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DAIMLER IM FOKUS: Källenius muss lahmgelegte Industrieikone durch Krise steuern

STUTTGART (dpa-AFX) - Daimler-Chef Ola Källenius hat wahrlich kein leichtes Erbe angetreten. Der seit Mai amtierende Schwede muss beim Traditionskonzern vor allem erst einmal groß aufräumen, nachdem die Dieselaffäre sich immer weiter auch in die Bilanzen der Schwaben frisst und die CO2-Emissionsgrenzen der EU näher rücken. Doch mit dem Ausbruch der Corona-Krise scheint in der Autobranche nun kein Stein mehr auf dem anderen zu stehen. Ein Überblick über das, was bei Daimler los ist, was Analysten sagen und wie die Aktie zuletzt lief.

DIE LAGE IM UNTERNEHMEN:

Mitte Februar musste Daimler zum zweiten Mal in Folge einen herben Rückgang des Jahresgewinns präsentieren. Und kurzfristig war im Tagesgeschäft auch ohne die sich nun abzeichnenden Auswirkungen des Coronavirus kaum mit Besserung zu rechnen. Weil das Umsteuern hin zu Elektroantrieben viel Geld kostet, sollte die Umsatzrendite von Pkw und Vans den Planungen zufolge auch 2020 nur zwischen mageren 4 und 5 Prozent liegen, die bei den Lkws und Bussen bei rund 5 Prozent. Weil das Vorjahr darüber hinaus viele Milliarden für Diesel-Altlasten und Schwierigkeiten mit Produktion und Modellflops verschlungen hat, sollte aber wenigstens der Betriebsgewinn wieder deutlich zulegen.

Doch jetzt stehen wegen der Auswirkungen der Pandemie in Europa die meisten Werke still. Und zwar bei den Pkws, den Transportern und auch bei den schweren Nutzfahrzeugen. Zudem wird die Arbeit in ausgewählten Verwaltungsbereichen unterbrochen. Die Entscheidung trage auch dazu bei, Daimler auf eine Phase vorübergehend niedrigerer Nachfrage vorzubereiten und die Finanzkraft des Unternehmens zu sichern, hieß es. Die wirtschaftlichen Folgen der Maßnahmen: Unklar. Es könnte auch zu einer längeren Zwangspause kommen.

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Källenius hatte sich nach Amtsantritt viel Zeit genommen, um vergangenen November ein einheitliches Sparpaket vorzustellen, das die seiner Meinung nach zu hohen Ausgaben bei Daimler massiv runterbringen soll. Er will die jährlichen Personalkosten bis 2022 um 1,4 Milliarden Euro senken, dem dürften nach früheren Angaben eine niedrige fünfstellige Zahl an Stellen zum Opfer fallen.

Das allein ist schon ein Kraftakt, der auch viel Geld kostet. Doch in diesem Jahr verschärfen sich auch die CO2-Emissionsregeln der EU für Pkw deutlich - und Daimler hat von den deutschen Autokonzernen den beschwerlichsten Weg, um die Vorgaben zu schaffen und hohe Geldbußen zu vermeiden. Garantieren kann Källenius daher auch nicht, dass die Stuttgarter um Strafzahlungen herumkommen. Leichter wird es mit den Verwerfungen am Markt durch die Coronakrise sicher nicht.

Schon wird am Markt spekuliert, die EU könnte angesichts der Notlage die Anforderungen beim CO2-Ausstoß auch aufweichen. Aus der Industrie kam von VW-Konzernchef Herbert Diess und BMW-Chef Oliver Zipse diesbezüglich aber eher Skepsis. Schließlich war die Klimadebatte in jüngster Zeit ein dominierendes Thema in der Öffentlichkeit.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Angesichts der Lieferketten- und Nachfrage-Unterbrechungen hat Goldman-Sachs-Analyst George Galliers jüngst seine Gewinn- und Absatzschätzungen für die europäische Automobilbranche gesenkt - und ist damit vielen anderen Experten gefolgt. Er betonte allerdings, dass die Konzerne wesentlich besser positioniert seien als im Jahr 2007 vor der Finanzkrise.

Tom Narayan vom Analysehaus RBC schrieb in einer Branchenstudie diese Woche, er halte in diesem Jahr einen Einbruch der globalen Autoproduktion in einem Größenmaß wie zu Zeiten der großen Rezession im Jahr 2009 für möglich.

Die Kursziele der im dpa-AFX-Analyser erfassten Experten liegen wenig überraschend nach dem Kursrutsch der vergangenen Wochen deutlich über dem aktuellen Kurs. Am niedrigsten angesetzt haben eben die Experten von Goldman von RBC, die sich zuletzt geäußert haben - auch sie liegen aber mit 32 und 33 Euro rund zehn Euro über dem derzeitigen Kursniveau.

SO LIEF DIE AKTIE ZULETZT:

Wie bei so vielen Werten am Aktienmarkt hat sich die ohnehin schon nicht erfreuliche Kursentwicklung auch bei den Daimler-Titeln erheblich verschärft. Seit dem 24. Februar, als die Coronakrise erstmals mit Wucht die Börsen erfasst hat, halbierte sich der Kurs fast. Er liegt nun bei gut 23 Euro.

Damit stellt der Konzern seine Eigentümer weiter auf die Probe. Sah es 2019 zweimal kurz danach aus, als könnte sich das Papier vom schwachen Trend nach unten etwas lösen, zog es den Titel im Nachgang aber immer wieder nach unten. Auf dem Hoch im Januar 2018 lag der Kurs noch bei über 76 Euro. Seitdem steht ein Verlust von rund 70 Prozent zu Buche. Die Stammaktien des Rivalen BMW haben seit ihrem Hoch im Januar 2018 etwas weniger als 60 Prozent eingebüßt.

Daimler ist an der Börse aktuell nur noch rund 25 Milliarden Euro wert. Laut dem "Manager Magazin" geht in Stuttgart gar die Sorge um, dass man immer mehr zu einem möglichen Übernahmeziel für die chinesischen Großaktionäre werden könnte. Der Chef des chinesischen Autobauer Geely, Li Shufu, besitzt laut früheren Angaben 9,7 Prozent der Anteile, der staatliche chinesische Partner BAIC 5 Prozent. BMW kommt - mit wesentlich weniger Umsatz und großen Ankeraktionären im Hintergrund - derweil auf rund 26,6 Milliarden Euro Börsenwert.