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Der Dax ist eine Erfolgsgeschichte mit vielen Brüchen

Der deutsche Leitindex feiert sein 30-jähriges Bestehen. In bewegten Zeiten hat er seine Anleger geprägt – sie mussten aus Ereignissen lernen.

Dreißig Jahre Dax. Aus Frankfurt. Für die Welt. Der Leitindex der deutschen Wirtschaft, das Markenzeichen des heimischen Kapitalmarkts feiert Geburtstag, und die Börse lädt 30 Anleger, die am 1. Juli 1988 geboren wurden, zur Geburtstagsfeier ein. Dazu zähle ich nicht. Mehr als doppelt so alt, habe ich den Deutschen Aktienindex Dax durch die Jahrzehnte begleitet. Anfangs fiel es schwer, sich mit dem Dax anzufreunden. Der „FAZ“-Aktienindex war das führende Börsenbarometer. Und ohnehin, Anleihen bestimmten die Märkte.

Dabei lohnt er sich, der Dax. Wer von Anfang an dabei war, kann eine Rendite von neun Prozent pro Jahr einstreichen. Die Kurse von Dax-Konzernen wie dem Softwarehaus SAP oder dem Mischkonzern Siemens erzählen die Geschichte von Unternehmen, die Deutschlands Wirtschaft prägen, ihrem Auf- und Abstieg, von Krisen, die den Aktienindex auf dem Weg nach oben aber nicht bremsen konnten.

Den ersten großen Absturz erlebte ich im Jahr 1989. Die Märkte befanden sich im Börsenfieber. Gordon Gekko nennt sich der skrupellose Investor, den Schauspieler Michael Douglas spielt. Das damalige Credo: Gier ist gut, mithilfe von Krediten lässt sich noch jeder Konzern übernehmen. Es war die Zeit eines Michael Robert Milken, des Erfinders der Schrottanleihen.

Das ging so lange gut, bis die Nachricht die Runde machte, dass die Verhandlungen über die Finanzierung der geplanten Übernahme der Fluggesellschaft United Airline geplatzt seien. Plötzlich befürchteten Anleger, dass auch andere Übernahmen an mangelnder Finanzierungsbereitschaft der Banken scheitern könnten. Erinnerungen an den „Schwarzen Montag“ 1987 kamen hoch. Aktien wurden verkauft, der Dax brach ein.

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Das Vertrauen kam wieder und mit ihm die T-Aktie, das Wertpapier der Deutschen Telekom. Selbst Börsenguru André Kostolany schwärmte im zarten Alter von 91 Jahren: „Natürlich habe ich T-Aktien gezeichnet. Gleich in drei Ländern sogar.“ Am 18. November 1996 ist der Tag der Rekorde. Die Aktie wird erstmals an der Frankfurter Börse notiert. 20 Milliarden DM nimmt die Telekom ein.

Alle sind stolz, dazu zähle auch ich, alle sind happy, der Kurs steigt, bis Zweifel an der vermeintlich sicheren Volksaktie aufkommen und die Telekom Verluste einfährt. 2012 fällt der Kurs unter zehn Euro. Anleger haben Zehntausende Euro, manche Hunderttausende verloren. Es gibt Klagen wegen Bilanzfälschung und Kapitalanlagebetrugs. Das Vertrauen der Kleinanleger in die Aktie ist erschüttert – das wirkt bis heute nach.

Zu einer beispiellosen Übernahmeschlacht beim Dax-Mitglied Mannesmann kam es Anfang 2000. Hautnah war zu erleben, wie Klaus Esser, Chef von Mannesmann, und Chris Gent an der Spitze von Vodafone sich den Kampf ihres Lebens lieferten. Esser jettete rund um die Welt, um Anleger in New York, London, Frankfurt und Tokio davon zu überzeugen, die feindliche Übernahme abzulehnen.

Über 200 Millionen Euro gab Mannesmann für Werbung, Investmentbanker, Anwälte und Wirtschaftsprüfer aus. Die Dax-Aktie spielte verrückt. Am Ende stimmte Esser einer der teuersten Übernahmen in der Geschichte zu. 190 Milliarden Euro bezahlte Vodafone, fast das Doppelte des ersten Angebots.

Im Jahr 2000 endete auch die Zeit, in der Profis von einer „Hausfrauen-Hausse“ sprachen. Alle Optimisten, dazu zählten wir Journalisten, mussten schmerzhaft lernen, dass viele Geschäftsberichte und Prognosen nicht die Druckertinte wert waren. Gerade noch interviewte Vorstände tauchten plötzlich ab oder landeten gar in Untersuchungshaft.

Es war die Zeit von Gigabell und der Haffa-Brüder. Die Blase des Neuen Marktes platzte und zog den Dax nach unten. Wir Anleger lernten, dass Gewinn und Umsatz sehr wohl den Wert einer Firma bestimmen.

Einen der dunkelsten Tage des 21. Jahrhunderts erlebte die Welt am 11. September 2001, als um 8.45 Uhr Ortszeit ein Passagierflugzeug in den Nordturm des World Trade Center in New York flog. Journalisten und Anleger sahen die Bilder wieder und immer wieder auf den Fernsehschirmen. Der Schock saß tief, die ohnehin durch die Internetblase verunsicherten Investoren verkauften. Der Dax stürzte um 8,5 Prozent ab. Mehr noch geht es aber um das Entsetzen, dass Menschen zu solch einer Tat fähig sind.

Vor zehn Jahren begann die letzte große Krise, die die Welt traf. Am 21. Januar 2008 bricht der Dax ein. Panik herrscht. Die Folgen der Subprime-Krise und die Angst vor eine Rezession münden in die Finanzkrise. Erst als EZB-Chef Mario Draghi vier Jahre später verspricht, „alles Erforderliche zu tun, um den Euro zu erhalten“, kehrt wieder Ruhe in Europa ein.

Trotz aller dieser Krisen: Der Dax lohnt sich. Aber Vorsicht, Ein- und Aussteigen geht nicht. Wer die besten 40 Tage verpasst hatte, verdiente nichts. Das gilt auch für eine Kursschwäche bei einem möglichen Handelskrieg, den der US-Präsident Donald Trump dann angezettelt hat. Auch ohne ihn ist sicher: Zehn Prozent jährliche Rendite in den nächsten 30 Jahren sind nicht zu machen. Die Hälfte wäre ein Erfolg.