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Draghi hält die Füße still, der Dax auch

Wie erwartet, rührte die Europäische Zentralbank ihre Instrumentenkasten nicht an. Der träge Handel versuchte gar nicht erst Schwung zu entwickeln. Mario Draghi stimmte auf ein Weiter-so ein, der Dax gab leicht nach.

Die Überraschung ist ausgeblieben. Wie nicht anders zu erwarten war, beließ die Europäische Zentralbank alles beim Alten. Der Rat der EZB beschloss auf seiner donnerstäglichen Sitzung keine Änderung an seinen geldpolitischen Maßnahmen, mit denen sie die Konjunktur und Inflation im Euro-Raum antreiben will. Aller Kritik aus Deutschland zum Trotz. So kam gar nicht erst Schwung auf, die Anleger setzten ihre Verschnaufpause nach dem Gipfelsturm zum Wochenanfang fort. Der Dax schloss am Ende 0,2 Prozent leichter bei 12.443 Punkten und damit nur knapp unter seinem jüngst erreichten Allzeithoch. Auch auf der Pressenkonferenz von Ratspräsident Mario Draghi gab es nichts neues zu verkünden. Der Italiener schwor die Märkte auf eine weiterhin expansiven Kurs ein, aber nicht in dem Sinne, als dass dies eine Neuigkeit wäre.

Dass der Zentralbankrat an seinem Maßnahmenkatalog schraubt, galt ohnehin als nahezu ausgeschlossen. Der Leitzins liegt seit Jahren unverändert bei 0,0 Prozent, der Einlagenzins bei einem negativen Wert von 0,4 Prozent. Auch die monatlichen Anleihekäufe – seit April kauft die EZB für 60 statt 80 Milliarden Euro Staats- und Unternehmenspapiere – blieben unangetastet. Es wäre die erste Schraube, an der die EZB drehen würde, sollte sie sich für eine strengere Gangart entscheiden und ihr billionenschweres Anleiheprogramm drosseln.

Bis Ende des Jahres erwirbt die EZB im großen Stil Anleihen. Weil die Renditen dieser Titel dadurch sinken, werden sie für Geschäftsbanken unattraktiv. Das soll die Kreditvergabe und damit die Realwirtschaft ankurbeln. Konjunktur und Inflation steigen infolge, so der Plan der Geldpolitiker. Durch diese sehr offensive und unkonventionelle Geldpolitik will die EZB die Teuerungsrate auf knapp unter zwei Prozent hieven. Auf diesem Niveau sehen die Währungshüter Preisstabilität. Und die Inflation des Euro-Raums war im Februar tatsächlich auf einen Wert von zwei Prozent gestiegen, was den Druck auf die Währungshüter noch einmal erhöht hatte.

Doch dieser Trend war nicht nachhaltig und dem Ölpreisabsturz vor einem Jahre geschuldet. Die Kerninflation ohne die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Lebensmittel steigt deutlich langsamer. Im März lag die gesamte Preissteigerung nach 2,0 Prozent im Vormonat bei 1,5 Prozent. Die Kritik aus Deutschland dürfte weiter zunehmen, auch weil die frisch veröffentlichten April-Inflationszahlen für Deutschland 2,0 Prozent betragen. Die Daten für die gesamte Währungszone kommen am Freitag. Der Euro zeigte sich im leichten Abwärtsdruck, nahm 0,3 Prozent ab auf 1,0870 Dollar. Scheinbar hatten einige Akteure auf konkretere Hinweise auf einen möglichen Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik gesetzt.

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Inmitten der für Europa richtungsweisenden französischen Präsidentschaftswahlen, ging die EZB erst recht kein Risiko ein. Die Wahlen waren es auch, die am Montag ein Kursfeuerwerk an Europas Börsen ausgelöst hatten. Mit dem Erstrundenwahlsieg des dezidiert proeuropäisch auftretenden Linksliberalen Emanuel Macron ist eine große Last von den Märkten gefallen. Sein Sieg gegen die antieuropäische Nationalistin Marine Le Pen in den Stichwahlen gilt als wahrscheinlich, die Entscheidung fällt am 7. Mai. Zu Wochenanfang war der Dax um mehr als drei Prozent in die Höhe gesprungen und annullierte sein Rekordhoch aus dem April 2015. Dass das die Anleger Kraft kostete, zeigt sich nun am Donnerstag, an dem die Kurse nicht vom Fleck kommen. Die zweite Frankfurter Reihe aus MDax und TecDax notierte minimal fester. Der Leitindex der Währungsunion, der Euro-Stoxx-50, ging mit 3563 Punkten 0,4 Prozent leichter aus dem Handel.


Anleger machen Kasse nach starken Deutsche-Bank-Zahlen

Dafür trägt auch Donald Trump eine gewisse Verantwortung. Denn der ehemalige Börsenliebling schafft es nicht, mit seiner Steuerreform groß aufzutrumpfen. Endlich hatte das Weiße Haus den Rahmen des großes Projektes bekanntgegeben: Vorgesehen ist eine erhebliche Belastungsminderung für Unternehmen von 35 auf 15 Prozent. Doch mit Details, etwa der Finanzierung, hielt sich die Regierung zurück. Auf dem Parkett überzeugte das niemanden. „Das Problem ist, dass der Plan fast identisch ist mit dem, der im Wahlkampf vorgelegt worden ist und der geschätzte sieben Billionen Dollar kosten wird“, sagte Analystin Kathleen Brooks vom Brokerhaus City Index. Trump könnte im Senat scheitern. Die Wall Street ließ das Ganze am Donnerstag kalt, es gab minimal Abschläge.

Der zweite große Faktor des Tages waren Unternehmenszahlen, die heute massenweise anstanden. Vor allem die Deutsche Bank stach hervor. Beim größten Geldhaus der Bundesrepublik konnte ein unerwartet hoher Gewinn nicht überzeugen. Die Papiere verbilligten sich um 3,7. Vor allem der Anleihehandel lief gut an, das hatte man schon bei der Konkurrenz beobachten können. Vorstandschef Cryan zeigte sich zufrieden: „Das Kundengeschäft läuft sehr erfreulich, wir verzeichnen in allen Bereichen der Bank Zuflüsse, und die Aktivität an den Märkten erholt sich.“

Die Aktionäre aber sahen das anders und nutzten die Chance, Kasse zu machen. Seit der vergangenen Handelswoche hatten die Papiere mehr als zehn Prozent gutmachen können. Der Gewinn verdoppelte sich zwar im Vergleich zum ersten Quartal des vergangenen Jahres auf 575 Millionen Euro, doch die Erträge sind zeigten sich weiter auf dem Rückzug. „Die Zahlen sind qualitativ schwach“, bemängelte ein Händler. „Es gab die Hoffnung, dass die Bank nach dem Vertrauensverlust Ende 2016 mehr aufholen kann.“ Nichtsdestotrotz sieht Analyst Philipp Häßler von Equinet die Bank auf einem guten Weg. „Die Restrukturierung der Bank wird 2017 weitergehen.“ Die Bewertung sei seiner Meinung nach zu niedrig, was eine Kaufempfehlung rechtfertige.

Großer Gewinner im Dax war Bayer mit einem Plus von 4,3 Prozent. Dank der starken Kunststofftochter Covestro und dem gutlaufenden Geschäft mit dem Schlaganfall-Mittel Xarelto stieg der Gewinn um mehr als ein Drittel. Der Pharma- und Chemiekonzern geht gestärkt in die 66-Milliarden-Dollar-Übernahme des US-Saatgutriesen Monsanto, die von Aufsichtsbehörden noch zu prüfen ist.

Es folgte die Deutsche Börse, deren Aktien sich um 3,9 Prozent verteuerten. Der Gewinnen war im ersten Quartal um 40 Prozent gestiegen, der Gewinn um zwei Prozent. Mit der Ankündigung eines Aktienrückkaufs von 200 Millionen Euro wollte der Börsenbetreiber die Investoren anlocken, der Plan ging auf. BASF profitierte von der Erholung im Öl- und Gasgeschäft und einem anziehenden Basis-Chemikaliengeschäft, steigerte den Betriebsgewinn in den ersten drei Monaten um 29 Prozent auf 2,5 Milliarden – stärker als erwartet. Die Papiere fielen wegen Gewinnmitnahmen um 1,3 Prozent.