Damenhygiene-Artikel in Wales "nicht essentiell"? Corona-Regeln sorgen für Konfusion
Wegen steigender Infektionszahlen gilt in Wales ein temporärer Lockdown, in dessen Folge Supermärkte nur noch als "unverzichtbar" eingestufte Ware verkaufen dürfen. Dass eine Supermarkt-Kette die Regale für Damenhygiene-Artikel sperrte, ist nicht die einzige Maßnahme, die Unmut weckt.
Eine Frau im walisischen Cardiff konnte nicht fassen, dass sie in einer Filiale der Supermarktkette Tesco keine Damenbinden kaufen konnte. Nicht etwa, weil das Produkt nicht vorrätig gewesen wäre, sondern weil der Gang, in dem es sich zusammen mit anderen Hygieneartikeln befand, gesperrt war. Ihr Unverständnis äußerte sie auf Twitter und fragte bei Tesco nach, weshalb sie keine Damenbinden kaufen konnte, obwohl sie sicher sei, dass diese für Frauen sehr wohl essentiell seien. Besonders schräg fand sie, dass Hygieneartikel für Frauen nicht verkauft werden dürften, Alkohol dagegen aber schon.
@Tesco can you explain why I was told today that I can’t buy PERIOD PADS as I’m sure they are essential to women ?!!! But I can buy alcohol it doesn’t make sense 🤦🏽♀️
— Katie💗 (@kt1515123) October 26, 2020
Bier ja, Tampons nein
Eine andere Nutzerin sah das ganz ähnlich und schrieb fassungslos: "Sie dürfen keine Hygieneartikel verkaufen, aber Bier schon."
What !! You can’t sell sanitary products but you can sell beer @Tesco pic.twitter.com/kHorlSDFy5
— Nichola-Louise 💞🏴💞 (@nicholasmith6) October 26, 2020
Und ein Nutzer meinte: "Was in aller Welt. Die Welt wird von Tag zu Tag merkwürdiger."
What on earth 😂 the world gets stranger and stranger every day
— 🇲🇺 🇾🇪 (@Letstalkfootie1) October 26, 2020
Hintergrund der Geschichte ist der temporäre Lockdown in Wales, der Geschäften vorschreibt, bis zum 9. November nur noch als essentiell eingestufte Waren anzubieten. Und wie das Beispiel mit den Damenbinden zeigt, gibt es bei der Definition offensichtlich Klärungsbedarf.
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"Gesunder Menschenverstand" als Richtlinie
Eine Mitarbeiterin des Supermarkts hatte der verärgerten Kundin auf ihren Tweet zunächst geantwortet, die walisische Regierung hätte die entsprechende Anweisung gegeben. Beim Coronavirus-Briefing der Regierung sagte der Gesundheitsminister Vaughan Gething laut "BBC" aber, es sei "einfach falsch" gewesen, dass die Kundin den gewünschten Artikel nicht habe kaufen können. Supermärkte dürften selbstverständlich alles verkaufen, was es auch in Apotheken zu kaufen gebe. Um zu entscheiden, was als essenziell gelte und was nicht, sollten Käufer und Einzelhändler einfach ihren "gesunden Menschenverstand" einsetzen. Der Supermarkt habe sich später für seine Aussage, Tampons und Binden dürften nicht verkauft werden, entschuldigt.
Mit einer Online-Petition soll die umstrittene Regelung gekippt werden
Dass die Sache mit dem "gesunden Menschenverstand" immer noch genügend Spielraum lässt, finden offenbar auch die mehr als 65.000 Unterzeichner einer Online-Petition, mit der die Regelung gekippt werden soll. Eine Twitter-Nutzerin schrieb zum Beispiel: “Ich glaube es nicht. Wieso ist eine Mikrowelle nicht essenziell, wenn sie bei jemandem kaputt geht? Oder ein Wasserkocher?“
Words fail me. How is a microwave not essential for someone if their's breaks? Same with a kettle? Or a duvet/blanket with the weather getting colder? Yet again it's the people struggling financially that are hit the hardest... definitely not "in this together" in Wales! https://t.co/k2z5su3rsg
— Lucy Heath 💙 (@lucyheath) October 23, 2020
Unterdessen hat die walisische Regierung ein Treffen mit Einzelhandelsvertretern angekündigt, um die Regeln zu prüfen und ihre "korrekte Umsetzung" sicherzustellen.
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Um die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen, sind in Wales bis zum 9. November auch Büchereien, Restaurants, Geschäfte und mit Ausnahmen auch Kirchen geschlossen.
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