Gewinnwarnung wegen Zollstreit – Daimler-Aktie fällt auf Zwei-Jahres-Tief
Der Handelskonflikt zwischen den USA und China belastet das Geschäft von Daimler. Am Mittwoch gab der Autobauer eine Gewinnwarnung für das laufende Geschäftsjahr heraus.
Die höheren chinesischen Zölle für in den USA hergestellte Autos könnten nicht vollständig an die Kunden weitergegeben werden, teilte der Stuttgarter Konzern am Mittwochabend mit. Zudem werde man wegen der Abgaben wohl weniger Geländewagen in der Volksrepublik als erwartet verkaufen. China ist ein sehr wichtiger Absatzmarkt für deutsche Hersteller.
Als weitere Gründe nannte der Autobauer neue Standards für Abgastests, den Rückruf von Dieselautos und eine schwächere Nachfrage nach Bussen in Lateinamerika. Der Betriebsgewinn (Ebit) des Konzerns werde wegen dieser Entwicklungen voraussichtlich leicht unter dem Vorjahresniveau von 14,7 Milliarden Euro liegen. Bislang rechnete Daimler mit einer leichten Erhöhung.
Für das aktuelle Geschäftsjahr geht der Autobauer nun von folgenden Erwartungen für das Ebit aus:
Mercedes-Benz Cars: leicht unter Vorjahresniveau
Mercedes-Benz Vans: deutlich unter Vorjahresniveau
Daimler Buses: in der Größenordnung des Vorjahre
Daimler Konzern: leicht unter Vorjahresniveau
Die Aktien des Autobauers verloren am Donnerstagmorgen in der Spitze 3,4 Prozent auf 58,41 Euro, den tiefsten Stand seit fast zwei Jahren. Börsianer befürchten, dass andere Autobauer vor ähnlichen Problemen stehen könnten. BMW verloren bis zu 2,7 Prozent, Volkswagen 1,9 Prozent. Die Aktien der Autozulieferer Continental und Leoni verloren zeitweise 1,7 und 1,9 Prozent. Der europäische Autoindex notierte 1,6 Prozent schwächer.
Die USA haben Zölle für zahlreiche chinesische Produkte erlassen, worauf die Führung in Peking ihrerseits mit höheren Abgaben auf amerikanische Waren reagiert hat. Zudem hat US-Präsident Donald Trump mit weiteren Aufschlägen auf chinesische Waren mit einem Volumen von 200 Milliarden Dollar gedroht. China hat für diesen Fall Vergeltung angekündigt.
Davon betroffen wären möglicherweise auch SUVs, die Daimler in seinem Werk in Tuscaloosa, im US-Bundesstaat Alabama für den chinesischen Markt baut. Allein im vergangenen Jahr wurden dort mehr als 286.000 Fahrzeuge gebaut, die nach Unternehmensangaben in mehr als 135 Märkte exportiert werden.
Nervös schauen Daimler und die anderen deutschen Hersteller auch auf den US-Markt. Denn auch dort drohen Strafzölle auf den Import ihrer Fahrzeuge. Immer wieder bringt US-Präsident Donald Trump diese in Gespräch. Für die deutschen Autokonzerne wäre das ein schwerer Schlag: 2017 exportierten sie Fahrzeuge im Wert für knapp 20 Milliarden Euro in die USA.
Nach Informationen des Handelsblatts tauschten sich die Chefs von Daimler und Co. am Rande einer Veranstaltung mit Richard Grenell, dem US-Botschafter in Deutschland zu dem Thema aus. Dabei ging es vor allem darum, dass die Hersteller in den USA mehr als 800.000 Fahrzeuge pro Jahr produzieren und Zehntausende Menschen in Amerika beschäftigen.
Wie das „Wall Street Journal“ berichtete, soll Grenell seinem Präsidenten ein Friedensangebot von den Autobossen überbringen: Die Abschaffung aller Autozölle auf beiden Seiten des Atlantiks.
Der Automobilverband VDA dementierte diese Darstellung. „Einen Vorschlag für einseitige Zugeständnisse oder den gegenseitigen Abbau ausschließlich von Auto-Zöllen gibt es nicht“, hieß es dort. Ein Abbau von Handelshürden könne laut VDA nur im Rahmen eines breiten Industriezollabkommens zwischen den beiden Partnern geschehen. Alles andere wäre nicht WTO-konform, so der Verband.