Dax startet souverän in die Notenbankwoche
Nach einer verlustreichen Wochen an den Aktienmärkten ist bei Börsianern am Montag die Zuversicht zurückgekehrt. Anleger spekulierten darauf, dass die US-Währungshüter bei ihrem Treffen diese Woche die Füße still halten und die Zinsen nicht erhöhen werden. Der Dax stieg um 0,8 Prozent auf 10.359 Punkte. Beim EuroStoxx50 ging es um ein Prozent auf 2963 Punkte nach oben. Am Mittwoch entscheidet die US-Notenbank Federal Reserve (Fed), ob sie die Zinsen erstmals seit Dezember 2015 wieder nach oben schraubt oder nicht.
Widersprüchliche Aussagen von Fed-Vertretern hatten in den vergangenen Wochen für Verwirrung unter Börsianern gesorgt. Anleger sehen die Wahrscheinlichkeit einer Anhebung der Leitzinsen, die derzeit in einer Spanne von 0,25 und 0,5 Prozent liegen, im September nur bei zwölf Prozent. Analyst Jochen Stanzl warnte aber vor zu viel Optimismus. „Eine Zinserhöhung in den wäre nach den letzten Wirtschaftsdaten zwar eine knallharte Überraschung. Aber die US-Notenbank ist auch bekannt dafür, nicht immer das zu tun, was von den Finanzmärkten erwartet wird.“
Nach Einschätzung von Carl Tannenbaum, Chefvolkswirt bei The Northern Trust Company in Chicago wird die Fed abwarten: „Das fehlende Teil für die Voraussetzungen, die Zinsen zu erhöhen, ist die Inflation, und da ist die Debatte sehr heftig.“
„Das Problem ist, dass sich die Abhängigkeit von Daten im Zeitverlauf entwickelt, und niemand wirklich sicher ist, was es bedeutet“, sagte Diane Swonk, Gründerin und CEO von DS Economics in Chicago. „Sie sagen, alles hängt von den Daten ab, aber tatsächlich geht es um Daten, Ereignisse und eine Prognose.“ Die jüngsten Konjunkturdaten fielen uneinheitlich aus: Der Einzelhandelsumsatz und die Industrieproduktion waren im August stärker rückläufig als erwartet, während stetig neue Arbeitsplätze geschaffen werden, durchschnittlich 232.000 in jedem der letzten drei Monate.
Der Mittwoch dürfte jedoch nicht nur wegen der Fed wichtig werden. Auch die Bank of Japan wird ihre Zinsentscheidung verkünden. Zuletzt hatte die Notenbank die Anleger enttäuscht, weil sie die Geldpolitik nicht so lockerte, wie erhofft. Doch Notenbankpräsident Kuroda hatte zuletzt mehrmals wiederholt demnächst neue geldpolitische Lockerungen vornehmen zu wollen.
Deutsche Bank setzt Talfahrt fort
Unterstützung für die Börsen kam heute auch vom Ölmarkt. Die Aussicht auf die Vereinbarung einer Obergrenze für die Ölproduktion trieb die Preise für den Rohstoff in die Höhe. Nach den Worten des venezolanischen Präsidenten Nicolas Maduro stehen die ölproduzierenden Länder innerhalb und außerhalb der kurz vor einer Übereinkunft zur Stabilisierung des Ölmarktes. Eine Einigung könnte noch diesen Monat verkündet werden. Die richtungsweisende Nordsee-Sorte Brent verteuerte sich um zwei Prozent auf 46,62 Dollar je Fass. „Wir haben zwar nicht zum ersten Mal in diesem Jahr die Hoffnungen auf die Vereinbarung einer Förderbremse, aber diesmal helfen sie dem Ölpreis auf die Sprünge und unterstützen einzelne Märkte“, sagte Volkswirt Frederik Ducrozet vom Vermögensverwalter Pictet.
Im Dax setzten die Aktien der Deutschen Bank ihre Talfahrt vom Freitag fort und fielen um bis zu 2,6 Prozent auf 11,68 Euro. Sie waren damit der größte Verlierer im Dax. Dem Geldhaus droht aus den USA im Hypothekenstreit eine Strafe von 14 Milliarden Dollar, umgerechnet rund 12,5 Milliarden Euro. „Auch wenn diese Summe noch verhandelt wird, ist klar, dass die Bank am Ende deutlich mehr zahlen muss, als bislang angenommen wurde“, sagte ein Händler. Eine Kapitalerhöhung werde damit wohl unvermeidlich. Finanzkreisen zufolge hat das größte deutsche Kreditinstitut dafür 2,5 bis drei Milliarden Euro zurückgestellt.
Andere Finanzwerte, die am Freitag ebenfalls unter die Räder gekommen waren, konnten sich dem Abwärtstrend der entziehen und legten zu. Royal Bank of Scotland, Unicredit und ING gewannen je 1,2 Prozent, Credit Suisse und Barclays stiegen ein Prozent.
Im Blick hielten Investoren zudem die Aktien der neu im TecDax gelisteten österreichischen IT-Firma S&T, die um bis zu 2,4 Prozent auf ein Zwölfeinhalb-Jahres-Hoch von 9,50 Euro zulegten. Comdirect, die im SDax ihren Platz Leifheit überlassen mussten, verloren 2,7 Prozent. Leifheit kletterten um 1,6 Prozent.