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Daimler-Chef Zetsche kommt in Erklärungsnot

Daimler-Chef Dieter Zetsche preist Elektroantriebe und Roboterautos. Doch die 6.000 Aktionäre beeindruckt das nicht. Sie legen den Finger in die Wunde – und wollen wissen: Droht auch Daimler ein Dieselgate?

Wenn Konzernchefs auf einer Hauptversammlung zu den Aktionären sprechen, dann hat das etwas von einer Regierungserklärung. Genau so verstand Daimler-Chef Dieter Zetsche auch seine halbstündige Rede vor den rund 6.000 Daimler-Aktionären im City-Cube in Berlin. Nicht wie sonst in Jeans und Turnschuhen – sondern in Anzug aber ohne Krawatte – tritt er vor die Hauptversammlung. „Noch nie waren wir so erfolgreich wie heute“, rief Zetsche und verweist auf die starke Bilanz. Mit 3,5 Milliarden Euro schüttet Daimler für 2016 im Vergleich zur Konkurrenz die höchste Dividendensumme im Dax aus.

Zetsche nutzt den Auftritt, um für sein Zukunftsprogramm zu werben. Mehr als zehn Elektroautos wollen die Stuttgarter bis 2022 unter dem Namen „EQ“ auf die Straße bringen. Das kostet aber auch mindestens zehn Milliarden Euro und dürfte die Finanzkraft des Konzern in den kommenden Jahren erheblich fordern.

Allein im vergangenen Jahr stockte Daimler den Entwicklungsetat um 15 Prozent auf sieben Milliarden Euro auf, die Hälfte davon ging in „grüne Technologien“. Schließlich plant Daimler ein „ganzes Ökosystem“ für Mobilität. Dazu gehörten Car-Sharing ebenso wie selbstfahrende Autos oder der „sinnvolle Einsatz künstlicher Intelligenz“, wirbt Zetsche. Dazu werde auch Daimler selbst umgebaut, jeder Fünfte der 282.000 Beschäftigten soll künftig in Schwarmorganisationen arbeiten, die Hierarchiestufen für Entscheidungen werden von sechs auf zwei gekappt. „In meiner ganzen Laufbahn habe ich noch nie einen so starken Veränderungswillen bei Daimler gespürt“, bekennt Zetsche, der seit mehr als 40 Jahren im Unternehmen arbeitet.

Getrübt wird die Aufbruchsstimmung durch Affären, die den Konzern belasten. Seit vergangener Woche ermittelt die Staatsanwaltschaft Stuttgart gegen nicht-benannte Daimler-Mitarbeiter wegen des Verdachts auf Betrug und strafbarer Werbung im Zusammenhang mit Dieselmotoren.

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Zetsche geht in seiner Rede auf die Vorwürfe ein: „Selbstverständlich kooperieren wir vollumfänglich mit den Behörden“, betont der Daimler-Chef. „Weder das Kraftfahrtbundesamt noch das Bundesverkehrsministerium haben im Rahmen ihrer Messungen bei unseren Fahrzeugen einen Verstoß gegen geltendes Recht festgestellt.“ Dennoch: „Es ist mehr als nachvollziehbar, dass Abweichungen zwischen Labor- und Straßenwerten zu vielen Fragen führen. Um so wichtiger sind klare Regeln und transparente, realistischere Testverfahren.“


„Wir werden der Erhöhung der Aufsichtsratsbezüge nicht zustimmen“

Aktionärsvertretern geht das nicht weit genug. „Droht uns ein neues Dieselgate?“, fragt Ingo Speich, Fondsmanager bei Union Investment. „Die Aktionäre haben ein Recht auf Transparenz, schließlich geht es um unser Geld.“ Für Unmut sorgen auch die Risiken aus dem Lkw-Kartell.

Daimler hat im vergangenen Jahr eine Strafe in Höhe von einer Milliarde Euro für die Beteiligung an Preisabsprachen im Lastwagenmarkt bezahlt – das entspricht einem Euro pro Aktie, wie Aktionärsvertreter ausgerechnet haben. „Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass solche Vergehen im Konzern keine Konsequenzen haben“, sagte Marc Tüngler vom der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW). „Wir denken, dass hier auch die Manager in Haftung genommen werden sollten.“ Laut Aufsichtsratschef Manfred Bischoff lehnt das Kontrollgremium diesen Schritt bislang ab, hält sich für die Zukunft die Möglichkeit aber offen. Die DSW stellte deshalb den Gegenantrag, den Aufsichtsrat nicht zu entlasten.

Für Ärger sorgte zudem die Ankündigung von Aufsichtsratschef Manfred Bischoff, die Bezüge des Aufsichtsrates um 20 Prozent anheben zu wollen. „Wir werden der Erhöhung nicht zustimmen“, sagte Markus Kienle von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger. Schließlich sei die Dividende von 3,25 Euro pro Aktie trotz Rekordzahlen auch nicht angehoben worden.