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„Daimler ist ein Motor für Integration“ – Konzernchef äußert sich zu rechten Umtrieben

Eine rechte Gewerkschaft beklagt, Entlassungen von Mitarbeitern seien nicht rechtmäßig. Ola Källenius wehrt sich gegen diese Darstellung.

„Wir sind so divers wie unsere Kunden. Diese Vielfalt macht uns stark.“ Foto: dpa
„Wir sind so divers wie unsere Kunden. Diese Vielfalt macht uns stark.“ Foto: dpa

Daimler-Chef Ola Källenius hat sich nun öffentlich zu rechten Umtrieben im Stammwerk Untertürkheim geäußert: „Daimler ist nicht nur ein Innovations- und Jobmotor, sondern auch ein Motor für Integration“, zitiert der Stuttgarter Autobauer seinen neuen Vorstandsvorsitzenden an diesem Mittwoch in einer Mitteilung.

Daimler sei so divers wie seine Kunden, Vielfalt mache das Unternehmen stark. „Deshalb haben Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz bei uns keinen Platz“, erklärte der gebürtige Schwede: „Ich bin zwar nicht in Deutschland aufgewachsen, aber heute ist hier mein Arbeitsplatz – und meine Heimat.“

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Mit dieser Aussage bezieht Källenius Stellung zu einem auf Facebook und Youtube veröffentlichten, 35-minütigen Video der rechten Gewerkschaft Zentrum Automobil. Darin wurde die Entlassung von zwei Daimler-Angestellten als „völlig absurd“ abgetan.

Recherchen des ARD-Magazins „Report Mainz“ und des „Stern“ zufolge gibt es für die Kündigungen aber triftige Gründe. So haben die beiden Mitarbeiter einem türkischstämmigen Kollegen über Monate hinweg beispielsweise Hitler- und Hakenkreuz-Bilder zugesandt.

Daimler bestätigte, dass der Grund für die Rauswürfe „massive rassistische und fremdenfeindliche Beleidigungen“ waren, die der Konzern „in keiner Weise“ dulden könne. Das Arbeitsgericht Stuttgart hat die Kündigungen in erster Instanz bestätigt.

Daimler äußert sich normalerweise nicht zu Kündigungsverfahren. Flugblätter des „Zentrum Automobil“ würden aber zu Irritationen in der Belegschaft führen, zudem komme es in dem Film der rechten Kleingruppierung zu einer „bedenklichen Verzerrung zwischen Opfern und Tätern“. Deshalb sei es Källenius ein wichtiges Anliegen, die Dinge öffentlich geradezurücken.

Deutschlandweit arbeiten laut Daimler-Personalchef Wilfried Porth Menschen aus über 150 Nationen beim Autohersteller zusammen. „Respekt, Offenheit und Kollegialität sind die Werte, die uns erfolgreich machen. Dafür stehen wir gemeinsam ein“, wird der Manager zitiert.

„Das ist unvorstellbar und nicht tolerierbar“.

Daimler stehe für Toleranz und Offenheit. Das Unternehmen stärke jenen den Rücken, die sich gegen Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit einsetzen und für einen respektvollen Umgang miteinander. Deutschlandweit arbeiten bei dem Auto- und Lastwagenhersteller Menschen aus 150 Nationen zusammen.

Zentrum Automobil ist in Untertürkheim im Betriebsrat vertreten. In Deutschland gehören nach Angaben von Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht elf von insgesamt 755 Betriebsräten der Betriebsratsgruppe Zentrum Automobil an.

Das Zentrum Automobil wird von Oliver Hilburger geleitet, der früher in einer Neonazi-Band spielte. Der Verein ist mit Ablegern auch bei anderen Autoherstellern wie Porsche und BMW vertreten und bezeichnet sich selbst als „alternative Gewerkschaft“ zur dominanten IG Metall.

Betriebsratschef Michael Brecht betonte, er und seine Kollegen von der IG Metall stellten nach wie vor die überwältigende Mehrheit der Arbeitnehmervertreter. „Mit meinen Betriebsratskollegen werde ich alles dafür tun, dass der rechte Mob eine Randerscheinung bleibt und irgendwann ganz verschwindet“, twitterte Brecht.

Rechtsextremismus habe bei Daimler „nichts zu suchen“, betonte Brecht. Er zeigte sich persönlich schockiert über die Beleidigungen, die einem seiner Kollegen zuteil wurde. „Mir geht es auch sehr nah, dass unser Kollege und seine Familie von einem rechten Mob bedroht werden“, sagte Brecht: „Das ist unvorstellbar und nicht tolerierbar“.

„Flagge zeigen statt wegducken“ gilt nicht nur bei Daimler. Auch andere Großkonzerne wie Siemens oder Volkswagen verfolgen eine Nulltoleranzpolitik bei Rassismusvorfällen. „In Zeiten, in denen sich rechte Gruppen deutlicher denn je positionieren, machen wir bei Volkswagen deutlich: Jede Form von Ausländerfeindlichkeit werden wir strikt ahnden“, stellte zuletzt etwa VW-Personalchef Gunnar Kilian in einer über das Netzwerk LinkedIn verbreiteten Erklärung klar.

Der Bundesvize der Christlich Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA), Christian Bäumler, lobte Källenius für dessen Positionierung. „Die klare Stellungnahme des Vorstands der Daimler AG gegen Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz ist wichtig und begrüßenswert“, sagte Bäumler dem Handelsblatt.

Zugleich rief der CDU-Politiker den Daimler-Konzern dazu auf, dem Beispiel von Volkswagen zu folgen. „Der Vorstand und der Betriebsrat sollten eine Betriebsvereinbarung wie bei VW in Erwägung ziehen, um festzuhalten, dass Fremdenfeindlichkeit und Rassismus arbeitsrechtliche Konsequenzen haben“, sagte Bäumler.

Die Vorgänge bei Daimler zeigten überdies, fügte der Vize-Chef des CDU-Arbeitnehmerflügels hinzu, „dass politische Bildung, wie im Bildungszeitgesetz Baden-Württemberg vorgesehen, wichtig ist und erhalten werden muss“. Das Gesetz werde gerade evaluiert und stehe hinsichtlich der politischen Bindung auf dem Prüfstand, so Bäumler.