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Warum die Dax-Anleger feiern

Nach fast zwei Jahren springt der Dax wieder über die 12.000-Punkte-Marke. Und auch wenn er sie am Ende knapp wieder abgeben musste, träumt mancher schon vom Allzeithoch. Die Gründe für die Rally überraschen.

Endlich haben die Dax-Anleger wieder Höhenluft schnuppern dürfen. Mit dem Sprung über die 12.000-Punkte-Marke stieß der Leitindex vor in Höhen, die er seit knapp zwei Jahren nicht mehr gesehen hatte. Am Mittwoch reichte ein kleines Plus für den Meilenstein, den das wichtigste deutsche Marktbarometer zuletzt im April 2015 passierte. Seinen Gipfel fand der Aktienindex bei 12.031 Zählern. Am Ende konnte er die Marke nicht halten. Der Dax ging mit 11.998 Punkten 0,3 Prozent fester aus dem Handel. Es ist der Höhepunkt einer Rally, die immer noch überrascht.

Denn während sich die internationale Politik die Köpfe zerbricht über den innen– und außenpolitischen Kurs Donald Trumps, ist es Trump selbst, der für ein Feuerwerk bei den Aktienkursen sorgt. Politische Börsen, heißt es, haben kurze Beine. Doch diese politische Börse hatte gar keine Beine. Sie fand nicht statt. Losgelöst von der Politik setzen die Börsianer auf einen Wirtschaftsboom in Amerika. Das treibt seit Monaten die Kurse, vor allem die Wall Street eilt von Rekord zu Rekord. Von New York schwappt die Euphorie der Börsianer bis nach Europa. Doch es nicht nur Trump, der die Börsen verzückt. Ein schwacher Euro und souveräne Konjunkturdaten tun ihr Übriges, die deutschen Blue-Chips präsentieren starke Zahlen.

Direkt nach dem Wahlsieg Donald Trumps im November vergangenen Jahres entdeckten die US-Börsen im neuen Präsidenten, der vorher doch so sehr als Börsenschreck verschrien war, eine neue Hoffnung. Mit dem Republikaner im Weißen Haus träumten die amerikanischen Anleger von einem Wirtschaftsboom. Trump versprach die Konjunktur gehörig anzukurbeln – mit niedrigen Unternehmenssteuern, entfesselten Finanzmärkten und massiven Infrastrukturprogrammen. Die Wall Street trat die Rally los.

Im Dezember zogen dann Europas Märkte nach. Die Verlängerung des billionenschweren Anleihekaufprogramms der Europäischen Zentralbank lockte die Investoren aufs Parkett. In deren Augen konnte EZB-Chef Mario Draghi einmal mehr überzeugen. Eigentlich soll das billige Geld der Währungshüter die Konjunktur und Inflation im Euro-Raum ankurbeln. Doch zunächst profitieren die Aktienkurse. Und so fällt es den Börsianern nicht allzu schwer, die historisch niedrigen Zinsen zu verkraften.

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Und auch die amerikanische Geldpolitik sorgte für gute Stimmung. Denn nach langem Warten rang sich die Federal Reserve dazu durch, die Zinsen in den USA zu erhöhen. Verstimmt es Anleger normalerweise, wenn die Zinsen steigen, war es dieses Mal anders. Der Grund: Die Märkte hatten die Erhöhung lange erwartet. Schließlich zeugt diese von der starken Konjunktur in den Staaten.

Es war das Unwissen über das Wann der höheren Zinsen, nicht die beschlossene Zinserhöhung an sich, die die Kurse in den vorangegangen Monaten schwanken ließ. Es gilt die alte Weisheit: Nichts fürchten die Börsen mehr als die Unsicherheit. Das Groß der Experten war sich sicher: Die Wirtschaft vertrage höhere Zinsen. Und um ein Überhitzen der Dynamik zu verhindern, zog die US-Notenbank die Zügel straffer und ließ die Zinsen steigen.

Erst im neuen Jahr geriet der Aufstieg ins Stottern. Nach dem Sprint fehlte die Kraft, die Wall Street hatte einen Rekordhoch nach dem anderen erklommen, der Dow Jones mühte sich an der 20.000-Punkte-Marke ab. Langsam wurde die Finanzwelt ungeduldig, denn Donald Trump ließ sich Zeit. Seine Wirtschaftspläne blieben unkonkret, den großen Ankündigungen folgte keine Umsetzung. Doch wirklich kritisch waren die Märkte nicht. Große Kritik oder gar Zweifel ob der Geschwindigkeit, mit der die Hausse vonstattenging, schwelten höchstens im Hintergrund.

Als die neue Washingtoner Regierung im Februar endlich erste Details zu ihren Steuerplänen präsentierte, zeigten sich die Märkte zufrieden. Die protektionistischen und teils isolationistischen Statements aus dem Weißen Haus scheinen zumindest auf dem Parkett nicht allzu sehr zu verfangen.


Der Blick nach Deutschland

Insgesamt hat der Dax seit dem Wahlsieg Donald Trumps am 8. November 14,8 Prozent hinzugewonnen; und damit die Wall Street überholt. Der Dow-Jones legte im selben Zeitraum 13,6 Prozent zu. Zu seinem Rekordhoch von 12.390 Punkten – erreicht im April 2015 – fehlen dem Dax noch knapp drei Prozent. Sollte der Dax die Marke von 12.000 Zählern nachhaltig durchbrechen können, „besteht eine gute Chance für eine Fortsetzung der Rally zunächst bis zum Allzeithoch“, schätzt Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader.

Die Erklärungsmuster dieses Höhenflugs mithilfe Trumps und der Geldpolitik lassen einen wichtigen Faktor aus dem Fokus geraten, der nicht vergessen werden sollte: Die starke deutsche Bilanzsaison. Denn die Platzhirsche der Frankfurter Börse präsentieren sich in äußerst guter Verfassung. Die 30 Mitglieder des Dax konnten einen kräftigen Gewinnanstieg verbuchen. Bisher hat die Hälfte der Konzerne ihre Zahlen für 2016 veröffentlicht – und die können sich sehen lassen.

Im Vergleich zum Vorjahr kletterte der operative Gewinn im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent auf 58 Milliarden Euro, wie die Wirtschaftsberatung EY auswertete. Beachten sollte man aber, dass die Deutsche Bank 2015 mit einem Milliardenverlust die Gesamtgewinne im Dax in Mitleidenschaft gezogen hatte. Im Jahr darauf konnte Deutschlands größtes Geldhaus die Verluste deutlich minimieren. Die Deutsche Bank blieb bisher der einzige Titel, der rote Zahlen schrieb.

„Für die Mehrzahl der Dax-Konzerne war 2016 ein erfolgreiches Jahr“, erklärte EY-Partner Mathieu Meyer. Etliche Unternehmen hätten ihre Profitabilität und damit ihre Widerstandsfähigkeit gegen mögliche Krisen erhöht. Die Spitzenplätze in Sachen Gewinn errangen erneut Daimler und Allianz. Der Umsatz der 30 Schwergewichte stieg leicht um 1 Prozent auf 573 Milliarden Euro. Für Wachstum sorgten laut EY die Märkte Asiens und Europas, das US-Geschäft hingegen erschwerten Wechselkurseffekte.

Mit Blick auf den Exportfokus der deutschen Konzerne sind die Sorgen vor dem Brexit und möglichen Handelsbarrieren in den Vereinigten Staaten groß. Sie schlugen sich bisher aber nicht in den Bilanzen nieder. Mayer analysiert: „Die deutschen Top-Konzerne werden daher weiter auf Sicht fahren und Zurückhaltung bei Investitionen und Neueinstellungen üben.“ Die Handelsplätze erklimmen dennoch alte Höhen, in New York sogar nie dagewesene.

Nach so einer vorsichtigen Einschätzung wirken die Signale von der Konjunkturseite überraschend. Das Geschäftsklima hellt laut deutscher Chef-Etagen weiter auf. Mit dem am Mittwoch erschienene Ifo-Index fiel einer der wichtigsten Wirtschaftsindikatoren unerwartet stark aus – schon wieder. Der Index rückte von 109,9 auf 111,0 Punkte vor. Experten rechneten mit einem leichten Rückgang. Anders als zu Jahresbeginn schätzen die Firmenchefs sowohl die Lage als auch die Aussichten für das nächste halbe Jahr besser ein als zuvor. „Nach verhaltenem Jahresauftakt befindet sich die deutsche Wirtschaft wieder auf gutem Kurs“, kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest die monatliche Umfrage seines Instituts mit 7000 Managern.


Der Euro unter Druck

Befeuert wird der aktuelle Höhenflug auch durch den schwachen Euro. Auf dem Devisenmarkt verliert die Gemeinschaftswährung derzeit, nachdem sie im Januar etwas überraschend aufgewertet hatte. Ein Euro kostete am Mittwoch mit 1,0516 Dollar 0,2 Prozent weniger. Die schwache Währung greift Europas Unternehmen unter die Arme, vor allem die exportorientierte deutschen Wirtschaft profitiert. Ein billiger Euro bedeutet billige Ausfuhren.

Die Geldpolitik der EZB lässt den Euro eher fallen als steigen. Denn auf der einen Seite des Atlantiks flutet die EZB die Märkte weiterhin mit Geld, während die Federal Reserve in den USA die Zinsschrauben anlegt. Diese Tendenzen dürften sich verstärken, betonte die Fed jüngst doch sehr deutlich ihren Handlungswillen. Sollte Trumps Wirtschaftspolitik so offensiv ausfallen wie ankündigt, steht die Dollar-Hüter bereit, ein Überschießen der Inflation zu verhindern. Eine erneute Erhöhung der Zinsen schon auf der nächsten Sitzung im März ist aber eher unwahrscheinlich. Erst wenn eine detailierte Ausarbeitung der trumpschen Pläne vorliegt, dürfte die vorsichtige Fed reagieren.

Mit einem Dow Jones, dem nach einem schwachen Frühhandel ein Plus von acht Punkten reichte, um mal wieder ein Rekordhoch zu erreichen, kam auch im europäischen Späthandel Schwung auf. Währende der Dax erneut über die 12.000-Punkte-Marke kletterte, machte der Euro-Stoxx-50 seine Verluste wett und notierte mit 3340 Punkten minimal im Plus. Der zweiten Frankfurter Reihe fehlte die Kraft. Die Nebenwerte des MDax gaben 0,3 Prozent nach auf 23.571 Punkte, der TecDax sank um 0,4 Prozent auf 1911 Stellen. Sowohl M- als auch TecDax hatten am Dienstag Allzeithochs markiert.

KONTEXT

Die besten Anlagen 2016

Zucker

Die Preise vieler Agrarrohstoffe sind 2016 deutlich gestiegen. Am deutlichsten stieg der Preis für Rohrzucker - auch wenn über die Hälfte der Performance seit dem Herbst wieder abgeschmolzen ist. Wer an den Terminbörsen zu Jahresbeginn 100.000 Euro in Zucker anlegte, hat jetzt 132.950 Euro auf dem Konto. Grund für den Anstieg sind Aussichten auf eine sinkende Produktion. Ähnlich ist es bei Kaffee, Baumwolle und Kakao. Ein höheres Angebot ließ dagegen die Preise für Mais und Weizen fallen.

Aktien Russland

Vom Absturz zu Beginn des Jahres erholten sich sowohl der Leitindex Micex als auch der Rubel deutlich. Hauptgründe dafür sind der steigende Ölpreis und nach der Trump-Wahl die Hoffnung auf ein besseres politisches Verhältnis zwischen den USA und Russland. Aus 100.000 in Russland angelegten Euro wurden so im vergangenen Jahr 152.950 Euro. Zum Vergleich: Aus 100.000 angelegten Euro wurden im amerikanischen Dow Jones - inklusive des Dollar-Anstiegs - "nur" 116.140 Euro, im deutschen Dax waren es 106.780 Euro und im Euro Stoxx 50 der Standardwerte im Euro-Raum 100.770 Euro.

Öl

Der weitere Verfall des Ölpreises schockte die Anleger zu Jahresbeginn. Bis auf das Zwölfjahrestief von 27 Dollar fiel der Preis für ein Fass (159 Liter) der Nordseesorte Bren bis zum Februar. Er erholte sich aber deutlich, in der Hoffnung darauf, dass die Ölstaaten die Fördermengen begrenzen. was sie Ende 2016 tatsächlich machten. Aus 100.000 in Öl-Terminkontrakte investierten Euro wurden bis am Jahresende 161.080 Euro.

Zink

Zink war 2016 der Rohstoff mit dem höchsten Preisanstieg. Im vergangenen Jahr stieg der Preis von Zink, das vielfach in der Industrie eingesetzt wird in Euro gerechnet um 62,84 Prozent.

Aktien Kasachstan

Das zentralasiatische Land ist der zweitgrößte Ölexporteur im postsowjetischen Raum und profitierte damit deutlich vom seit Mitte Februar wieder gestiegenen Ölpreis. Wer 100.000 Euro in den gerade mal neun Werte umfassenden Kase-Index investierte, machte einen Gewinn von 66,27 Prozent.

Aktien Peru

Die Aktie in Peru profitierte von der Wahl des neuen Präsidenten Pablo Kuczynski, der als liberal und wirtschaftsfreundlich gilt. Dazu sind im Leitindex Peru General S&P/BVL viele Minenwerte notiert - und die profitierten vom Anstieg der Minenpreise. Auch die Landeswertung Sol stieg. Das machte bei einer Investition von 100.000 Euro für hiesige Investoren einen Gewinn von 67.210 Euro. Im vergangenen Jahr hatte die Börse allerdings ein Drittel verloren.

Aktien Brasilien

Vor allem das Amtsenthebungsverfahren gegen Staatschefin Dilma Rousseff trieb Brasiliens Aktienkurse und den Real nach oben, weil dadurch die Präsidentin abgelöst wurde, die das Land in die Rezession und den größten Korruptionsskandal aller Zeiten getrieben hatte. Dass inzwischen auch gegen die Regierung und Ihren Präsidenten Michel Temer Korruptionsvorwürfe bestehen, bremste die Hausse nicht - ebenso wenig wie die Tatsache, dass das Land immer noch in der Rezession feststeckt. Unter dem Strich machten Anleger, die Anfang vergangenen Jahres 100.000 Euro in Brasiliens Leitindex investierten einen Gewinn von 76.160 Euro. So viel gab es in keiner anderen Anlageklasse.

Alle Angaben ohne Transaktionskosten. Stand: 30.12.2016