Dax-Konzerne sind bislang relativ stabil durch die Krise gekommen. Foto: dpa