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Die magische Anziehungskraft des Allzeithochs

Der Startschuss zum Brexit ist gefallen, Trump geizt weiter mit Details zu seiner Steuerreform. Und dennoch geht die Rally weiter. Der Dax schließt über der 12.200-Punkte-Marke. Zum Rekordhoch fehlen keine 200 Punkte.

Die Briten wollen den Brexit, in den USA scheitert Donald Trump im Kongress – und die Märkte klettern trotzdem weiter. Beharrlich setzen die Anleger weiter auf einen US-Wirtschaftsboom, was die Aktienrally in Gang hält. Der Dax sprang am Mittwoch auf ein Zwei-Jahres-Hoch von 12.233 Punkten. Am Ende ging er mit 12.203 Punkten 0,4 Prozent fester aus dem Handel. Zum Allzeithoch von 12.390 Zählern – erreicht im April 2015 –fehlen nur noch anderthalb Prozent. „Das zieht die Anleger magisch an“, sagte ein Händler. Auch die anderen europäischen Handelsplätze zeigten sich freundlich. Der Leitindex der Währungsunion, der Euro Stoxx 50, rückte 0,3 Prozent vor auf 3475 Punkte.

Der Glaube an den Erfolg der trump'schen Wirtschaftspolitik kennt nahezu keine Grenzen. Zwar kamen zur Monatsmitte Zweifel auf – mal wieder –, doch die versandeten schnell. Zu groß wirkt die Verlockung einer amerikanischen Steuerreform. Sie ist ein Schlüsselthema der neuen US-Regierung. Über eine Entlastung der Unternehmen soll sie die gut laufende Konjunktur weiter antreiben.

Zunächst aber nahm Donald Trump ein anderes Herzensprojekt der Republikaner in Angriff – und scheiterte. Der US-Präsident hatte vergangene Woche eine wichtige Abstimmung zur Abwicklung von Obamacare verschieben müssen, der Rückhalt im eigenen Lager war zu klein. Die versprochene Abwicklung der von Vorgänger Barack Obama initiierten gesetzlichen Krankenversicherung präsentiert sich als schwieriges Unterfangen. Zwischenzeitlich hieß es, Trump hätte sich verhoben, zumindest aber verzettelt.

Auf dem Parkett gewinnt man der Schlappe sogar etwas Positives ab. Die Regierung könnte sich nun den Konjunkturmaßnahmen widmen, ganz oben auf der Liste stehen die Steuern. Die Abschläge rund um die Abstimmung waren überraschend gering geraten. Als Konjunkturdaten gestern auch noch stark ausfielen, nutzten Anleger die Chance zum Einstieg. Wie das Forschungsinstitut Conference Boards bekannt gab, ist das Verbrauchervertrauen in den Vereinigten Staaten so hoch wie zuletzt vor 16 Jahren. Für die USA ist die Stimmung der Konsumenten von entscheidender Bedeutung, der Privatkonsum trägt 70 Prozent Anteil an der gesamten Wirtschaftsleistung.

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Auch der voranschreitende Brexit trübt die Stimmung nicht. Nun scheint die Scheidung endgültig: Denn mit dem Verschicken des offiziellen Austrittsgesuch hat Großbritannien den Startpunkt für die formalen Verhandlungen mit der Europäischen Union eingeleitet. Laut EU-Vertrag haben die Briten und die EU nun zwei Jahre Zeit, die Modalitäten zu klären, ansonsten droht ein ungeregelter Austritt ohne Abkommen. Dieser nächste Schritt war erwartet worden, auf den Märkten nahm man ihn ohne viel Aufhebens auf. Der FTSE100, Leitindex in London rückte 0,4 Prozent vor auf 7373 Punkte. Das britische Pfund verbilligte sich um 0,3 Prozent auf 1,2409 Dollar.

Dass die Stimmung an den Märkten so gut ist, liegt auch an Daten aus der Konjunktur. „Erstmals seit vielen Jahren scheint es in Asien, Europa und den USA mit der Konjunktur nach oben zu gehen“, sagte Markus Huber, Händler beim Broker City of London. Das derzeitige Gewinnwachstum der Unternehmen stimme einfach, sagte Jochen Stanzl, Marktanalyst beim Brokerhaus CMC Markets. „Zudem sprechen die jüngst veröffentlichten Konjunkturdaten dafür, dass sich diese Entwicklung in naher Zukunft sogar noch beschleunigen könnte. Damit haben die Investoren ein starkes Argument für einen Kauf von Aktien.“


Aktie der Deutschen Börse gefragt

Die zweite Frankfurter Reihe zeigte sich ebenfalls freundlich gelaunt. Die Nebenwerte des MDax gewann 0,3 Prozent auf 23.655 Punkten, der TecDax legte 0,4 Prozent zu auf 2030 Stellen. Vom Devisenmarkt kam Entlastung. Der Euro verbilligte sich um 0,6 Prozent auf 1,075 Dollar. Eine schwache Gemeinschaftswährung hilft von jeher den europäischen Aktienmarkt, sorgt er doch für eine Verbilligung der Exporte, was vor allem der ausfuhrorientierten deutschen Wirtschaft zugutekommt. Für die plötzliche Abwertung am Nachmittag sorgte eine Reuters-Meldung aus den Kreisen der EZB. So sollen die Tendenzen zur Straffung der Geldpolitik, die manch ein Anleger auf der Pressekonferenz der EZB auf der Ratssitzung am Monatsanfang erkannt haben will, sehr überschätzt worden sein.

Für den Späthandel konnte sich der Dax keinen Rückenwind aus Amerika holen. Die US-Börsen wirbelten nur Staub auf. Der Dow-Jones-Index verlor 0,3 Prozent, der S&P notierte zunächst kaum verändert. Die Technologiebörse Nasdaq rückte 0,2 Prozent vor auf 5884 Stellen.

Unter den Einzelwerten im Dax waren zunächst Finanztitel gefragt. Die US-Ratingagentur hatte mehreren deutschen Geldhäusern eine bessere Kreditwürdigkeit ausgestellt, was für Zukäufe sorgte. In der Spitze verteuerten sich Papiere der Commerzbank um drei Prozent, die der Deutschen Bank auf knapp zwei. Im Handelsverlauf wendete sich das Blatt, Europas Banken waren die schwächste Branche. Die Commerzbank rangierte auf dem letzten Dax-Platz mit Verlusten von 1,7 Prozent.

Die Spitzenposition übernahm ausgerechnet die Deutsche Börse. Heute erteilte die Europäische Kommission der gescheiterten Hochzeit mit dem Londoner Börsenplatz LSE endgültig eine Absage. Die Aktien der Frankfurter rückten 1,7 Prozent vor, die der Briten sogar um 2,5 Prozent. Gefragt war auch Siemens. In den USA ergatterte die Gesundheitssparte der Industrietechnologen - und Technologieriese einen Milliardenauftrag aus den USA, die Aktien verteuerten sich um ein halbes Prozent. Zu den größten Gewinnern im MDax zählte die Aktie von Ströer. Der Außenwerber setzte seine Rally fort und legte um zwei Prozent zu.