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Covestro sieht Trendwende – Gewinnrückgang weniger stark als befürchtet

Seit Mai wächst das Geschäft bei Deutschlands drittgrößtem Chemiekonzern schrittweise wieder. Der Ausblick ist aber weiter von Unsicherheiten geprägt.

Die im April gesenkte Jahresprognose behält der Leverkusener Konzern trotz des positiven Trends der letzten Monate bei. Foto: dpa
Die im April gesenkte Jahresprognose behält der Leverkusener Konzern trotz des positiven Trends der letzten Monate bei. Foto: dpa

Die Coronakrise hat dem Kunststoffhersteller Covestro einen heftigen Einbruch im zweiten Quartal beschert: Der Konzernumsatz sank um ein Drittel auf 2,2 Milliarden Euro, der Betriebsgewinn vor Abschreibungen (Ebitda) um fast drei Viertel auf 125 Millionen Euro. Und unterm Strich verblieb ein Fehlbetrag von 52 Millionen Euro.

Insgesamt fiel der Gewinnrückgang aber weniger stark aus als ursprünglich befürchtet. Zudem deutet sich seit dem Tiefpunkt im April inzwischen ein relativ stetiger Erholungstrend an, wie Covestro-Chef Markus Steilemann im Gespräch mit dem Handelsblatt deutlich machte. „Wir sehen einen intakten Trend der sequenziellen Verbesserung“, sagte Steilemann.

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Während der Absatz im gesamten zweiten Quartal noch um 22 Prozent zurückging, lagen die Verkaufsmengen im Juli nach den Worten Steilemanns nur noch leicht unter dem Vorjahresniveau. Die typische sommerliche Abschwächung ist damit ausgeblieben.

Mit Blick auf das zweite Halbjahr gibt sich der Covestro-Chef dennoch vorsichtig: „Unabhängig von dem positiven Trend der letzten Monate bleiben riesige Unsicherheiten. Wir sind insgesamt noch weit weg von einer Normalisierung der Situation. Es geht eher darum, mit der neuen Situation normaler umzugehen.“

Die im April gesenkte Jahresprognose behält der Leverkusener Konzern daher trotz des positiven Trends der letzten Monate bei. Er rechnet weiter mit einem Absatzrückgang im Gesamtjahr und einem freien operativen Cashflow zwischen minus 200 Millionen und plus 300 Millionen Euro – gegenüber 473 Millionen Euro im Vorjahr. Der Ertrag auf das eingesetzte Kapital (ROCE) wird bei minus einem Prozent bis plus vier Prozent erwartet – nach 8,4 Prozent im Jahr 2019.

Analysten gehen aktuell im Schnitt davon aus, dass der Chemiekonzern das Gesamtjahr mit einem Verlust von 30 Millionen Euro, einem Betriebsgewinn vor Abschreibungen von gut 800 Millionen Euro und einem Free Cashflow von 85 Millionen Euro abschließen wird.

Als führender Hersteller von Polyurethanen (PU) und Polycarbonaten (PC) beliefert Covestro zahlreiche Industriesegmente, allen voran die Auto-, Bau- und Möbelindustrie, aber auch Sektoren wie Elektronik, Medizintechnik und die Textilindustrie. In den meisten wichtigen Abnehmerindustrien verbuchte Covestro Einbußen. Vor allem aber der Einbruch in der Autoindustrie wirkte sich stark auf die Absatzmengen aus.

Große regionale Unterschiede

Hier sind nach den Worten Steilemanns inzwischen zwar ebenfalls leicht positive Trends bei Absatzmengen und Umsätzen zu beobachten. Allerdings sei das Geschäft dabei von erheblicher Volatilität und großen regionalen Unterschieden geprägt.

In China etwa sei das Geschäft mit der Autoindustrie im zweiten Quartal um fünf Prozent gewachsen, während das übrige Asiengeschäft um 30 Prozent schrumpfte. In Europa wiederum wird die Nachfrage aus der Autoindustrie nach Beobachtung Covestros von hohen Warenbeständen bei den Herstellern und Händlern geprägt.

Positiv entwickelte sich unterdessen der Polycarbonat-Absatz im Elektronik- und Medizinsektor mit deutlich zweistelligen Wachstumsraten im zweiten Quartal.

Längerfristig betrachtet ist die Situation des Kunststoffkonzerns nicht nur von der Coronakrise geprägt, sondern auch von starken Schwankungen bei den Margen. Aufgrund von Kapazitätsengpässen im Markt waren sie bis 2017 auf ein Rekordniveau gestiegen. Nach der Inbetriebnahme vieler neuer Kapazitäten in der Branche sind sie jedoch ab 2018 wieder stark gesunken. Dieser Effekt wird inzwischen durch die Konjunkturflaute und Absatzeinbußen im Zuge der Corona-Pandemie verschärft.

Die Bruttomargen – also die Differenz zwischen Verkaufspreisen und Rohstoffkosten – bewegen sich bei den Standardprodukten nach den Worten Steilemanns inzwischen nahe an den historischen Tiefstständen. Man sehe auf diesem Niveau aber keinen Druck mehr in Richtung einer weiteren Margenverschlechterung. Seit Dezember seien die Margen auf niedrigem Niveau auch relativ stabil geblieben. Der Ergebnisrückgang im ersten Halbjahr sei daher im Wesentlichen auf die rückläufigen Absatzmengen zurückzuführen. Im zweiten Quartal lagen sie im Konzern um 22 Prozent unter dem Vorjahresniveau.

Covestro hat auf die Marktschwäche unter anderem mit einem Kostensenkungsprogramm im Volumen von 300 Millionen Euro reagiert. Es umfasst unter anderem einen 15-prozentigen Gehaltsverzicht bei den Führungskräften und eine vorübergehende Arbeitszeit- und Gehaltsreduzierung von knapp sieben Prozent bei den deutschen Tarifmitarbeitern.

Der Covestro-Chef zeigt sich überzeugt, dass der Konzern als global führender Produzent von Polyurethanen und Polycarbonaten über eine sehr günstige Kostenstruktur im Vergleich zu den meisten Wettbewerbern verfügt. Auch was die Kapazitätsauslastung angeht, sei man aktuell besser unterwegs als die Branche insgesamt. „Wir sehen daher sehr gute Chancen, gestärkt aus der Krise hervorzugehen“, so Steilemann.

Aktuell wird die Auslastung in der Polyurethan-Industrie bei etwa 70 Prozent vermutet, im Bereich Polycarbonat bei 75 bis 80 Prozent. Hauptwettbewerber von Covestro im PU-Geschäft ist der Ludwigshafener BASF-Konzern, der seine Zahlen für das zweite Quartal am kommenden Mittwoch vorlegt. Bei Polycarbonaten ist der saudische Chemiekonzern Sabic größter Anbieter neben Covestro.