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Daimler-Chef Zetsche muss erneut zum Rapport bei Verkehrsminister Scheuer

Durchatmen. Hier ist Dieter Zetsche noch unter Freunden. Der Daimler-Chef verschränkt die Hände und nimmt in der ersten Reihe im Audimax der Berliner Business School ESMT Platz. Neben ihm sitzen Lufthansa-Chef Carsten Spohr und Airbus-CEO Tom Enders. Die drei Manager sind vergangenen Donnerstag in die Hauptstadt gereist, um über den technologischen Wandel im Allgemeinen und im Mobilitätssektor im Speziellen zu sprechen.

Zetsche ist als Erster an der Reihe. Er hält eine kurze Rede. „Im vergangenen Jahrzehnt hat sich die Welt schneller verändert als jemals zuvor“, sagt der 65-Jährige vor den Studenten. Man müsse sich nur mal erinnern, was es 2008 alles noch nicht gegeben habe. „Zum Beispiel WhatsApp, iPads, Bitcoin, Airbnb, Car2go oder Tinder“, sagt Zetsche. Diese cleveren Plattformen und Produkte seien noch nicht lange auf dem Markt, hätten aber die Art und Weise, wie wir leben, bereits fundamental geändert.

Dann spult der Daimler-Chef sein Standardrepertoire über die Neuerfindung des Automobils ab. Es ist ein Heimspiel, es gibt Applaus von allen Seiten. Der Dax-Manager leitet das Kuratorium der ESMT-Stiftung. Und Daimler zählt zu den Gründungsmitgliedern der Hochschule. Kritische Fragen muss er in dieser Umgebung nicht fürchten.

An diesem Montag muss sich der Daimler-Chef auf eine völlig andere Atmosphäre einstellen. Zetsche hat dann seinen nächsten Auftritt in der Hauptstadt, nur 15 Autominuten von der ESMT entfernt im Bundesverkehrsministerium. In der Berliner Invalidenstraße wird Zetsche kaum mit großem Applaus rechnen können. Bei den Regierungspolitikern und ihren Beamten hat er heutzutage kaum noch Freunde.

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Empfang beim BMW-Fan

Der Hausherr, Andreas Scheuer, ist sogar bekennender Fan des Mercedes-Erzrivalen: Der CSU-Politiker fährt privat einen BMW 325ix, Baujahr 1987. Der Wagen hat einen prominenten Vorbesitzer: Franz Josef Strauß.

Zetsche kommt am Montag das zweite Mal binnen 14 Tagen zum Minister. Dort muss er für Klarheit über das Ausmaß des mutmaßlichen Dieselskandals bei Daimler und Mercedes sorgen. Der Konzernchef solle „konkrete Zahlen auf den Tisch legen“, bei wie vielen Fahrzeugen eine unzulässige Abgasreinigung eingebaut sei, hatte das Ministerium in der vergangenen Woche angekündigt.

Für den Daimler-Konzern und seinen Chef haben die Dieselvorwürfe bedrohliche Züge angenommen. Als sich Ende 2015 bei Volkswagen das riesige Desaster in Sachen Abgasmanipulationen abgezeichnet hatte, ging Zetsche schnell auf Distanz zu den Wolfsburger Kollegen. Daimler habe bei seinen Dieselmotoren weder manipuliert noch betrogen.

Erweist sich dieser Satz nun als falsch, dann drohen Daimler hohe Strafen – und Zetsches Position als Konzernchef wäre extrem beschädigt. Allein in Deutschland könnten mehr als drei Milliarden Euro Strafgeld fällig werden. Dazu kämen weitere Schadensersatzforderungen aus den USA in vergleichbarer Größenordnung.

Die Zahlen, wie viele Daimler-Autos letztlich mit einer manipulierten Software ausgestattet sein könnten, werden von Woche zu Woche größer. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) habe inzwischen fünf „unzulässige Abschaltfunktionen“ bei Daimler-Modellen entdeckt, berichtete die „Bild am Sonntag“. Die Behörde gehe dem Verdacht nach, dass die Software-Funktionen in einem Großteil der neueren Dieselflotte (Euro 6) zum Einsatz kämen und fast eine Million Fahrzeuge betroffen seien.

Daimler wollte sich am Wochenende nicht dazu äußern. „Kein Kommentar“, sagte ein Sprecher. Daimler arbeite allerdings „vollumfänglich und transparent“ mit dem Flensburger Amt und dem Bundesverkehrsministerium zusammen. Der Sprecher bekräftigte zudem, Daimler werde widersprechen, wenn das Kraftfahrt-Bundesamt offiziell behaupte, es handele sich dabei um unzulässige Abschalteinrichtungen.

Der Konzern werde gegen die dem Ministerium unterstellte Behörde klagen, hatte es in den vergangenen Wochen immer wieder in Stuttgarter Unternehmenskreisen geheißen. Daimler-Chef Zetsche wird sich allerdings genau überlegen, ob er mit diesem Ansatz in die Gespräche mit Minister Scheuer geht. Auf eine offensive Verhandlungstaktik könnte Scheuer nämlich ziemlich verärgert reagieren.