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Cryans Charme-Offensive

„Es ehrt mich, dass Sie mich als Banker zu Ihrem Wirtschaftstag eingeladen haben. Wir sind ja nicht gerade die Lieblinge der Politik“, sagte der Chef der größten deutschen Bank vor 2500 Teilnehmern fast demütig. Er wisse selbst, dass der massive Vertrauensverlust aus der Finanzmarktkrise herrührt.

Nur mit Hilfe der Staaten konnten viele Banken überleben. „Das Vertrauen, das damals verloren gegangen ist, mussten und müssen wir erst mühsam wieder aufbauen“, so Cryan. Er wünsche sich zweierlei: Gegenseitiges Verständnis und Vertrauen. Dann setzte er zu einer Rede an, der zweitlängsten, die er auf Deutsch gehalten habe, wie er zum Schluss meinte. Die längste hielt er bislang auf der Hauptversammlung seines Instituts.

Cryan sieht die Banken zunächst selbst noch in der Pflicht. Die Kreditinstitute müssten noch stabiler werden, um künftige Krisen aus eigner Kraft bewältigen zu können. „Für die Deutsche Bank kann ich sagen: Im Zentrum unseres Handelns müssen unsere Kunden stehen. Und unsere Gewinne sind nur dann nachhaltig, wenn wir die Gesellschaft insgesamt im Blick haben.“ Das war in der Vergangenheit keineswegs der Fall, wenn man an die milliardenschweren Strafen des Instituts denkt.

„Ich selbst bin gerne Banker“, so Cryan, der ab Mai das Institut allein führt. Und ihn betrübe es persönlich, wenn Banken nur als notwendiges Übel angesehen werden. Aber wenn man die Banken nur noch als Last betrachte, schade das auch der Wirtschaft. Denn wenn die Banken schwächeln, schwächele auch die Wirtschaft.

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Politiker und Aufseher hätten großen Einfluss darauf, wie es mit Europas Banken weitergehe, glaubt der Vorstandschef. Derzeit falle es den Banken schwer, aus eigener Kraft das Eigenkapital aufzubauen, mit dem sie steigende Anforderungen der Aufseher erfüllen müssen. „Es droht ein Teufelskreis“, warnte Cryan. Denn die Banken würden den steigenden Anforderungen „fast pausenlos“ hinterherlaufen. Schwache Banken wiederum würden einer Erholung der Wirtschaft im Weg stehen.

Erschwerend komme hinzu, dass die internationale Regulierung die europäische Finanzbranche überproportional belaste. Mit anderen Worten: die US-Kreditinstitute, die die Krise besser weggesteckt haben, haben nach Cryans Einschätzung einen Vorteil. Das machte Cryan an der sogenannten Verschuldungsquote deutlich.

Die Verschuldungsquote gibt das Verhältnis zwischen Eigenkapital und Bilanzsumme wider. Hier würden die US-Institute besser fahren, weil diese beispielsweise keine Baufinanzierungen auf der Bilanz hätten. Hypothekenkredite werden gleich an staatliche Institute wie Fannie Mae verkauft. „Die US-Banken müssen nicht erst wie wir in Europa private Investoren für eine Verbriefung finden“, kritisierte Cryan. Europas sollte daher selbstbewusst genug sein, um Regeln aufzustellen, die „zu uns passen“.

Was in der öffentlichen Debatte als notwendige Strenge gegen die Banken beklatscht werde, „trifft am Ende oft auch die Firmenkunden“, warnte Cryan. Natürlich fordere er nicht, das Rad der Regulierung zurückzudrehen. Der Bankmanager plädierte dafür, das Tempo der Regulierung zu drosseln.

Zunächst sollte geschaut werden, wie die bisherigen Regelungen wirken. Und Europa sollte die strategische Bedeutung des Bankensystems für Wachstum und Wohlstand erkennen, schloss er seine bislang zweitlängste Rede auf Deutsch.