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Daimler und die LBBW proben für die Zukunft

Der Autobauer und die Landesbank haben gemeinsam die neue Internet-Technik Blockchain getestet. Unternehmen aus allen Branchen setzen große Hoffnungen in die Verschlüsselungstechnologie.

Frühzeitig wollen sie die Chancen ausloten, rechtzeitig Know-How aufbauen – das wollen der Autohersteller Daimler und die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) bei der Internet-Technik Blockchain. Gemeinsam haben sie Blockchain jetzt bei einer Schuldschein-Transaktion eingesetzt. Daimler sammelte auf diesem Wege 100 Millionen Euro bei Investoren ein.

Der Schritt der beiden Stuttgarter Unternehmen zeigt: Jeder will an Blockchain dranbleiben, keiner will etwas verpassen, auch wenn der Einsatz der Technik, von der sich manche Beobachter große Veränderungen versprechen, noch am Anfang steht.

Etliche deutsche Banken und auch andere Unternehmen pirschen sich derzeit an Blockchain heran. Auch die Deutsche Börse und die Bundesbank experimentieren gemeinsam für die Abwicklung digitaler Wertpapiere. Der Pilot von Daimler und LBBW ist dabei ein Versuch unter vielen. Auch die Schweizer Großbank UBS experimentiert mit Krypto-Anleihen, die auf Blockchain basieren.

Die neue Verschlüsselungstechnologie Blockchain ist in der Finanzindustrie derzeit in aller Munde. Aktien- und Anleihegeschäfte könnten damit direkt zwischen Käufer und Verkäufer abgewickelt werden – schneller und günstiger als bisher. Die Technologie wird unter anderem von der Cyber-Währung Bitcoin genutzt.

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Bei der Blockchain-Nutzung bekommen alle Beteiligten automatisch identische Datensätze, die nachträglich nicht mehr geändert werden können. Die Verschlüsselungstechnik gilt daher als manipulationssicher.

Die LBBW verspricht sich Schuldschein-Transaktionen über Blockchain, dass manuelle Arbeitsschritte wegfallen und digitalisiert werden. Das gilt zum Beispiel für den Darlehensvertrag selbst und für die Prüfung der Zahlungseingänge. Bisher tauschen sich die beteiligten Parteien oft noch per Fax aus, künftig könnten digitale, für alle einsehbare Dokumente ersetzt werden. Zudem könnte Schuldscheine viel schneller platziert werden.

Heute dauert der Prozess von der Vorbereitung bis zur Auszahlung oft zehn Wochen, das könnte über Blockhain doppelt so schnell gehen.


Durchbruch dürfte noch drei Jahre auf sich warten lassen

Vor allem in der Finanzbranche wird derzeit am Einsatz von Blockchain getüftelt. Allerdings könnte die Technik letztlich auch Dienstleistungen von Banken überflüssig machen, weil zum Beispiel Überweisungen auch ohne sie abgewickelt werden könnten.

So haben sich rund 40 Großbanken zum Tech-Konsortium R3 verbündet, das die Entwicklung von Blockchain-Anwendungen zum Ziel hat. Die Mitgliederliste umfasst Namen wie Bank of America und Wells Fargo in den USA, in Deutschland etwa die Deutsche Bank und die Commerzbank.

„Internationale Banken sind den deutschen Häusern um sechs bis zwölf Monate voraus“, sagt Nils Beier, Bankenexperte bei der Beratungsfirma Accenture. „Mehrere deutsche Banken arbeiten an Piloten, um Blockchain einzusetzen. Meist ist das aber noch eher ein Experimentierumfeld.“ Er rechnet damit, dass Blockchain in der Finanzbranche innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahren auch in größerem Stil zum Einsatz kommt.

Einige Branchen setzen Blockchain allerdings auch schon ein. In der Nahrungsmittelindustrie hat der US-Handelsriese Walmart einen groß angelegten Versuch gestartet, damit Kunden mit Hilfe von Blockchain verfolgen können, woher ihre Ware kommt.

Auch der Reisekonzern TUI will Blockchain nutzen. Ihm geht es nicht um den Transfer virtueller Geldscheine, sondern um Hotelkontingente. Sie will er mit der Blockchain-Technologie weltweit zwischen den Urlaubsherbergen und dem Vertrieb in den Buchungsländern hin- und herschieben. Die Blockchain soll dabei allen Beteiligten erlauben, blitzschnell auf Angebot und Nachfrage zu reagieren – weltweit.

KONTEXT

Kurz & knapp erklärt: Blockchain

Was ist die Blockchain?

Der Begriff Blockchain beschreibt eine dezentrale Datenbank, bei der jeder User, der Teil dieses Blockchain-Netzwerkes ist, die gesamte Datenbank mit sämtlichen Informationsketten oder Ausschnitte davon besitzt. Die Blockchain funktioniert wie eine Art öffentliches Grundbuch oder ein digitaler Kontoauszug für Transaktionen zwischen Computern. Sie ist die technologische Basis für Kryptowährungen wie zum Beispiel Bitcoins.

Wie funktioniert die Blockchain?

Dadurch, dass alle Teilnehmer des Netzwerks eine vollständige Kopie bzw. einen Ausschnitt der kompletten Blockchain besitzen, können sie selbst prüfen, ob alle an einer Transaktion beteiligten Parteien mit derselben Version der Blockchain arbeiten. Eine externe und zentrale Aufsichtsinstanz, die Transaktionen prüft, wird dadurch überflüssig. Daraus ergibt sich allerdings die Herausforderung für alle Beteiligten, stets eine gemeinsame Datengrundlage zu schaffen. Dazu wird ein Konsensalgorithmus verwendet. In der Blockchain einigen sich die Netzwerkteilnehmer immer auf die längste verfügbare Block-Kette.

Welche Branchen profitieren von der Blockchain?

Die Bankenbranche beispielsweise nutzt Blockchains intensiv - und kann durch die neue Technik Finanztransaktionen schneller, billiger und sicherer durchführen. Vermittler wie Swift-Plattformen und Clearinghäuser, die für ihre Dienste eine Gebühr berechnen, könnten durch Blockchains perspektivisch ersetzt werden. Auch Wirtschaftsprüfer setzen auf die Blockchain, wenn es um die Automatisierung von Buchprüfungen geht.

Wo kommen Blockchains noch zum Einsatz?

Blockchains sind vielfältig nutzbar - und kommen vor allem dort zum Einsatz, wo es um Nachverfolgbarkeit und Konformität geht. Beispielsweise können sie als Beweis dienen, dass ein Paket vollständig geliefert wurde. Weitere Initiativen sind geplant: So soll die Blockchain künftig bei der Beglaubigung von Diplomen oder dem Optimieren von Lebensläufen eingesetzt werden. Und die Kreditkartengesellschaft Visa will 2017 einen Blockchain-Zahlungsservice einführen.

Was sind die Stärken der Blockchain?

Bei der Blockchain stehen Transparenz und Dezentralität im Vordergrund: User müssen Identität und Besitz sichtbar hinterlegen, so dass anonymisiert erkennbar ist, wer beispielweise welche Bitcoins an wen sendet. Die Identität hinter einer Adresse bleibt jedoch unklar. Im übertragenden Sinne könnte man sagen: Das Internet ist ein "Netzwerk von Informationen", die Blockchain ein "Netzwerk des Vertrauens". Die Technologie gilt deshalb als vielversprechend, weil die Informationen einer Blockchain transparent und auf viele Computer verteilt gespeichert sind. Dadurch können sie nur mit enormem technischen Aufwand manipuliert werden.