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Crash-Gefahr Trump, Rally-Garantie Clinton?

US-Wahl und die Börse - Crash-Gefahr Trump, Rally-Garantie Clinton?

Es ist das Ereignis in diesem Herbst, auch für Börsianer: Die Amerikaner wählen am 8. November ihren neuen Präsidenten oder ihre Präsidentin. Auch wenn die Demokratin in fast allen Umfragen vor dem Republikaner Donald Trump liegt, ist der Wahlausgang keinesfalls gewiss. Kein Wunder, dass auch die Investoren gebannt Richtung Washington D.C. schauen. Vor allem wenn der Immobilienmogul das Rennen macht, rechnen Experten mit einigen Turbulenzen an der Wall Street.

Doch eigentlich sind Wahlen für die Märkte eher nebensächliche Ereignisse, die die Kurse nur kurzfristig bewegen. Nicht umsonst lautet eine alte Börsenweisheit: „Politische Börsen haben kurze Beine.“ Götz Albert, Head of Portfolio Management Small & Mid Caps von Lupus Alpha, ist überzeugt, dass die Börsenweisheit auch heute noch stimmt. „Politische Entscheidungen allein machen noch keinen Börsentrend. Die US-Wahl macht da keine Ausnahme“, sagt er. „Egal wer gewinnt, für die Märkte wird das im schlimmsten Falle nur ein kurzer Aufreger sein.“

Auch Niels Nauhauser ist überzeugt, dass der Einfluss der Politik auf die Börsen bei den meisten politischen Ereignissen überschaubar und nur von kurzer Dauer ist. „Massiv und dauerhaft kann der Einfluss allerdings bei schlimmen politischen Krisen werden, bei Kriegen oder bei politischen Umwälzungen“, sagt der Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. „Wenn ein Staat etwa private Firmen verstaatlicht, dann wird die Börse in diesem Land im wahrsten Sinne des Wortes politisch, aber ob dies nur von kurzer Dauer sein wird, ist eine andere Frage.“ Ob der Wahlausgang in den in diese Kategorien fällt, „kann ich unmöglich vorhersagen – alles ist möglich“.

Spurlos vorbei gehen wird das Wahlergebnis an den Märkten sicher nicht. „Sollte Trump das Rennen machen, wird es einige volatile Tage geben. Mehr aber auch nicht“, so Albert. „Und sollte er es tatsächlich schaffen, sich das erste Mal vernünftig zu äußern, könnte es sogar eine Beruhigung an den Märkten geben. Falls er Hillary Clinton tatsächlich gleich ins Gefängnis bringt, ist dagegen ein Kursrutsch sicher.“ Ein Sieg von Hillary Clinton sei hingegen bereits eingepreist, der Markt setzte auf ihren Sieg.

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Ein überraschender Wahlsieg Trumps könnte den Aktienmarkt deshalb auf breiter Front belasten, meint Till Christian Budelmann, US-Aktienexperte im Berenberg Investment Committee und Fondsmanager. Kommt es allerdings zum derzeit wahrscheinlichsten Wahlergebnis, dürften sich Anleger über eine Jahresendrally freuen und der Bullenmarkt an der Wall Street sollte sich im kommenden Jahr fortsetzen. Dazu sollte weniger die Notenbankpolitik, sondern vielmehr die für 2017 erwartete Rückkehr des Gewinnwachstums bei den Unternehmen beitragen. Chancen bieten – dank der Stabilisierung des Ölpreises – vor allem Energietitel.


US-Präsidenten haben keinen entscheidenden Einfluss auf die Börse

Normalerweise glaubt Budelmann an den Spruch von den politischen Börsen. Der Berenberg-Experte geht jedoch davon aus, dass es diesmal anders ist. Die Wahlen in den könnten einen stärkeren Einfluss auf die Aktienmärkte haben. „Zwar blicken die Medien vor allem auf die beiden Kandidaten“, sagt Budelmann. „Wir halten die Wahl des Abgeordnetenhauses aber für viel entscheidender.“ Drei Szenarien seien denkbar. Seiner Ansicht nach ist das beste und zugleich auch das wahrscheinlichste Szenario für die Märkte ein Wahlsieg der Demokratin , während die Republikaner die Mehrheit im Abgeordnetenhaus verteidigen. Dann könnte das System der ‚Checks and Balances‘ funktionieren.

Diese Kontrollfunktion des Abgeordnetenhauses wäre nicht mehr gegeben, wenn das zweite Szenario eintritt: Ein haushoher Sieg Clintons, der indirekt auch zur Machtübernahme der Demokraten im Senat und sogar im Abgeordnetenhaus führt. „Dann könnte sie ihre Politik nahezu unkontrolliert umsetzen“, so Budelmann. „Es würde wahrscheinlich höhere Steuern und mehr Regulierung geben.“

Für problematisch hält er auch das dritte Szenario: ein Wahlsieg Trumps und einen republikanischen Kongress. „Wenn Trump gewinnt, dürften die Aktienkurse aufgrund steigender Unsicherheit erst einmal auf breiter Front fallen“, so der Fondsmanager. „Wenn hingegen unser bevorzugtes Szenario eintritt, gäbe es wahrscheinlich Erleichterung am Markt und tendenziell Kursgewinne“. Auch ist er überzeugt, dass nicht nur der US-Markt vom Wahlausgang betroffen sein wird: „Ein Trump-Sieg könnte am Folgetag vielleicht sogar ein kurzfristiges Minus von fünf Prozent im US-Aktienindex S&P 500 auslösen. In Europa würden die Aktienmärkte dann aber wahrscheinlich sogar noch deutlicher fallen.“

Und wer ist auf Sicht mehrere Jahre besser für die Börse? Die Wall Street setzt aktuell auf die Demokratin Clinton. Die Parteizugehörigkeit des US-Präsidenten hat mittel- bis langfristig allerdings keinen entscheidenden Einfluss auf die Aktienrenditen. Das zeigt eine aktuelle Studie des Kölner Bankhauses Sal. Oppenheim, die die Ergebnisse sämtlicher US-Präsidentschaftswahlen seit dem Zweiten Weltkrieg und die Entwicklung des US-Aktienmarktes unter den verschiedenen Amtsinhabern analysiert. Die Ergebnisse der Analyse lassen außerdem an der Allgemeingültigkeit zweier populärer Börsenweisheiten zweifeln: Bereinigt um 2008, den Höhepunkt der Finanzmarktkrise, trifft es weder zu, dass Wahljahre keine Aktienjahre sind, noch dass die Kapitalmärkte von republikanischen Wahlsiegen profitieren.


Politik ist kein guter Ratgeber für Aktienanleger

„Wer über ein mittel- oder langfristiges Investment am US-Aktienmarkt nachdenkt, sollte seine Entscheidung nicht vom Ausgang der Präsidentschaftswahl abhängig machen“, sagt Philipp Finter, Leiter Research Investmentstrategie bei Sal. Oppenheim und Co-Autor der Studie. „Dafür spielen andere Faktoren für die Entwicklung der Aktienkurse eine zu dominante Rolle wie beispielsweise Finanzmarktschocks, Veränderungen bei Produktivität oder Rohstoffpreisen sowie das internationale Umfeld.“

Zwar waren unter demokratischen US-Präsidenten überdurchschnittliche Renditen zu verzeichnen und der S&P 500 kletterte im Jahresdurchschnitt um 10,7 Prozent. Zum Vergleich: Unter Republikanern stieg der breite Markt um lediglich 4,8 Prozent. „Das liegt aber nicht zuletzt am Pech der republikanischen Amtsinhaber, in deren Regierungszeit viele große Krisen fielen“, urteilt Finter.

Als Beispiele nennt er die erste Ölkrise unter den Präsidenten Nixon und Ford, das Platzen der Dot.com-Blase, die Anschläge vom 11. September 2001 sowie die Subprime-Finanzkrise (alles unter George W. Bush). Bereinige man die Betrachtung um Krisen-Zeiträume, verringere sich der Vorsprung unter Demokraten auf rund einen Prozentpunkt.

Demokratische Präsidenten profitierten häufig von einem vorteilhaften geldpolitischen und makroökonomischen Umfeld: Die Geldpolitik war tendenziell lockerer als unter republikanischer Präsidentschaft, die Inflation niedrig und Konjunkturbarometer wie der Stimmungsindikator ISM standen auf vergleichsweise hohen Niveaus. Ein demokratischer Präsident, Bill , profitierte zudem von der Blasenbildung rund um die New Economy mit durchschnittlichen Kursgewinnen von 19 Prozent im Jahr. „Das war schlichtweg Zufall“, urteilen die Studienautoren.

Doch wie sollten Investoren angesichts dieser Gemengelage positionieren? „Politik ist kein guter Ratgeber für Aktienanleger“, sagt Anlageexperte Albert. Sein Tipp: „Richten Sie Ihr Depot so aus, als gäbe es gar keine US-Wahl.“ Verbraucherschützer Nauhauser rät Anlegern, ihr Geld weltweit breit gestreut anzulegen. Das minimiere auch den Einfluss politischer Risiken auf ihr Vermögen. Sie könnten politischen Einflüssen daher relativ gelassen gegenüber stehen. Egal, wer die Wahl gewinnt.

KONTEXT

Donald Trumps Positionen im US-Wahlkampf

Abtreibung

Anders als früher ist Trump jetzt gegen Abtreibungen. Er hat im März sogar gesagt, Abtreibungen sollten illegal sein und Frauen oder die Ärzte "irgendwie" bestraft werden. Die Mittel für "Planned Parenthood" will er streichen, Abtreibungen nur in Ausnahmefällen zulassen (Vergewaltigung, Inzest, Lebensgefahr für die Mutter).

Arbeitsmarkt

Er verspricht Jobs, vor allem in der Industrie. Bergleute sollen wieder Kohle fördern, die Schiefergas-Vorkommen ausgebeutet werden. US-Unternehmen sollen ihre Produkte zu Hause fertigen und nicht im Ausland. Illegale Ausländer will Trump loswerden - auch um Jobs für Amerikaner frei zu machen.

Außenpolitik und Verteidigung

Der Republikaner will die Außenpolitik ausschließlich an US-Interessen ausrichten - getreu dem Motto "Amerika zuerst". Er sagt, andere Länder wie Deutschland oder Japan müssten für den Schutz der USA bezahlen. Das militärische Engagement will er begrenzen, aber gleichzeitig den Kampf gegen den Terrorismus verstärken. Die Nato nannte er überkommen. Russlands Präsidenten Wladimir Putin lobte er.

Bildung

Er will die Schulbildung stärker dezentralisieren; Staaten und Kommunen sollen mehr Mitspracherecht bekommen. Trump will 20 Milliarden Dollar investieren, um den ärmsten Haushalten Zugang zu besseren Schulen zu ermöglichen. Er will auch das System von Heimschulen fördern - eine Diskussion, die für konservativ-christliche Familien eine große Rolle spielt.

Einwanderung

Er hat Einwanderer wiederholt kriminalisiert und eine Null-Toleranz-Politik angekündigt. Zentraler Bestandteil seines ganzen Wahlkampfes ist die Mauer, die er an der Grenze zu Mexiko errichten will - auf Kosten des Nachbarlandes. Herkunftsländer will er zwingen, ausgewiesene Einwanderer zurückzunehmen.

Freihandel

Der Immobilienmogul ist ein großer Gegner der internationalen Freihandelsabkommen. Den Nordamerikapakt Nafta mit Mexiko und Kanada bezeichnete er als den wohl "schlechtesten jemals gemachten Deal". Unter seiner Präsidentschaft dürften weder das transpazifische Handelsabkommen TPP noch das amerikanisch-europäische Handelsabkommen TTIP große Chancen auf schnelle Verwirklichung haben. Auch den Handel mit China sieht Trump in seiner jetzigen Form kritisch. Auf der anderen Seite will er stärker auf industrielle Fertigung mit Exportorientierung setzen.

Gesundheits- und Sozialpolitik

Er will "Obamacare" sofort abschaffen und ersetzten. Insgesamt soll der freie Markt schalten und walten. Man soll Versicherungsbeiträge steuerlich absetzen können. Wettbewerb soll es auch zwischen den Bundesstaaten geben, um Kosten zu senken.

Homo-Ehe

Ist für einen Republikaner hier eher liberal. Zwar ist er nicht für gleichgeschlechtliche Partnerschaften, er hat sich aber öfter gegen die Diskriminierung Homosexueller ausgesprochen.

Kampf gegen den Islamischen Staat

Er spricht immer wieder über einen Plan zur Bekämpfung der Terrormiliz, Details bleibt er aber schuldig. Vor einigen Wochen erklärte er, die USA müssten militärisch mit Russland kooperieren. Andere Forderungen sind schon jetzt Teil der Strategie des Militärs - etwa die Zerstörung von Ölfeldern des IS.

Kriminalität / Sicherheit

Sieht die USA in einem Zustand großer Bedrohung. Gibt sich als harter Vertreter von "Law and Order", Gesetz und Ordnung, die Gewalt sei in den USA außer Kontrolle. Keine Details zu Plänen sind bekannt. Setzt sich für eine Form des "profiling" der Polizei ein, die auch das Scannen nach ethnischen Merkmalen einbeziehen kann. Sagt, die Polizei habe kein Rassismusproblem. Ist gegen Körperkameras. Will Guantanamo beibehalten und unterstützt Waterboarding.

Steuern

Er will die Unternehmenssteuern radikal von 35 auf 15 Prozent senken, um mehr Unternehmen zum Verbleib in den USA anzuspornen. Die Einkommensteuer soll bei 33 Prozent für Großverdiener gedeckelt werden, Niedrigverdiener sollen über die Nutzung von Freibeträgen zum Teil gar keine Einkommensteuer zahlen. Die reichsten Amerikaner würden einer Erhebung von Forbes zufolge pro Jahr 275 000 Dollar Steuern sparen, die Ärmsten 128 Dollar.

Todesstrafe

Ist uneingeschränkt pro Todesstrafe, auch und vor allem, wenn Polizisten getötet werden.

Verhältnis zu Deutschland

An Merkels Flüchtlingspolitik lässt er kein gutes Haar; er bezeichnete sie aber als eine großartige Politikerin. In Berlin ist die Skepsis groß. Seine Äußerungen zur Nato und zu Russland sorgten für Irritationen. Außenminister Frank-Walter Steinmeier nannte Trump einen "Hassprediger".

Waffenrecht

Er wird von der mächtigen Waffenlobby NRA unterstützt. Trump hat wiederholt einer noch stärkeren Bewaffnung der Bürger das Wort geredet - wenn alle bewaffnet seien, könnten sich auch alle besser vor Amokläufen oder Anschlägen schützen.

Wirtschaft

Er will die alten Energien wiederbeleben und sich damit einem weltweiten Trend widersetzen. Den arbeitslos gewordenen Kohlekumpels in West Virginia und Kentucky versprach er, sie wieder in Jobs zu bringen. Insgesamt will er eher weg von Dienstleistungen, hin zu mehr industrieller Fertigung. Das passt zu seinem Motto "Make America Great Again".

Quelle: dpa

KONTEXT

Hillary Clintons Positionen im US-Wahlkampf

Abtreibung

Die Demokratin ist dagegen, das Recht auf Abtreibung abzuschaffen oder einzugrenzen. Frauen sollen selbst entscheiden. Clinton plädiert auch dafür, eine Organisation für Familienplanung, die auch Abtreibungen durchführt, weiter finanziell zu unterstützen.

Arbeitsmarkt

Die Demokratin will den Arbeitsmarkt vor allem über bessere Bezahlung und bessere Ausbildung reformieren. Duale Ausbildungsmodelle nach deutschem Vorbild sollen her. Der Mindestlohn von 7,25 Dollar/Stunde soll auf 12, möglichst sogar auf 15 Dollar steigen. Clinton musste in ihrer Arbeits- und Sozialpolitik viel von Linksaußen Bernie Sanders übernehmen, um dessen Wähler zu halten.

Außen- und Verteidigungspolitik

Beim Gerüst ihrer Außenpolitik steht sie auf einer Linie mit der Regierung Obama - etwa bei der Zusammenarbeit mit Verbündeten. Im Gegensatz zu Obama will sie eine stärkere Führungsrolle. Die Syrienpolitik soll angeblich komplett auf den Prüfstand. Militärischen Interventionen steht sie offener gegenüber, manche sehen in ihr einen "Falken". Amerikanische Bodentruppen im Irak und in Syrien hat sie aber ausgeschlossen.

Bildung

Sie will vor allem den Zugang zu Universitäten erleichtern. Die immens hohen Studiengebühren sollen für arme Haushalte entfallen. Die Mittelschicht soll zumindest so studieren können, dass die Absolventen der Colleges nicht mit einem Schuldenberg ins Arbeitsleben starten.

Einwanderung

Die rund elf Millionen illegalen Einwanderer in den USA sollen nach ihrem Willen die Möglichkeit bekommen, die amerikanische Staatsbürgerschaft zu erhalten ("Path to Citizenship").

Freihandel

Hillary Clinton hat sich dem innerparteilichen Druck von links gebeugt und steht dem Transpazifischen Freihandelsabkommen TPP mit zwölf Nationen kritisch gegenüber. Sie werde kein Abkommen unterzeichnen, das schlecht für die USA ist. Das lässt allerdings im Grunde auch alle Türen offen. Möglich, dass Clinton nach der Wahl auf die Linie etwa des Weltwährungsfonds einschwenkt, die Weltwirtschaft durch Freihandel zu stärken.

Gesundheits- und Sozialpolitik

Clinton will das Gesundheitssystem "Obamacare" beibehalten, entsprechende Leistungen ausbauen. Angehörige, die Familienmitglieder pflegen, sollen ebenso besser unterstützt werden wie Behinderte.

Homo-Ehe

Sie unterstützt gleichgeschlechtliche Partnerschaften und setzt sich gegen die Diskriminierung von Homosexuellen ein.

Kampf gegen den Islamischen Staat

Sie will die Luftangriffe gegen den IS intensivieren und moderate Rebellengruppen stärker unterstützen.

Kriminalität / Sicherheit

Wendet sich gegen die Diskriminierung von Schwarzen und will das Justizwesen reformieren. Sie hat sich gegen Masseninhaftierungen und bestimmte Strafen ausgesprochen. Sie kritisiert Rassismus in der Polizei, ist für Körperkameras als Pflicht. Sie wendet sich gegen jedes "profiling" auf Grundlage ethnischer Merkmale. Das Gefangenenlager auf Guantánamo will sie schließen, Waterboarding als Verhörmethode lehnt sie ab.

Steuern

Sie will das Steuersystem im Prinzip beibehalten, nur an einigen Stellschrauben drehen. So soll es eine signifikante Steuererhöhung für Besserverdienende über 250 000 Dollar Einkommen im Jahr geben.

Todesstrafe

Clinton unterstützt die Todesstrafe für besonders schwere Verbrechen.

Verhältnis zu Deutschland

Sie kennt Angela Merkel lange, lobt sie in den höchsten Tönen. Als Außenministerin war Clinton sechs Mal in Deutschland, frei von Spannungen war das Verhältnis aber nicht immer. Sie drängte zu einer Intervention in Libyen, die Bundesregierung wurde davon kalt erwischt. Wenn sie Präsidentin wird, dürfte Berlin dennoch einer der ersten Ansprechpartner der USA in Europa bleiben.

Waffenrecht

Sie setzt sich klar und eindeutig für strengere Gesetze ein, die den Zugang zu Waffen erschweren. Die Waffengewalt sieht sie als Epidemie. Sie möchte Käufer mehr durchleuchten ("background checks") und die Waffenlobby in den USA eingrenzen. Das Verfassungsrecht auf Waffen einschränken will sie nicht.

Wirtschaft

Sie setzt vor allem auf moderne Industrie, darunter Erneuerbare Energien. Weltmarktführer für Erneuerbare könnten in den nächsten Jahren drei Nationen werden: China, Deutschland oder die USA. "Ich möchte, dass wir es werden", sagt Clinton. In der Wirtschaftspolitik setzt sie sonst eher auf den Status quo, mit moderaten Veränderungen.

Quelle: dpa

KONTEXT

Wichtige Wählergruppen in den USA

Afroamerikaner

Seit sich die Demokraten für das Wahlrecht von Afroamerikanern einsetzten, gehören diese zu deren treuesten Wählergruppen. Als erster schwarzer US-Präsident erhielt Barack Obama 2012 bei seiner Wiederwahl 95 Prozent ihrer Stimmen. Auch Clinton kann auf die Unterstützung der Wählergruppe hoffen, allerdings nicht mit einer hohen Wahlbeteiligung von 66 Prozent wie vor vier Jahren. Wie auch bei anderen Gruppen hat sich Trump mit kontroversen Bemerkungen auch bei schwarzen Bürgern nicht beliebt gemacht. Auch sein Argument "Was haben Sie zu verlieren" dürfte wenige überzeugen.

Hispanos

US-Bürger mit lateinamerikanischen Wurzeln sind die am schnellsten wachsende Bevölkerungsgruppe. Auch diese Gruppe gab ihre Stimme 2012 meist Obama, machte damals aber einen geringeren Teil der Wähler aus. Die Demokraten müssen sie vor allem zum Wählengehen überreden - 2012 taten das nur 48 Prozent. Das Zünglein an der Waage könnten Hispanos im Wechselwählerstaat Florida sein, wo die große Gruppe kubanischstämmiger Bürger traditionell die Republikaner unterstützt. In Bundesstaaten mit großem Latino-Anteil wie Colorado und Arizona könnten Trumps abfällige Bemerkungen über mexikanische Einwanderer und die Forderungen nach einem Riesengrenzwall Clinton zugute kommen.

3. Wichtige Wählergruppen

Frauen sind schon seit Beginn seiner Kandidatur ein Schwachpunkt für Donald Trump. Nach zahlreichen sexistischen Einlassungen dürfte das jüngst veröffentlichte Video, in dem der Republikaner vulgär über sein Vorgehen bei Frauen plaudert, die Kluft zur weiblichen Wählerschaft nur vergrößert haben. Umfragen zeigten Clinton klar bei den Wählerinnen vorne - und Trump bei Männern. Während Trump keine erkennbare Agenda zur Frauenpolitik vertritt, hat Clinton in ihrer Kampagne immer wieder Themen wie Lohngerechtigkeit, Elternzeit und Abtreibung angesprochen.

Evangelikale Christen

Konservative Christen sind für die Republikaner seit Jahrzehnten eine der wichtigsten Wählergruppen und haben trotz Vorbehalten gegen Trump bei den Vorwahlen größtenteils zur Partei gehalten. Aber auch mit dieser Gruppe könnte es sich der 70-Jährige seit der Enthüllungen über seine Anzüglichkeiten verscherzt haben. Denkbar ist, dass ein Teil dieser Gruppe bei der Wahl einfach zu Hause bleibt, weil er bei keinem Kandidaten mehr genügend Übereinstimmung mit der eigenen Weltsicht sieht.

Gering gebildete, weiße Männer

Trumps Wahlslogan "Make America Great Again" richtet sich zu großem Teil an weiße Männer ohne höheren Schulabschluss - jene Gruppe, die besonders von den Jobverlusten im Produktionssektor betroffen ist. Sie ist für Trumps Appelle gegen Einwanderung oder internationale Handlungsabkommen empfänglich. Traditionell wählten die Gewerkschaften eher demokratisch. Aber die weiße Arbeiterschaft ist zunehmend nach rechts gerückt - oder gar nicht mehr wählen gegangen. Trump hofft, dass bisherige Nichtwähler für ihn stimmen werden, weil er eine radikal andere US-Politik verspricht. Das könnte ihm in früher stark industriell geprägten "Swing States" wie Ohio oder Pennsylvania nützen.