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Wie Daimler seine Van-Sparte wieder profitabel machen will

Gut drei Milliarden Euro Verlust hat die Van-Sparte 2019 eingefahren. Jetzt verspricht Spartenchef Breitschwerdt wieder Gewinn und hofft auf einen E-Boom.

Der Name Breitschwerdt entfaltet bei Daimler nach wie vor einen guten Klang. In den 80er Jahren leitete schließlich mit Werner Breitschwerdt ein Mann die Geschäfte des Mercedes-Herstellers, der in seiner Amtszeit sowohl Umsatz als auch Gewinn beinahe verdoppelte. Der begnadete Ingenieur diente vielen späteren Daimler-Größen wie Ex-Chef Dieter Zetsche als Vorbild.

Seine Neffen, Sven und Marcus Breitschwerdt, haben sich bei dem Stuttgarter Autobauer ebenfalls zu respektablen Managern entwickelt, die hochrangige Funktionen bekleiden. So verantwortet der eine die Produktionsplanung von Mercedes-Aggregaten, während der andere die Van-Sparte anführt.

Insbesondere Marcus Breitschwerdt, der mit 58 Jahren etwas ältere Bruder, gerät allerdings zunehmend in den Fokus bei dem Dax-Konzern. Er steht am Scheideweg, den guten Ruf der Familie zu wahren oder sich an einer Großbaustelle zu verheben.

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Der Grund: Nirgendwo treten die bilanziellen Erschütterungen bei Daimler so offen zutage wie in der Transporter-Division, die Breitschwerdt seit Mai 2019 leitet. Mit 14,8 Milliarden Euro steuern die Vans zwar gerade einmal 8,6 Prozent zum Gesamtumsatz von 173 Milliarden Euro des Mercedes-Herstellers bei.

Dennoch zog die Einheit 2019 den kompletten Dax-Konzern mit einem Verlust von 3,1 Milliarden Euro in Mitleidenschaft. Breitschwerdt spricht von einem „bewegten“ Jahr und vielen Sonderbelastungen, die ihm seine erste Bilanz bei Vans „tüchtig verhagelt haben“.

Weil der Dieselmotor bei Transportern der dominante Antrieb ist, leidet die Sparte überproportional unter dem Abgasskandal. 2019 wurden für Rückrufe und Rechtskosten 2,2 Milliarden Euro bei Vans fällig. Der Pritschenwagen X-Klasse entpuppte sich als Flop, Ende Mai endet die Fertigung. Kostenpunkt: 828 Millionen Euro. Und das neue US-Werk für den Transporter-Bestseller Sprinter kam 2019 nur zaghaft in die Gänge.

„Das, so denken wir, liegt hinter uns“, versichert nun Breitschwerdt bei der Vorstellung des neu überarbeiteten Kastenwagens Vito. Seine Einheit werde dieses Jahr zu profitablem Wachstum zurückkehren – „force majeure vorbehalten“, sagt Breitschwerdt.

Die Auswirkungen des Coronavirus, die unter solch höhere Gewalt fallen, halten sich bei Mercedes Vans bis dato in Grenzen. „Die Lieferketten sind derzeit sichergestellt. In unseren Werken außerhalb Chinas läuft die Produktion planmäßig“, erklärt der Manager. Und auch die Fabriken innerhalb der Volksrepublik würden bereits wieder mit halber Kapazität laufen. In Summe rechnet Van-Chef Breitschwerdt in diesem Jahr mit einem leichten Absatzrückgang bei einem zugleich deutlich besseren Ergebnis.

Kulturwandel und Sparen

„Marcus ist ein brillanter Denker und sehr belesen. Man kann mit ihm hochphilosophische Diskussionen führen“, konstatiert ein Mercedes-Veteran: „Aber ist er auch der richtige Krisenmanager?“ Als echter Sanierer sei Breitschwerdt in seinen vorherigen Positionen wie als Vertriebsleiter von Mercedes in Europa nur bedingt in Erscheinung getreten, meint der Weggefährte. Genau dieses Profil sei nun aber bei Vans vonnöten.

Breitschwerdt will beweisen, dass er nicht nur ein glänzender Verkäufer ist, sondern auch nachhaltig Kosten senken kann. Er will die mehr als 21.000 Mitarbeiter zählende Sparte strukturell straffen und kulturell neue Impulse setzen. Im Zuge des extra für die Division konzipierten Sparprogramms „Boost“ sollen alleine 100 Millionen Euro an Personalkosten mittelfristig wegfallen. Wie im Gesamtkonzern sollen auch in der angeschlagenen Van-Sparte vor allem in der Verwaltung Stellen abgebaut werden. Zudem sollen Synergien mit weiteren Konzerneinheiten gehoben werden.

Anfang Februar gründete Vans ein sogenanntes Boost Transformation Office (BTO). Die neue geschaffene Organisation soll „Boost“ als Initiative für mehr Effizienz und schnellere Transformation bei der Sparte „noch stärker“ verankern. Eine zusätzliche bürokratische Einheit soll BTO aber ‧dezidiert nicht sein, verspricht Breitschwerdt. Im Gegenteil. Der Manager will flachere Hierarchen kreieren: „Wir werden die Silos beseitigen.“

Breitschwerdt will mit gutem Beispiel vorangehen und das weitläufige Einzelbüro, das er von seinem Vorgänger Volker Mornhinweg in Stuttgart übernommen hat, bald verlassen. „Ich werde mit meinen Executives in eine Großraumarchitektur gehen“, sagt Breitschwerdt. „Da werden ganz normale Kollegen zwischen uns sitzen“. Zudem möchte er die „Speak-up-culture“ bei Mercedes fördern und auch jenen Gehör verschaffen, die Meinungen abseits des Mainstreams vertreten.

Wachsen will Breitschwerdt künftig insbesondere mit Elektrotransportern. Die Bestellbücher für Modelle wie den eVito seien „gut gefüllt bis berstend“, frohlockt der Manager. Gerade bei Kurier-, Express- und Paketdiensten steige die Nachfrage nach reinen Stromern für den Stadtverkehr stark. Und mit der Einstellung des Streetscooters durch die Post ist er zumindest einen Konkurrenten los.