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Covestro-Chef Steilemann: „Wir sind für eine zweite Welle gut gerüstet“

Der Chef des Kunststoffherstellers setzt auf seine bewährte Pandemie-Strategie – und eine unternehmenseigene Lockdown-Ampel. China sieht CEO Steilemann als großen Krisen-Profiteur.

Der Vorstandsvorsitzende rechnet nicht mit einem kompletten Lockdown in Deutschland. Foto: dpa
Der Vorstandsvorsitzende rechnet nicht mit einem kompletten Lockdown in Deutschland. Foto: dpa

Eine interne „Pandemie-Skala“ zeigt beim Kunststoffhersteller Covestro an, welche Auswirkungen das aktuelle Infektionsgeschehen für das Unternehmen hat. Sie reicht von Stufe eins bis fünf, dem völligen Lockdown. An diesem Dienstag steht sie bei drei, so wie in den vergangenen Wochen bereits: Die Mitarbeiter in der Verwaltung dürfen weiterhin frei entscheiden, von wo aus sie arbeiten. In der Produktion greifen bestehende Schutzkonzepte.

Ein Umschalten auf Stufe vier hat der Konzern trotz der steigenden Infektionszahlen in Europa noch nicht ins Auge gefasst. Covestro-Chef Markus Steilemann weiß, dass sich das schnell ändern kann. Doch das Unternehmen sei gut gerüstet für eine zweite Corona-Welle, sagt er im Gespräch mit dem Handelsblatt. „Wir vertrauen auf das, was uns in den vergangenen Monaten geholfen und starkgemacht hat.“

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Bisher ist Covestro tatsächlich besser durch die Krise gekommen als erwartet. Im dritten Quartal lag die verkaufte Menge bereits wieder leicht über der des Vorjahresquartals. Das operative Ergebnis stieg sogar um sieben Prozent auf 456 Millionen Euro. Weil sich die positive Entwicklung auch im Oktober fortsetzte, ist Covestro zuversichtlich, die jüngst angehobene Prognose eines operativen Gewinns von 1,2 Milliarden Euro im Geschäftsjahr erreichen zu können.

Analysten gehen davon aus, dass Covestro dies schaffen wird, wenn es keinen gesamtwirtschaftlichen Einbruch im Zuge eines größeren Lockdowns gibt. Die Baader Bank verweist auf den starken Cashflow in den ersten neun Monaten, der sich ebenso wie die gesunkenen Kosten bis ins kommende Jahr hinein positiv auswirken dürfte.

Vorstandschef Steilemann macht für diese Entwicklung nicht nur den Boom in China verantwortlich, von dem der Kunststoffhersteller kräftig profitiert. Covestro habe auf die Pandemie mit einem Konzept reagiert, das den Konzern im Wettbewerb schlagkräftiger gemacht habe. „Wir haben alles darangesetzt, zuverlässig liefern zu können, schnell auf veränderte Nachfrage zu reagieren und die Kosten im Blick zu halten.“

Lieferketten und Nachfrage werden eng überwacht

Dieser Mix werde auch in den kommenden Monaten eine entscheidende Rolle spielen. Einen kompletten Lockdown in Deutschland erwartet das Unternehmen nicht, aber Vorstand und Corona-Krisenstab analysieren jeden Tag die Folgen der Infektionsentwicklung auf globale Lieferketten, auf die Sicherheit der Mitarbeiter und auf die Stabilität der Produktion. Bisher verzeichnet Covestro dabei keine neu aufgetretenen Probleme.

In den Werken bleiben die Schichten weiterhin strikt voneinander getrennt, ein Notfallplan stellt zudem sicher, dass auch bei einem infektionsbedingten Ausfall einer Schicht die Produktion über einen begrenzten Zeitraum sichergestellt werden kann.

Steilemann ist bewusst, dass der aktuelle gesamtwirtschaftliche Aufschwung ein zartes Pflänzchen ist und durch einen kompletten Lockdown wieder gebremst würde. Er erwartet dieses Szenario nicht, denkt aber in alle Richtungen: „Wir versuchen, aktiv gegenzusteuern und selbst in einem kleiner werdenden Markt derjenige zu sein, der die Kunden immer beliefern kann.“

Liquiditätsmanagement wird aus seiner Sicht in den kommenden Monaten ebenso wenig an Bedeutung verlieren wie die Fähigkeit, Kosten schnell zu senken. Die Unternehmen könnten so ihre „Freiheitsgrade“ selbst mitbestimmen und flexibel bleiben, glaubt er.

Ebenso eng wie die Lieferketten überwacht das Unternehmen die Veränderungen in der globalen Nachfrage. Und die hat sich in der Pandemie schnell verändert: Vom Einbruch der Autoindustrie war und ist auch Covestro getroffen. Im Gegenzug blüht aber das Geschäft mit Kunststoffen für medizinische Anwendungen.

Was sich Steilemann vom nächsten US-Präsidenten wünscht

Überrascht aber war das Management vom plötzlichen Boom in der Heimelektronik, also beim Verkauf von Werkstoffen für Laptops oder Monitore sowie Baustoffen fürs Heimwerken. Beides profitierte vom Corona-bedingten Daheimbleiben der Verbraucher. Covestro stellte die Fertigung entsprechend um.

Eine veränderte Nachfrage registriert der Konzern vor allem in China. Dort kauften die Konsumenten zunehmend höherwertige und teurere Produkte, und sie änderten ihr Freizeitverhalten. Die zuletzt starke Entwicklung der Wirtschaft in dem Land sieht Steilemann nicht als Strohfeuer, sondern als nachhaltigen Trend. „China präsentiert sich quer durch alle Branchen bärenstark und wird von der Pandemie profitieren“, erwartet er.

Steilemann spielt damit auf die Strategie Chinas an, den Konsum im eigenen Land mittelfristig deutlich zu stärken. Zwar würden die USA noch für eine längere Zeit die weltgrößte Volkswirtschaft bleiben. „Doch die Pandemie wird den Prozess der Ablösung zugunsten Chinas beschleunigen“, erwartet der Konzernchef.

Der amerikanische Markt hat sich für Covestro in der Krise als robust erwiesen. An den nächsten US-Präsidenten hat Steilemann klare Forderungen: „Für uns als Chemieindustrie ist ein freier globaler Fluss an Waren, Dienstleistungen und Personen extrem wichtig“, sagt er. „Meine Erwartung ist, dass sich die Handelskonflikte auflösen und ein noch stärkerer freier Welthandel möglich wird.“