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Dax-Konzern will wieder Weltmarktführer werden

Der Industriegasekonzern Linde lotet einen Zusammenschluss mit dem US-Konkurrenten Praxair aus. Es gebe entsprechende Gespräche, sagten mehrere mit der Situation vertraute Personen am Dienstag. Diese seien aber noch in einem frühen Stadium. Der Dax-Konzern bestätigte entsprechende Berichte am Dienstag offiziell. „Die Gespräche laufen und haben noch zu keinen konkreten Ergebnissen oder Vereinbarungen geführt. Entsprechend ist derzeit noch nicht abzusehen, ob es eine Transaktion geben wird“, teilten die Münchener mit. Sollten die Gespräche fortgesetzt werden, wolle das Unternehmen die Öffentlichkeit entsprechend informieren.

Linde habe einen Zusammenschluss auf Augenhöhe im Visier, sagten zwei Insider der Nachrichtenagentur Reuters. Ein Aktientausch sei denkbar. Beide Unternehmen sind an der Börse derzeit etwa 30 Milliarden Dollar wert. Linde, nach der Übernahme von Airgas durch Air Liquide nur noch Nummer zwei auf dem Weltmarkt, könnte die Franzosen durch die Fusion mit dem Branchendritten Praxair wieder überholen.

Zuvor hatte berichtet, ohne Details zu nennen. Die Gespräche seien noch wenig konkret und könnten durchaus noch scheitern, sagten zwei Insider. Linde wollte sich zu den Angaben nicht äußern. Der Münchner Gase-Spezialist ist im Dax notiert und beschäftigt weltweit rund 64.500 Menschen, Praxair nach eigenen Angaben rund 26.000.

Die Amerikaner sind mit einem Jahresumsatz von umgerechnet 9,6 Milliarden Euro nur etwa halb so groß wie Linde, mit einem Gewinn von umgerechnet 1,5 Milliarden Euro aber wesentlich profitabler. Die Münchner erwirtschaften bei einem Umsatz von 18 Milliarden Euro nur 1,15 Milliarden Euro.

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Allerdings wird Praxair an der Börse höher bewertet als Linde. Dennoch könne sich eine Fusion rechnen, weil hohe Synergien zu erwarten seien. Dies wiederum dürfte Widerstand bei den Arbeitnehmern auslösen.

Käme die Fusion tatsächlich zustande, würde sie womöglich auch die Führungskrise bei Linde lösen. Denn Beobachter gehen davon aus, dass Praxair-Chef Stephen Angel auf die Führungsposition bestehen würde – allein von aufgrund des Börsenwertes sähe sich der US-Konzern als größerer Partner.

Bei Linde schwelt seit Monaten ein interner Streit. Im Mittelpunkt stehen Vorstandschef Wolfgang Büchele und sein Finanzvorstand Georg Denoke. Letzterem werfen einige Mitarbeiter Illoyalität vor. Mit seinem Abgang in den kommenden Monaten werde daher gerechnet.


Reitzle will Linde wieder zur Nummer eins machen

Allerdings steht auch Büchele wegen mehrerer Fehler in der Kritik. Im Mai kommenden Jahres läuft sein Drei-Jahres-Vertrag aus. Bislang wurde das Arbeitsverhältnis nicht verlängert. Vorerst will Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle an Büchele festhalten. Allein um die Unruhe im Konzern nicht zu noch zu befeuern. Mehr als ein solides Arbeitsverhältnis besteht zwischen beiden aber nicht.

Unter Reitzle war Linde von Rekord zu Rekord geeilt und hatte Air Liquide die Weltmarktführerschaft abgeluchst. Doch kürzlich kauften die Franzosen den US-Konkurrenten Airgas und setzten sich damit wieder an die Spitze. Mit der Fusion von Linde und Praxair würden die Machtverhältnisse der Branche neu verteilt.

Es wäre eine der größten Transaktionen in diesem Jahr. In der Gasebranche gab es zuletzt mehrere Zusammenschlüsse, darunter die milliardenschwere Übernahme der amerikanischen Airgas durch den französischen Anbieter Air Liquide. Dieser wurde damit zum Weltmarktführer. Linde-Chef Wolfgang Büchele hatte Anfang Mai gesagt, mit dem Dax-Konzern wieder die Nummer eins in der Branche werden zu wollen. Dies sei in absehbarer Zeit auch möglich. Große Übernahmen seien allerdings nicht geplant.

An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Die Titel verteuerten sich am Dienstagmorgen um sechs Prozent und waren damit die größten Gewinner im Leitindex Dax. Analysten konnten sich mit dem Fusionsgedanken anfreunden: „Ein Zusammenschluss oder Kauf könnte die Überkapazitäten reduzieren und wäre gut für die Margen des kombinierten Unternehmens“, erklärte Marcus Mayer vom Wertpapierhandelshaus Baader. „Nach unserer Sicht könnten hohe Synergien von bis zu 800 Millionen Euro erreicht werden.“

Nach Ansicht von Kartellrechtsexperten dürfte der Deal zwischen Lind und Praxair jedoch die Wettbewerbshüter auf den Plan rufen. „Dieser Verdacht drängt sich angesichts der Marktanteile von Linde beispielsweise auf einigen US Märkten schon auf“, sagt etwa Maxim Kleine von der Kanzlei Norton Rose Fulbright. Um weiter fairen Wettbewerb zu gewährleisten, könnten die zuständigen Fusionskontrollbehörden den Zusammenschluss nur unter Auflagen freigegeben. So könnten die Fusionsparteien gezwungen werden, Produktionsstätten oder ganze Unternehmensparten an Wettbewerber zu verkaufen. „Es gab schon Fusionen, da waren die Auflagen so schmerzhaft, dass der Zusammenschluss am Ende nicht mehr gelohnt hat“, so Kleine.

Viele Industriegase seien Standardprodukte, gibt Thomas Funke, Kartellrechtsexperte bei der Kanzlei Osborne Clarke, zu Bedenken. Auch wenn Linde durch den Praxair-Deal tatsächlich wieder zum Marktführer würde sei dies nicht gleichbedeutend mit der Möglichkeit, daraus Kapital zu schlagen. „Sollte Linde die Preise anheben, kann es etwa für größere Chemieunternehmen lohnen, die Industriegase selbst herzustellen“, sagt Funke. Dies wiederum könnte Linde auch gegenüber den Wettbewerbshütern als Verteidigungsstrategie vertreten.

KONTEXT

Die weltweit größten Industriegasekonzerne

Air Liquide

Die Franzosen wurden mit dem Kauf des US-Konkurrenten Airgas zuletzt wieder zum größten Industriegaseunternehmen der Welt.

Umsatz: 21,2 Milliarden Euro

Gewinn: 1,8 Milliarden Euro (ohne Airgas)

Marktpräsenz: 80 Länder

Mitarbeiter: 68.000

Hauptsitz: Paris

Linde

Umsatz: 18 Milliarden Euro

Gewinn: 1,15 Milliarden Euro

Marktpräsenz: 100 Länder

Mitarbeiter: 64.500

Hauptsitz: München

Praxair

Umsatz: 10,8 Milliarden Dollar (9,6 Milliarden Euro)

Gewinn: 1,68 Milliarden Dollar (1,5 Milliarden Euro)

Marktpräsenz: 50 Länder

Mitarbeiter: 26.000

Hauptsitz: Danbury, Connecticut

Air Products

Umsatz: 9,9 Milliarden Dollar (8,8 Milliarden Euro)

Gewinn: 1,43 Milliarden Dollar (1,3 Milliarden Euro)

Marktpräsenz: 50 Länder

Mitarbeiter. 19.000

Hauptsitz: Allentown, Pennsylvania