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Draghi lässt die Kurse steigen

Der Dax schließt am Tag der EZB-Sitzung mit einem Fünfwochenhoch. Währungshüter Draghi bezeichnet den Euro als Quelle der Unsicherheit – der knackt daraufhin erneut die magische Marke von 1,20 Dollar.

Der Dax zeigte sich am Donnerstag von seiner robusten Seite. Um die Mittagszeit konnte der deutsche Leitindex einen deutlichen Zugewinn von 1 Prozent verzeichnen. Nachmittägliche Kursschwankungen mündeten in einem ebenfalls unsteten Späthandel. Bei Börsenschluss wies der Dax einen Stand von 12.296,63 Zählern auf – ein Fünfwochenhoch. Der paneuropäische Euro-Stoxx-50 legte auf 3448,53 Zähler zu.

Bereits seit Wochenmitte widersetzt sich das deutsche Börsenbarometer dem seit Ende Juni andauernden Abwärtstrend. Positive Signale im Nordkoreakonflikt strichen den Anlegern zuletzt die Sorgenfalten von der Stirn: Auf der Halbinsel werde es keinen Krieg geben, sagte der südkoreanische Präsident Moon-Jae in. Auch Waldimir Putin sieht die US-Regierung gewillt, die andauernden Spannungen friedlich zu lösen.

Thema Nummer Eins auf dem Frankfurter Parkett war die Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB). Spekulationen auf straffere Zügel in der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) gaben dem Euro Auftrieb Die Gemeinschaftswährung stieg während einer Pressekonferenz von EZB-Chef Mario Draghi um 1,1 Prozent auf 1,2051 Dollar. Zuvor hatte sie bei 1,1970 Dollar gelegen.

Die europäischen Währungshüter entschieden sich in der Ratssitzung dazu, ihren geldpolitischen Standpunkt beizubehalten – der Leitzins verharrt demnach unverändert auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent. Zudem beließen die Währungshüter die Strafzinsen für Banken auf dem bisherigen Niveau. Auch die Option auf Verlängerung ihres billionenschweres Anleihen-Kaufprogramms behielt sich die EZB weiterhin vor. Über das weitere Vorgehen will die EZB am 26. Oktober informieren – dann steht der nächste Notenbanker-Gipfel ins Haus.

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Für die Anleger kamen die Ankündigungen der EZB wenig überraschend, deutliche Kursschwankungen blieben demnach aus.

Dennoch nannte Klaus Wiener vom Gesamtverband Deutsche Versicherungswirtschaft die Entscheidungen der EZB „bedauerlich“. Die Währungshüter arbeiteten immer noch im Krisenmodus, obwohl schon länger keine Krise mehr vorläge.

Dabei traut die EZB dem Währungsraum für das laufende Jahr ein kräftiges Wirtschaftswachstum von 2,2 Prozent zu. Damit wäre 2017 für die Eurozone nach Angaben der Förderbank KfW „das wirtschaftlich erfolgreichste der zurückliegenden zehn Jahre“. Für 2018 und 2019 erwartet die EZB unverändert 1,8 beziehungsweise 1,7 Prozent Wachstum in den 19 Ländern der Eurozone.

Für Commerzbank-Strategin Thu Lan Nguyen ist das Glas somit durchaus halbvoll: „Die Anleger konzentrieren sich auf das positive Bild, das Draghi von der Konjunktur der Euro-Zone malt.“


Starker Euro und starke Energiekonzerne

Auch zum erneut sehr starken Euro bezog der EZB-Chef Stellung. „Die jüngsten Schwankungen beim Wechselkurs sind eine Quelle der Unsicherheit“, sagte Mario Draghi. Die Notenbank müsse die Bewegungen im Blick behalten und den Einfluss auf die Preisstabilität beobachten. Die Äußerungen des Italieners lassen aufhorchen, da er sich sonst selten konkret zum Wechselkurs äußert.

Der Kurs der Gemeinschaftswährung ist seit Jahresbeginn um rund 14 Prozent zum Dollar gestiegen. Für die EZB kommt dies zur Unzeit. Denn dadurch verteuern sich Produkte aus dem Euro-Raum auf dem Weltmarkt und werden unattraktiver. Das schwächt tendenziell das Wachstum. Zudem verbilligen sich Importwaren, was die Inflationsentwicklung bremsen könnte.

Doch der Hauptgeschäftsführer des Bankenerbandes, Michael Kemmer, weiß zu beschwichtigen: „Die EZB sollte die jüngste Wechselkursentwicklung nicht überbewerten. Der Euro war zuvor deutlich unterbewertet. So gesehen passt die Euro-Entwicklung zu einem allmählichen Normalisierungsprozess, dem sich auch die europäische Notenbank mit ihrer Geldpolitik in den kommenden Monaten anschließen sollte.“

Auch die Nebenwerte der zweiten Frankfurter Reihe – des MDax – zeigten sich am Donnerstag solide aufgestellt und schlossen mit einem Plus von 0,5 Prozent. Der Technologiewerte-Index TecDax gewann mit einem Prozent ebenfalls deutlich und erreichte zwischenzeitlich den höchsten Stand seit Februar 2001.

Bei den Tech-Werten ging es für Aixtron steil bergauf: Ein Plus von annähernd 8 Prozent dürfte die Aktionäre mehr als zufrieden stellen. Die Anteilsscheine des deutschen Maschinenbauunternehmens verteuerten sich seit Jahresbeginn um 180 Prozent. Ein Ende des Aufwärtstrends ist nicht in Sicht: Die gute Auftragslage der Branche und ein anstehender Ausbau der Produktionskapazitäten bringen Aixtron dem zweistelligen Kursniveau immer näher.

Bei den Dax-Einzelwerten lagen heute besonders Energiekonzerne in der Gunst der Anleger. RWE-Titel legten zeitweise 3,8 Prozent auf ein Zweieinhalb-Jahres-Hoch von 21,39 Euro zu und waren größter Gewinner im Dax. Eon-Papiere stiegen um 1,9 Prozent auf 9,58 Euro.

Die Experten der Deutschen Bank schrieben in einer Studie: „Für die deutschen Energiekonzerne geht es weiter aufwärts.“ Unter anderem profitierten die Versorger von dem Gesetz zu Atom-Altlasten, durch das sie sich für 23,6 Milliarden Euro von Kosten und Risiken der Atommüll-Lagerung freikaufen können. Zudem sei die Restrukturierung der Branche auf einem guten Weg und die Konzerne hätten höhere Dividenden in Aussicht gestellt.

Für die Papiere der RWE-Ökostromtochter Innogy ging es um bis zu 2,7 Prozent auf 37,89 Euro nach oben. Sie profitierten Händlern zufolge zusätzlich von einem Medienbericht über potenzielles Kaufinteresse von Iberdrola. Die spanische Zeitung „Expansion“ berichtete ohne Angaben von Quellen, der spanische Versorger wende sich nun verstärkt wieder Europa zu. Bei einer Konsolidierung wäre Innogy ein mögliches Ziel. Iberdrola wollte sich zu den Spekulationen nicht äußern. Die Iberdrola-Aktien legten um 0,6 Prozent zu.

KONTEXT

So sparen die Deutschen

Geldvermögen

Das Geldvermögen der deutschen Bürger beträgt insgesamt 5,6 Billionen Euro. Auf verschiedene Anlageklassen ist es wie folgt verteilt:

Stand Dezember 2016

Quelle: Bundesverband deutscher Banken, Bundesbank

Versicherungen und Pensionskassen

2,15 Billionen Euro

Spar-, Sicht- und Termineinlagen

2 Billionen Euro

Investmentfonds

518 Milliarden Euro

Aktien

373 Millionen Euro

Bargeld

166 Milliarden Euro

Schuldverschreibungen

127 Milliarden Euro

Sonstige Sparanlagen

218 Milliarden Euro