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Dax dreht deutlich ins Plus – Wirecard-Aktie stürzt nach Insolvenzantrag 80 Prozent ab

Die Turbulenzen bei der Wirecard-Aktie gehen weiter. Ex-Vorstandschef Markus Braun hat innerhalb von einer Woche mehrere Millionen Aktien verkauft.

Die Stimmung der Anleger ist neutral, das deutet auf nur leichte Kursschwankungen im Dax hin. Foto: dpa
Die Stimmung der Anleger ist neutral, das deutet auf nur leichte Kursschwankungen im Dax hin. Foto: dpa

Nach einem schwachen Auftakt herrscht wieder positive Stimmung am deutschen Aktienmarkt. Vormittags steigt der Dax um ein Prozent auf 12.214 Zähler. Zum Handelsauftakt war die Frankfurter Benchmark noch unter die Marke von 12.000 Punkten gerutscht, das Tagestief liegt bei 11.957 Zählern.

Am Mittwoch verlor der Dax noch 3,4 Prozent und schloss bei 12.094 Punkten. Es war der größte Tagesverlust seit zwei Wochen.

Die aktuellen Daten der Anlegerstimmung signalisieren keinen neuen Crash. Die im März begonnene Dax-Rally ist noch nicht beendet, der Leitindex befindet sich derzeit in einer Korrekturphase, meint Verhaltensökonom Joachim Goldberg nach Auswertung der aktuellen Anlegerumfrage der Börse Frankfurt.

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In dieser Phase könne es kurzlebige, mitunter auch kräftige Impulse geben, ausgeprägte Trends hätten derzeit keine allzu großen Chancen.

Ein Blick auf den Dax-Chart zeigt, dass die Korrekturphase seit Anfang Juni eine Spanne von rund 1300 Punkten aufweist. In diesem Monat bewegte sich der deutsche Leitindex in einer Spanne von 13.900 Zählern auf der Ober- und 12.600 Punkten auf der Unterseite.

Der Kursverfall bei der Wirecard-Aktie geht weiter: Das Papier verliert knapp Prozent und notiert bei 2,58 Euro.

Zuvor wurde die Aktie nach dem Insolvenzantrag vom Handel ausgesetzt, der letzte Kurs vorher lag auf der Handelsplattform Xetra wurde um 10.19 Uhr bei 10,74 Euro. Um 10.20 Uhr erfolgte laut einer Mitteilung der Deutschen Börse die Handelsaussetzung, die auch für den in den USA gehandelten Wirecard-Hinterlegungsschein (ADR, American Depository Receipt) gilt. Ebenfalls nicht mehr gehandelt werden durften dann alle strukturierten Produkte wie Anlagezertifikate und Hebelprodukte, die sich auf Wirecard als Basiswert beziehen.

Auch die Wirecard-Anleihe konnte in dem Zeitraum nicht mehr ge- oder verkauft werden. Das teilte die Deutsche Börse um 10.57 Uhr mit. Die bis 2024 laufende Anleihe wurde zuletzt mit 20 Cent pro Euro notiert. Im Gegenzug kletterte die Rendite der Anleihe auf über 48 Prozent.

Kleinanleger dürften allerdings von der Handelsaussetzung der Anleihe nicht betroffen sein. Die Anleihe wurde mit einer Stückelung von 100.000 Euro pro Anleihe begeben.

Es ist wohl das erste Mal in der Börsenhistorie, dass ein noch aktueller Dax-Konzern Insolvenz anmelden will.

Bei der Wirecard-Aktie haben nicht nur die Hedgefonds mit ihren Short-Spekulationen für fallende Kurse gesorgt, sondern auch der frühere Vorstandschef Markus Braun.

Er musste offenbar seine Beteiligung an dem Zahlungsdienstleister deutlich reduzieren und hält zur Eröffnung am heutigen Donnerstag nur noch 2,62 Prozent an Wirecard. Vor einer Woche waren es noch 8,04 Prozent. Braun hat umgerechnet 7,9 Millionen Papiere verkauft, was den Kursverfall der vergangenen Tage zusätzlich beschleunigt hat.

Zu den größten Gewinnern zählt die Lufthansa-Aktie mit einem Plus von mehr als 16 Prozent. Die Unsicherheit ist vorbei, Großaktionär Heinz Hermann Thiele will dem Rettungspaket auf der Hauptversammlung am heutigen Donnerstag zustimmen. Zudem hat sich die Fluggesellschaft mit den Flugbegleitern auf ein Sparpaket geeinigt.

Die kommenden Handelstage und -wochen dürften spannend verlaufen: Denn die Hedgefonds haben in der Vergangenheit massiv auf fallende Kurse bei der Kranich-Airline gesetzt. Zwar haben sie in den zurückliegenden Tagen einen Teil ihrer Wette aufgelöst, doch die Quote liegt laut „Bundesanzeiger“ immer noch bei mindestens 9,4 Prozent aller frei handelbarer Aktien (Stand Dienstag, 23. Mai).

Anfang Mai dieses Jahres betrug dieser Wert noch 11,73 Prozent. Am Dienstag dieser Woche haben zwei Hedgefonds ihre Quote um 0,19 Prozentpunkte gesenkt.

Was bedeutet das für die Lufthansa-Aktie? Auf jeden Fall, dass sich die neun beteiligten Hedgefonds eine Strategie einfallen lassen müssen, zu welchem Zeitpunkt sie die Aktien wieder zurückkaufen müssen.

Denn Leerverkäufer spekulieren auf fallende Kurse, indem sie Aktien eines Unternehmens beispielsweise bei Investmentfonds leihen und verkaufen. Um diese Aktien nach Ablauf der Frist wieder zurückzugeben, müssen sie sie vorher wieder kaufen – natürlich möglichst zu einem niedrigeren Kurs.

Eine Leerverkaufsquote von 9,4 Prozent bedeutet: 44,95 Millionen Aktien müssen die Fonds möglichst günstig zurückkaufen. Die Einstiegskurse der Hedgefonds sind nur schwer nachzuvollziehen, zumal die Lufthansa-Aktien seit Jahren im Fokus von Short-Spekulationen stehen. Deutlich erhöht wurde diese Quote im März 2020, was dazu beitrug, dass der Aktienkurs von zwölf auf acht Euro abrutschte.

Doch beim aktuellen Stand von über zehn Euro ist es derzeit nicht einfach, sehr hohe Gewinne aus der Short-Spekulation zu erzielen. Erschwerend kommt hinzu: Die Lufthansa ist seit Anfang dieser Woche aus dem Dax abgestiegen in den MDax.

Das hat zwangsläufig ein geringeres Handelsvolumen zur Folge. So wurden am Mittwoch und Dienstag dieser Woche nur 8,3 sowie 8,1 Millionen Papiere gehandelt, zuvor lag das durchschnittliche Volumen bei zehn Millionen Stück. Das macht die Sache für die Hedgefonds nicht einfacher.

Die Konsumlaune kehrt langsam zurück: Nach der zügigen Öffnung der deutschen Wirtschaft schütteln die Verbraucher den Corona-Schock allmählich ab. Für Juli sagen die GfK-Marktforscher einen Anstieg ihres Konsumklima-Barometers um neun Punkte auf minus 9,6 Zähler voraus. „Die Verbraucher erwachen zunehmend aus der Schockstarre, die noch im April zu einem beispiellosen Absturz der Stimmung geführt hatte“, sagte GfK-Experte Rolf Bürkl am Donnerstag. Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit minus 12,0 Punkten gerechnet. Doch noch kann von wiedererwachter Konsumfreude keine Rede sein: Der aktuelle Wert ist der drittniedrigste, der von den Nürnberger Marktforschern jemals gemessen wurde.

Blick auf die Einzelwerte

Bayer: Der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer hat sich im Streit um den angeblich krebserregenden Unkrautvernichter Glyphosat in den USA mit einem Großteil der Kläger auf einen milliardenschweren Vergleich geeinigt. Dafür muss Bayer aber tief in die Tasche greifen – für den Vergleich und für mögliche künftige Fälle werden bis zu 10,9 Milliarden Dollar fällig.

Die Aktie profitiert mit einem Plus von 2,3 Prozent von dieser Einigung, die am Markt erwartet worden war. Seit dem Crashtief Mitte März ist der Titel bereits um 50 Prozent gestiegen, eine bessere Performance als der Dax. Übrigens war die Bayer-Aktie während der Turbulenzen nur selten im Fokus von Short-Spekulanten.

Was die Charttechnik sagt

Der gestrige Schwächeanfall hat Wirkung gezeigt. Nun steht wieder die Unterstützungszone beim Dax unter Druck. Denn die Aufwärtskurslücke aus der vergangenen Woche (12.133 zu 11.968 Punkte) wurde mit dem heutigen Tagestief von 11.957 Punkten komplett geschlossen.

Solche Aufwärtskurslücken interpretiert die Charttechnik als Zeichen für weiter steigende Kurse, sie sind ein wichtiger Unterstützungsbereich. In diesem Fall liegt das Tagestief vom Dienstag der vergangenen Woche (12.133 Punkte) über dem Tageshoch vom vorherigen Montag (11.968) der vergangenen Woche. Nun ist diese Lücke geschlossen, was im positiven Fall als Sprungbrett für weiter steigende Kurse dienen könnte.

Auch die Glättungslinien der vergangenen 200 Tage (aktuell bei 12.157 Punkten) sowie 200 Wochen (aktuell bei 12.062 Punkten) sind nach dem Rutsch am gestrigen Mittwoch hart umkämpft. Die 200-Tage-Linie ist ein Indikator für den langfristigen Trend. Wenn der Dax über einer steigenden 200-Tage-Linie notiert, werten Investoren das als positives Zeichen und umgekehrt.

Die technischen Analysten der Bank HSBC sind dennoch guter Dinge. Ihrer Ansicht nach passt unter saisonalen Gesichtspunkten eine Verschnaufpause bis Ende Juni gut in den US-Präsidentschaftszyklus.

Ab dem Halbjahreswechsel gab es in der Vergangenheit anschließend meistens eine Phase mit saisonalem Rückenwind, wenn im November ein neuer US-Präsident gewählt wird.

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